Wie so oft in den letzten Wochen verbrachten die beiden ihre Zeit mit dem gemeinsamen traineren. Wenn man es denn so nennen konnte. Es stellte sich heraus, dass Erens Kraft sich in den letzten Wochen nochmal gesteigert hatte. Und das nicht zu Levis Vorteil.
"Komm schon! Gib alles!", rief Eren mit einem Grinsen dem Schwarzhaarigen entgegen. Während er so an der Decke stand, beobachtete er, wie Levi etwas außer Atem unter ihm war. Sie trainierten zwar schon den ganzen Tag, aber normalerweise hätte es unter normalen Umständen Levi noch etwas aushalten müssen. Er hatte nicht erwartet, dass es für ihn in dieser Kurzen Zeit so schwer fallen würde. Aber... was ist schon Zeit? Ist es nur eine Bestimmung, die uns alles nochmal stärker vor Augen führt, dass nichts unendlich ist? Dass es für alles ein Ende gibt? Oder ist es nur ein Wort, hinter den die Menschen sich verstecken, weil sie nicht mehr weiter wissen? Aber dieses Wort gibt es für übernatürliche Wesen nicht. Sie sind für immer in dieser Schleife gebunden und können nicht entfliehen. Sie sind von der Welt eingenommen worden, die sie dazu verordert hat, all das Leid und die Gesten der Welt auf sich zu nehmen. Aber was lag dahinter? Gab es einen, der all dies nach Strich und Faden kontrollierte? Gab es etwas, was über alles andere stand? Das weiß keiner... Aber dieses Wort 'Zeit'. Wozu gibt es dieses Etwas, wenn man keinen hat, mit dem man die Ewigkeit verbringen kann?
"Das glaubst du doch wohl selber nicht, Junge!", keifte der Ältere zurück und streckte seinen Rücken durch, worauf ein ekelhaften Knacken den Raum erfüllte. "Wirst du jetzt schon alt, dass dein Körper sich denen eines Opas gleicht, Levi?!", witzelte der Braunhaarige und zwinkerte ihm zu. "Ach halt doch die Klappe!" Mit diesen Worten bündelte Levi nochmal all seine noch verbliebende Kraft und sprang zu Eren empor. Dieser hatte wohl nicht mit sowas gerechnet, weshalb er schnell zur Seite sprang. Die Faust Levis traf auf die steinernde Decke und einzelne Brocken fielen herab. "Hättest mich ja fast getroffen, Opa!" - "Nenn mich noch einmal 'Opa' und du wirst es bereuen!", brummte er bissig und setzte zum nächsten Sprung an. Eren hatte sich ganz entspannt hingestellt und die Hände in seine Hosentaschen getan. Er war sich selbst ziemlich sicher, dass es nicht mehr viel brauchen würde, um den Kleineren zu Boden zu zwängen. Aber man sollte sich nie in Sicherheit wiegen. Besonders, wenn man Levi Ackermann als Gegner hatte. Denn dieser preschte gerade mit voller Kraft hervor und griff nach Eren Oberteil. Eren war mehr als überrascht über den plötzlichen Kraftschub Levis und ergriff dessen Hand, um die Situation unter seine Kontrolle zu bringen. "Wie erwartet.", meinte der Schwarzhaarige leise und musste wissend grinsen. Darauf guckte Angesprochener etwas verdutzt und ließ etwas nach. Dies nutzte Levi gleich aus, um sich aus den Fängen des Jungen zu befreien. Mit einem lauten Knirschen der Steine dreschte Eren auf den Boden ein, Levi fixierte Eren mit dem Knie auf seinen Beinen und die Hände über Erens Kopf. So konnte er sich nicht mehr bewegen. Beide außer Atem sahen sie sich tief in die Augen. Ihre Gesichter waren nur wenige Stücke von einander entfernt.
