Kapitel 31

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Frisch bekleidet schritten Eren und Levi durch die Gänge. Eine der Verletzungen wollte nicht aufhören zu bluten, und nun hatte Levi einen Verband um seinen Unterarm. Es war ihm sichtlich ziemlich geleich, was mit seinem Körper war. Aber Eren schien dies wieder einmal schuldig und unwohl fühlen zu lassen. Levi hatte bereits eine Theorie: Wenn Eren seinem Feind eine tiefe oder große Verletzung zufügte, dann heilt diese nicht sofort. Dass hatte er nun jetzt schon zum zweiten Mal erleben dürfen.
"G-Geht es, Levi?" Angesprochener verdrehte die Augen und schnaubte durch die Nase. "Ja, alles gut, Eren. Wie oft denn noch. Mach dir bei so einer Kleinigkeit bitte keine Sorgen, gut?" Etwas zögerlich schenkte Eren Levi ein lächeln. Auf den Rest des Weges herrschte Stille. Was könnte die Königin nur von ihnen wollen?

"Mutter, wie sind hier. Also, was willst du mit uns besprechen?", fing Levi an und begab sich in seine typische lockere Haltung. Eren stand etwas weiter hinten, da er sich etwas unwohl fand, wenn er so weit vorne stand. Außerdem gehörte es sich nicht so. Höhere Gesellschaften waren immer vorne.

"Leider keine guten Umstände, befürchte ich..." Die Königin hatte einen bemitleidenen Blick auf ihrem Profil, als sie aufsah. In ihrer Hand hielt sie einen Brief, den sie wohl gerade eben erst erhalten hatte. Levis Blick huschte von ihrem Gesicht kurzerhand auf das Papier. "Wie ihr bestimmt wisst...gab es in den letzten Wochen öfters mal Geschehnisse, indem immer wieder Vampire unseres Reiches in die Menschenwelt gelangt sind." Eren schaute auf, da ihn dies doch etwas hellhörig werden ließ. "Ja, was ist damit? Soweit ich weiß, haben wir noch keine genaueren Hinweise darauf, wie es ihnen ermöglicht war, die Barikade zu durchdringen.", erläuterte Levi und verschränkte die Arme. "Ja, das stimmt. Und wir haben auch immer noch keinen Hinweis oder eine Spur, die uns dabei helfen könnten. Aber... Ich habe heute einen Brief erhalten. Eren, der ist für dich.", sagte sie und stand auf. Sie schritt nach vorne und übergab dem Jungen den Umschlag. Etwas fragend betrachtete dieser den beschriebenen Umschlag. Dort konnte er die Anschrift 'Eren Jäger' erkennen, welche auch noch in der Handschrift seiner Mutter geschrieben war. Diese würde er unter Hunderten wiedererkennen. "Was..?", brachte er hervor. Er hatte in den letzten Monaten immer mal wieder an seine Eltern gedacht und wollte ihnen schreiben, dass es ihm gut ging. Aber dann überkam ihm die Schuld und er verwarf den Gedanken sogleich. "Wie es aussieht, sind auch in deinem Dorf Vampire gewesen... Eren, du sollst wissen, dass es mir leid tut." Eren Augen weiteten sich geschockt. Er konnte auf die Worte der Königin bereits erahnen, was in diesem Brief geschrieben stand. Doch wollte er es nicht wahrhaben, nein, er wollte es nicht glauben. Sogleich füllten sich seine Augen mit Tränen und sank auf die Knie', als er die wunderbare und ordentliche Handschrift seiner Mutter bereits in den ersten Zeilen sah.

Lieber Eren,

unwissend, ob du diesen Brief jemals erhalten oder gar lesen wirst, schreibe ich ihn dir. Nicht nur für dich, sondern auch für mich und deinen Vater. Es hat uns besonders erschüttert und traurig gemacht, als wir dich nicht an jenem Morgen in deinem Bett vorfanden. Und als wir dann noch deinen Brief gelesen haben, da war dein Vater augenblicklich aufgestanden und dich suchen. Die Monate vergingen. Auch, wenn du uns dein Ziel preisgegeben hast, konnte dein Vater dich nicht zurückholen. Immer wieder erlebte er Rückschläge, bis er es irgendwann ganz aufgab. Aber ich habe nie aufgegeben, mein Schatz. Ich habe immer daran geglaubt, dass du irgendwann zu uns zurückkehren würdest.
Mir war es ganz gleich, als was du wiederkämest. Als Vampirjäger, als Vampir...oder gar einfach nur mein Sohn, der seinen Weg nach Hause suchte. Ich hätte dich so gerne noch ein letztes Mal in meine Arme schließen können, aber dies wurde mir vergönnt.

Heute früh kam ein gut gekleideter Geselle in unser Haus. Er sah nach dem Anschein ziemlich nett und freundlich aus, weswegen wir ihn auch in unser Haus ließen. Dies offenbarte sich allerdings binnen Sekunden danach als Fehler. Es war ein Vampir, oder eher ein Reinblüter, der es auf unsere Familie abgesehen hatte. Er tötete ohne zu zögern gleich deinen Vater...,der...der jetzt auf dem Boden leblos neben mir liegt.

Biss zum Morgenrot [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt