Prolog / Kapitel 0

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"Nein, Mutter! Ich will das nicht!", rief Levi seiner Mutter zu. Er floh. Es war ihm einfach zu viel. Er rannte. Er flüchtete es diesem Albtraum.
Er konnte es einfach nicht mehr hören. Jeder setzte ihn mit seinen Erwartungen unter Druck. Warum verstanden sie es nicht?! Warum kapierten sie nicht, dass Levi es nicht wollte? Sollte das doch seine Schwester übernehmen, die war wenigstens erwachsener als er. Er wollte einfach nur frei sein, frei von seinem Umfeld. Aber leider war er an sie gebunden und es gab keinen Ausweg, der ihm hätte helfen könnte, aus dieser Hölle zu entkommen.

Völlig genervt und verzweifelt sprang Levi in die Höhe, ehe er zu fliegen begann. Er wollte nur einmal ohne Sorgen sein, nur mal den Kopf frei kriegen. Er flog über die dichten und hohen Bäume des Düsterwaldes, nach etwas suchend, was ihn ablenken könnte. Auch wenn es noch so klein war. Stunden vergingen. Es war nun so 2 Uhr. Der Wald war finster. Nur noch das Zirpen der Grillen und das Quarken der Frösche am See waren zu hören. Alles wirkte so friedlich. Als wenn es diesen Krieg nicht geben würde... Als würde es diesen Zorn in der Luft gar nicht geben. Das Mondlicht sorgte für einen weißen Schein auf seiner Haut.

Er endschied sich eine Pause zu machen und setzte sich auf einen Ast. Streckte seinen Kopf in den Himmel und schloss seine Augen. Er genoss diese Freiheit. Er genoss diese Kälte. Er genoss es allein zu sein. Allein und sorgenfrei. Als Levi tief ein und aus atmete und nur die kühle Nachtluft spüren wollte, kam ihn ein leichter Windstoß ins Gesicht. Dieser verursachte, dass er seine Ruhe verlor. Er roch etwas... Es roch nach Mensch!

Levis Augen färbten sich augenblicklich in das dunkle Rot. Der Geruch wurde mit jedem Mal immer stärker. Er verfolgte ihn. Er sprang durch die Baumkronen, von Ast zu Ast... Bis er an einer Lichtung ankam, die von hohen Bäumen abgegrenzt war und vor Blumenpracht nur so strahlte. Besonders im Mondschein leuchtete das Wasser des Flusses und ließ die Blumenköpfe strahlen.

Er hielt auf einem Ast nahe der Lichtung an und wanderte mit seinem Blick über das hohe Gras. Soweit war hier nichts auffällig, wäre da nur nicht ein Zelt gewesen.

Was hat ein Mensch um diese Uhrzeit auf unserem Gebiet zu suchen? Weiß er denn nicht, wie gefährlich es für ihn ist, hier zu sein?

Als Levi das Geräusch eines Reißverschlusses vernahm, schaute er gespannt zum Zelt. Der Eingang des Zeltes öffnete sich und ein Braunhaariger Junge mit Giftgrün leuchtenden Augen blickte heraus. Und auf einmal verschwand dieses Verlangen nach Blut. Er konnte es sich nicht erklären, aber etwas an diesem Jungen hinderte Levi daran, seine dunkle Seite auszuleben. Levi war nicht gerade wegen seiner ruhigen Art bekannt, wenn es um Blut ging. Er machte sich durch seine Blutrünstigkeit und Gerissenheit einen Namen unter den Vampiren, was ihn so aus mancher Situation geholfen hatte.

Was macht ein Junge mitten im Vampirgebiet? Wie hatte er die Barriere überquert?

Levi spürte, wie seine Augen wieder seine normale blaugraue Farbe annahmen. Er setzte sich locker hin und lehnte sich an den Baumstamm des Baumriesens. Er wollte den Jungen bis zum Morgengrauen beobachten. Er wollte alles über ihn erfahren...

-

Es war immer noch Nacht. Levi saß immer noch auf dem Ast mit dem Blick stets in Richtung Zelt gerichtet. Er war sich immer noch nicht im Klaren, wieso ein Mensch die Barriere passieren und hier campieren konnte. Besonders Nachts waren hier viele Halbblüter unterwegs, die nur darauf geierten, was in ihre Fänge zu kriegen.

Eines ließ ihn aber besonders nicht los. Die Augen des Jungen... Sie hatten so ein dunkles Funkeln in sich, aber sie waren trotzdem voller Freude. Was war der Junge? Jedenfalls kein normaler Mensch, dass war Levi schon von Vornerein klar gewesen. Bei seinen 118 Jahren auf der Welt hatte er schon einiges gesehen, aber nicht sowas.Es war ihm komplett neu.

Biss zum Morgenrot [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt