Mit schweren Schritten lief er durch den Gang. Er musste sich an der Wand etwas abstützen, da er sonst das Gefühl bekam, der Raum würde sich wie ein Kreisel drehen. Und er hatte keine Lust, dem Boden von Angesicht zu Angesicht zu sein. Das wollte er dann doch lieber möglichst vermeiden.
Sein Brustkorb war umhüllt von Bandagen und sein Gesicht zählte wenige Pflaster. Jetzt, wo er wieder bei Bewusstsein war, verheilten die Wunden wieder etwas schneller, weshalb er nicht mehr ans Bett gefesselt war. Trotzdessen, dass Hanji in dort gerne noch ein paar weitere Tage liegen sah, wollte er so schnell wie es ging wieder auf den Beinen sein. Er fühlte sich, als hätte er Jahre geschlafen. Es war so als wären seine Gelenke mit Stein umhüllt, die seine Bewegungen deutlich erschwerten. Das kam wohl davon, wenn man wochenlang im Bett lag und schlief. Umso schneller wollte er wieder auf seinem alten Level sein.Sein Ziel war klar. Er wollte ihn sehen. Eren. Nun hatte er die Chance ihn mal ohne den Einfluss höhere Mächte zu sehen und einfach mal mit ihm reden zu können. Zu gerne würde es ihm interessieren, was in den vergangen sechs Wochen, während er schlief, passiert war. Aus Hanji hatte er zu seinem Bedauern nicht so viel bekommen können. Sie meinte, er solle mit Eren reden. Doch in gewisser Weise bezweifelte der Schwarzhaarige, dass Eren über alles bescheid wissen konnte. Doch er war für diese Möglichkeit gerne offen und ließ es auf ihn zukommen. Er konnte in seiner jetzigen Verfassung eh nicht viel machen, um dies zu umgehen.
Eine der wenigen Infos, die er von Hanji bekam war, dass Eren viel nachdachte und dies oft auf dem Schlosshof tat, wo er den Mond besonders gut beobachten konnte. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als er an dem Tag von vor vier Jahren zurückdachte, wo die drei zu der Lichtung einen Ausflug gemacht hatten, wo Levi Eren das erste Mal gesehen hatte.
Als er an der mächtigen Tür ankam, die das Äußere und das Innere von einander trennte, legte er seine zierliche aber doch starke Hand auf den Knauf und öffnete die Tür etwas. Wie er es erwartet hatte, schien der Mond eilig durch den dünnen Türspallt, was ihn nur noch mehr erahnen ließ, dass Eren sich an diesem Ort befand.
Er war schon immer fasziniert von dem hellstrahlenden Himmelskörper gewesen, erst recht, als er von dessen Kälte abhängig geworden war. Wie oft hatten die beiden unter dem Licht gesessen und einfach sich über den Tag unterhalten... Schöner Erinnerungen, an die er sich die letzten vier Jahre gerne erinnerte.Als er seinen Kopf durch die Öffnung steckte, konnte er den Braunhaarigen auf einer Steintreppe sehen, wie er in den Himmel schaute.
Levi atmete einmal tief ein und aus, ehe er einen Fuß vor den anderen setzte und sich dem Braunhaarigen immer mehr näherte. Mit jeden Schritt stieg die Nervosität, wobei Levi sich wunderte, woher diese plötzlich kam. Er hatte in den letzten Tagen mehr als versucht, sich auf das bevorstehende Gespräch vorzubereiten. Und dass er jetzt so weiche Knie' bekam, war ihm gar nicht wohl zumute. Normalerweise war er doch der, der immer direkt und ohne zu zögern seine Gedanken aussprach, und dann war es ihm jetzt so unangenehm? Es war mehr als untypisch für sein Verhalten. Aber... zeigte dies nicht nochmals, wie sehr ihm dieses Gespräch am Herzen lag? Wie auch immer, jetzt war es jedenfalls so. Da konnte Levi nun auch nichts mehr machen.
Er konnte nur hoffen, dass es Eren nicht zu sehr auffiel und wenn er es einfach ignorieren würde. Da wäre er ihm äußerst dankbar.Er ging von hinten auf den Braunhaarigen zu und setzte sich ohne Worte neben ihn hin. Es war eine unausgesprochene Tatsache, dass es Eren mindestens genauso ging wie Levi. Nur, dass er eben deutlich mehr zu sagen hatte und sich auch über Eines klar geworden war, was er die letzten Jahre unbewusst in den Hintergrund seines Herzen gedrückt hatte. Und dies war nunmal Levi.
Es herrschte eine erdrückende Stille zwischen den Beiden. Nur leicht traten der rauschende Wind und das zirpen der Grillen in den Vordergrund. Dies war wohl das Zeichen, dass es endlich einen Anfang dieses dringlichen Gespräch geben sollte. Levi räusperte sich und kratzte sich nervös an den Händen. Als er jedoch gerade noch etwas sagen wollte, kam ihn der Braunhaarige zuvor.
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Biss zum Morgenrot [Ereri/Riren]
FanfictionDie schon immer angespannte Stimmung zwischen den Vampirvölkern macht die Kommunikation nicht gerade leicht. Ein Krieg schleicht sich an, als etwas unerwartetes passiert. Ein Junge, damals noch grün hinter den Ohren, will es seinem Vater beweisen u...