Mit Eren über der Schulter stapfte Levi die dunklen Gänge des Schlosses entlang. Er konnte deutlich spüren, wie angespannt der Braunhaarige war, doch er sagte nichts. Er genoss es eher, dass er diese Angst und Unterlegenheit, jedenfalls momentan, spüren und vollends auskosten konnte. Man könnte sogar meinen, es mache ihm Spaß. Aber es kamen auch Zweifel auf. War es wirklich so richtig? War es falsch, den Jungen so zu bestrafen, obwohl er nur etwas Neues sehen wollte? Sicher nicht. Aber Eren sollte trotzdem verstehen, dass er auf ihn hören musste. Levi wollte das Ende der Leine halten, die sich an Eren befand. Es hatte vielleicht die Ursache, über ein Schicksal einer anderen Person entscheiden zu können und sie nicht so plötzlich, ohne irgendwas getan zu haben, sterben würde. Dies plagte Levi sehr. Diese Angst, eine Person zu verlieren, die ihm auch nur etwas bedeutete.
Am großen Zimmer angekommen öffnete Levi die Tür, indem er sie mit dem Fuß auftrat. Er hatte ja keine Hand frei. In der ganzen Zeit, als sie zum Zimmer liefen, sagte keiner von Ihnen nur ein Wort. Eren hatten wohl eher Angst was falsches zu sagen und Levi wollte wohl eher vermeiden, irgendwas zu tun, was er nachher bereuen würde. Dafür musste er sich ziemlich konzentrieren. Der Schwarzhaarige ließ Eren unsanft auf den Teppich fallen, worauf er direkt schmerzlich aufkeuchen musste, sich den Bauch hielt. Levi lief lediglich zu seinem Schrank und zog ein paar zu große Sachen für den Jüngeren raus. Er hatte nicht vor, den Jungen zu schlagen. Dafür hatte er zu viele Gedanken im Kopf, die er erstmal sortieren musste.
"Hier, zieh das an.", Levi kam wieder in den Raum und warf dem Braunhaarigen das T-shirt entgegen. Eren schaute etwas verwundert zum Prinzen. Noch nie hatte er ihm seine eigene Kleidung gegeben, also warum jetzt? "Hör auf so zu starren. Du wirst die nächsten Tage nur das T-shirt tragen. Du bekommst auch heute und morgen kein Essen. Ich werde dich aber nicht verprügeln. Es gibt auch andere Wege, jemanden Gehorsamkeit und Regeln einzutrichtern, als nur Gewalt, auch wenn ich dies bevorzuge. Ich will aber nicht unbedingt dich verletzen.", der Braunhaarige sagte nichts, schaute aber immer noch etwas verdattert. Er nahm es aber dann doch hin und war auch etwas erleichtert, dass er heute noch verschohnt wurde. Er wusste ja nicht, wie lange das noch anhalten würde. Er konnte am Gesichtsausdruck von Levi erkennen, dass er eine Antwort erwartete. Er wollte aber gerade ihm nicht seine zittrige Stimme präsentieren, weswegen er nur nickte. Mit einem 'Tch' wendete sich der Schwarzhaarige von dem Braunhaarigen ab und ging wieder auf sein Bett zu, um wieder was zu lesen.