"Hör zu...", begann der Schwarzhaarige. Er hatte sofort die Aufmerksamkeit des anderen. Levi sah abwechselnd zwischen den beiden lebhaften Augen hin und her. Wieder einmal konnte er nicht leugnen, dass sie in ihm so viel weckten. Und er wusste nicht, woher das kam. Er versuchte es immer mehr es zu unterdrücken. Aber dieses stechende Grün fraß sich immer weiter, auch in seine Träume. "...Du magst zwar sehr stark sein - daran habe ich auch keinerlei Zweifel - ,aber ich kenne dich jetzt schon gut genug, um deine Schritte und Bewegungen bereits im Vorraus zu sehen. Du gibst dir selbst die Blöße, weil du nur deine Kraft vor Augen hast. Was an sich auch gar nicht mal so schlecht ist. Aber du musst dich auch auf die Gedanken des Gegners und dessen Mögliche Schritte konzentrieren. Sei mit dem einen Auge stets beim Feind. Nur weil ich vorraus sehen kann, was du tust, verlierst du am Ende immer wieder. Ich mag dir zwar kraftmäßg unterlegen sein...aber ich mache mir auch dein naives Denken zu nutze, Eren. Wozu kann man denn Gedanken lesen als Vampir, wenn man es nie einsetzt?!", fuhr er fort und ließ von Eren ab. Er schien von der plötzlichen Redseeligkeit des anderen etwas irritert zu sein. "J-Ja...Hast Recht", erwiderte dieser nur schwach und stand auch auf.
"Komm. Frisch machen und dann gibt's Essen.", sagte Levi und fuhr mit dem Handtuch einmal durch sein verschwitztes Gesicht. "Du hast diesesmal ziemlich viel abbekommen. Das tut mir leid.", sprach Eren etwas kleinlaut und ergriff ebenfalls sein Handtuch. Es stimmte, Levi war schon seit längerem nicht mehr ohne Verletzungen davon gekommen. Er hatte sogar eine Narbe davon getragen, die aus irgendeinem Grund nicht verheilte. Dies interessierte ihn aber herzlich wenig. "Schon... Ist aber nicht so schlimm. Du solltest während eines Kampfes nicht so viel Rücksicht auf deinen Gegner nehmen." - "Aber ich hab do—", Eren wurde von Levi unterbrochen, indem er einen Finger auf dessen Lippen legte und ihn warnenden ansah. "Doch, du hast wieder nicht deine volle Kraft benutzt. Wie sollst du diese einmal komplett kontrollieren können, wenn du die nicht einmal vollends benutzt, Eren?!" Angesprochener schüttelte sachte den Kopf, nachdem Levi den Finger runtergenommen hatte. "Ich will eben nicht, dass ich dich töte...", sagte er leise. Levi hörte dies zwar, reagierte darauf jedoch nicht.
"Eure Hoheit! Die Königin will Euch sprechen. Eren auch!", kam es plötzlich von einem Dienstmädchen, was in der Tür stand. Sie blicke peinlich berührt rein. Levi entging nicht, wie ihr Blick auf Eren haftete. Oder eher an seinen Muskeln, die durch das olivfarbende Top hervorstachen. Und er konnte nicht leugnen, dass es ihn nicht rasend machte, wie das Mädchen Eren ansah. "Schön, wir kommen gleich. Erst gehen wir aber duschen. Sag das meiner Mutter!" Nicht nur Eren schien von der Betonung Levis etwas irrtiert zu sein, auch das Mädchen machte ein perplexes Gesicht und eine sichtbare Röte stieg in ihr Gesicht. "J-Ja, verstanden!", sagte das Mädchen mit zittriger Stimme. Und schon verschand das kleine Mädchen.
"Levi- Ähm, das.." - "Entspann dich. Das war nur so dahin gesagt. Mir hat nicht gefallen, wie die dich angesehen hat. Fast, als wärst du ihre Beute. Einfach nur abscheulich!"
Auf Erens Wangen legte sich eine leichte Röte. Er fand es auf eine gewisse Weise ziemlich 'süß' und unterhaltsam, wie Levi sich manchmal aufspielte. Es gab ihm das Gefühl, was Besonderes für den Schwarzhaarigen zu sein. Und das wollte er auch...
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Biss zum Morgenrot [Ereri/Riren]
Fiksi PenggemarDie schon immer angespannte Stimmung zwischen den Vampirvölkern macht die Kommunikation nicht gerade leicht. Ein Krieg schleicht sich an, als etwas unerwartetes passiert. Ein Junge, damals noch grün hinter den Ohren, will es seinem Vater beweisen u...