Biss zum Morgenrot [Ereri/Riren]

Kapitel 42

Bei Hanji:

"Moblit! Wie ist die Lage?", kam es von Hanji flüsternd. Sie befanden sich an der äußeren Grenze der Fronten und kümmerten sich um die Verletzten, wenn es denn welche gab.

In den letzten Stunden gab es zahlreiche Opfer, die leider nicht alle geborgen werden konnten. Sie waren entweder in der Sonne verbrannt oder einfach nicht auffindbar. Die ganze Lage war einfach nur schrecklich. Keiner wusste wie es war, wie es stand und wie viele noch lebten. Es wurde davon ausgegangen, dass es auf beiden Seiten einen Truppenverlust von mindestens 67 - 70% gab. Der Krieg ging bereits über mehr als zwei Tage. Die Teams waren gespalten und konnten sich gegenseitig nicht gut kontaktieren. Es war eher auf Glück gebaut, wenn Hanji und ihr Team auf Verletzte oder Hilfe suchende Leute trafen.
Für Hanji war die momentane Situation einfach nur furchtbar. Sie wusste gar nichts! Ihre Gruppe schien wie abgeschirmt. Selbst ihr Team hatte bereits drei Männer verloren. Sie wollten sich umsehen, kamen aber nicht wieder. Hanji ging davon aus, dass sie in die Front geraten waren und getötet wurden.
Deswegen mussten sie nun umso vorsichtiger sein. Sie waren das Bindeglied zwischen der Königin, welche die Befehle gab, und den anderen Truppen. Wenn sie nicht mehr ihre Aufgabe erfüllen konnten, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis keiner mehr stand und der letzte Soldat gefallen war. Damit hätte keiner gewonnen. Dann würde ein weiterer Krieg ausbrechen. Und selbst unter solch schlechten Voraussetzungen war es den meisten ganz gleich, was mit ihren Männern passierte.

"Wir konnten zwei finden. Sie sind so stark verletzt, dass sie nicht regenerieren können. Sie scheinen Gift abbekommen zu haben!", berichtete Moblit und hatte mit zwei anderen Gruppenmitgliedern die zwei Verletzten im Petto. Augenblicklich drehte sie sich um und kramte in ihrer Medizintasche. Selbst wenn Vampire sich regenieren konnten, gab es Methoden um dies zu verhindern. Sie wurde meisten bei der Folter benutzt, um den Vampir zu quälen, damit er Informationen ausspuckte. Eine schreckliche Methode, die einfach nur abstoßend war. Aber auch wenn die Kraft des Gegners die von einem selbst und Maß überragte, konnte so eine Regenerierung unterbunden werden. Es gab noch andere Möglichkeiten, die aber für die jetzige Situation unnötig wären, sie zu erklären.

"Wir haben nicht mehr genung, um die Regenerierung zu unterstützen. Es reicht nur für einen! Wir-" Hanji hielt inne als sie den Vampir sah, der vor ihr auf dem Boden lag. Es war Eld. Ein sehr guter Kämpfer, der schon Vieles überstanden hatte. Unter anderem war er ein Untergeordnete von Levis Einheit und war stets an seiner Seite. Und sofort wusste Hanji, das was nicht stimmte. Wenn Eld hier war, dann war Levi nicht weit.
Aus Angst um ihren Freund kniete sich die Frau zu dem Blonden nieder und sah ihn besorg an. So stark wie Elds Verletzungen waren schien es nicht mehr lange zu dauern, bis er die Augen für immer schließen würde. Und wieder einmal verfluchte sich Hanji selbst dafür, nicht gegen den Tod einen Kameraden unternehmen zu können. Sie hatte es satt, ihre Freunde vor ihren Augen sterben zu sehen. Warum musste nur der ganze Scheiß passieren?!, fragte sie sich in diesem Moment selbst.

"Hanji...", hauchte der schwache Eld und kniff schmerzend die Augen zusammen. Sofort sah die Braunhaarige auf und nahm seine Hand. "Ja, Eld?", kam sie ihm fragend entgegen. War etwas mit Levi? Ging es ihm gut? Wo sind die anderen? "...Der Prinz...", fuhr er fort. Hanjis Befürchtungen schienen sich zu verwirklichen und sie malte sich die schrecklichsten Szenarien in ihrem Kopf aus. Was wenn Levi etwas Schreckliches passiert war? Wenn er schwer verletzt war?! Daran wollte sie gar nicht denken.. "Was ist mit Levi??" Aus Angst füllten sich ihre Augen langsam mit Tränen, obwohl sie es nicht wollte. Sie wollte nicht schwach wirken. Nicht in diesem Moment.
"Der Prinz hat mich zu dir geschickt...um...dir zu sagen...", Eld brach ab und fing an Blut zu husten. Doch darauf nahm Hanji keine Rücksicht und drückte seine Hand zunehmend fester. "Was ist mit Levi?! Sag schon!", wurde sie hysterischer und lehnte sich etwas über den Verletzten. "Ich soll dir sagen, dass du zu den Felsen gehen sollst...Er braucht dich dort...", waren seine letzten Worte, bevor sein Kopf zu Seite fiel und die Augen sich schlossen.