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Es war mitten in der 'Nacht', für Vampire jedenfalls, und nicht gerade warm. Die Fenster waren mit Vorhängen zugehängt und ließen kein Licht, und somit keine Wärme, ins Zimmer. Während der Prinz seelenruhig schlief, war Eren bitter am zittern, da dieses eine T-Shirt ihn nicht gerade warm hielt. Nur für kurze Augenblicke schaffte er es mal abzuschalten, sonst war er der Kälte hilflos verfallen. Er versteckte seinen gesamten Körper unter der Decke, hoffte es würde helfen. Kleine Tränen füllten seine Augen und er begann still zu weinen. Es war ihm momentan einfach alles zu viel. Er hatte so viele Gedanken im Kopf. Er wusste nicht, was er dagegen tun konnte, ohne völlig verzweifelt zu sein. Wird es irgendwann mal besser? Gibt es Hoffnung für mich? Kommt Licht ins Dunkle? Was passiert hier? Mit mir?, waren so die Standartgedanken, die in seinem Kopf rumspukten. Aber eigentlich war es ihm ja klar. Er wusste, was sein Schicksal war, er wollte es aber nicht warnehmen. Er wollte hier weg, wusste aber nicht wie. Er würde es nie schaffen, dafür ist Levi zu kontrollsüchtig. Ich darf die Hoffnung nicht aufgeben! Irgendwann macht er einen Fehler...nein...Levi macht keine Fehler. Aber...nein. Es gab einfach nichts...ich werde hier nie lebendig rauskommen. Wozu? Wozu hoffen, wenn es keinen Ausweg gibt? Wenn es am Ende des Tunnels Schwarz bleibt und kein Licht auf mich wartet? Vielleicht sollte ich mein jetziges Leben aktzeptieren und... und daraus das Beste machen? Sicher besser, als sich unnötig Hoffnung zu machen, meine Freunde und Familie irgendwann mal wiederzusehen..
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Es war gerade die Sonne untergegangen und Levi streckte sich einmal. Er hatte für seine Verhältnisse eigentlich ziemlich lange und erholsam geschlafen. Das sah man ihm auch direkt an, seine Augenringe waren nicht so ausgeprägt, wie sonst. Er stand auf und lief zum Bad. Er bleib abrupt stehen, als er Eren, mit angezogenen Beinen, mit den Armen umschlungen, und einem sanften Lächeln ersah. Was ist denn jetzt mit Eren passiert? Ist irgendwas Lustiges passiert, dass er jetzt lächelte? Levi zerbrach sich nicht weiter den Kopf darüber und lief ins Bad, um sich erstmal zu duschen. Aber ihn ließ der Blick des Jungen nicht in ruhe. Man erkannte sofort, dass er das nur aufgesetzt hatte. Es war nicht echt. Er zwang es sich womöglich selber auf. Hatte...Hatte er die Hoffnung aufgeben? Hatte er eingesehen, dass es keinen Ausweg gibt und versucht es jetzt zu aktzeptieren? Es wäre besser für ihn. Es macht es ihm leichter. Für mich...
Nach der erfrischenden Dusche betrat Levi wieder den Hauptraum. Eren saß immer noch auf seinem Bett, Beine angezogen, und schaute durch das Fenster. Er hatte die Vorhänge wohl aufgezogen. Das Mondlicht schien ins Zimmer und machte die Umrisse der Möbel erkennbar. Es wäre sowieso für ihn kein Problem gewesen, er konnte ja im Dunklen sehen. Noch immer hatte Eren dieses falsche Lächeln auf seinem Profil.
Er trat zu dem Braunhaarigen heran und betrachtete ihn genauer. Seine Augen waren rot, seine Lippen trocken und seine Haare völlig wirr. Hatte er die ganze Nacht geweint? Sieht jedenfalls so aus. "Eren.", die Stimme des Schwarzhaarigen verursachte, dass Eren erschrocken hochfuhr. War er so in Gedanken? Der Braunhaarige blickte Levi fragend an. "Geh dich duschen. Du siehst fertig aus und du stinkst.", sagte er und erwartete irgendeine trotzige Reaktion Erens, doch diese kam nicht. "Ist gut.", war alles was er sagte, bevor er aufstand und ins Badezimmer ging. Ernst?! Nichtmal einen bissigen Kommentar? Er macht es, ohne zu zögern? Das..., dachte sich Levi und blickte dem Jugendlichen verwundert hinterher.
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Biss zum Morgenrot [Ereri/Riren]
FanficDie schon immer angespannte Stimmung zwischen den Vampirvölkern macht die Kommunikation nicht gerade leicht. Ein Krieg schleicht sich an, als etwas unerwartetes passiert. Ein Junge, damals noch grün hinter den Ohren, will es seinem Vater beweisen u...