Es war gerade die Sonne untergegangen. Hanji, Levi und Eren wollten gerade aufbrechen. Eren konnte es kaum erwarten, endlich mal wieder an der frischen Luft zu sein. Auch, wenn es nur kurz war. Er wollte es in vollen Zügen genießen können.
"Gut, dann können wir jetzt los", meinte Hanji und schulterte ihre Tasche, die zudem auch zum Überfluss beinahe aus allen Nähten platzte. Levi sah Hanji irrtiert an und zeigte auf die braune Tasche. "Warum ist die so befüllt, Vierauge? Wir sind nicht lange und auch nicht weit weg. Wir machen keinen wochenlangen Ausflug!", meinte er verständnislos und verdrehte die Augen. Hanji hingegen zuckte mit den Schultern. "Man sollte auch alles vorbereitet sein, oder?" - "Tch, wenn du meinst. Wir sollten jetzt aber wirklich los. Sonst bekommt Eren noch einen Anfall, so wie er jetzt herumspringt!"
Eren hatte von dem Gespräch gar nichts mitbekommen, da er wie erstarrt nach draußen schaute. Die Tore waren bereits geöffnet, aber das Schloss verlassen hatten sie noch nicht. Er wankte ungeduldig umher und wartete sehnlichst, dass die beiden endlich von ihrem Gespräch ablassen würden und los könnten. Schon die ersten Mondstrahlen blitzten zwischen den Baumkronen hervor und schienen in den Eingang des mächtigen Schlosses.
"Wir können, Eren", kam es dann augenblicklich nach dem Gespräch von Levi, der sich neben Eren gestellt hatte und das bewundernde Gesicht des Jüngeren ansah. Dieser drehte den Kopf zu Levi und hörte gar nicht mehr auf zu strahlen. "Darf ich vorgehen?!", fragte er voller Elan. Hanji musste anfangen zu lachen, als sie die beiden zusammen sah. Eren war in diesem Augenblick ganz das Kind, welches gerade eine Entdeckerreise machen wollte, und Levi war einer der Eltern, der dies für keine gute Idee hielt, dem Kind aber nichts ausschlagen konnte. Es erwärmte ihr das Herz, wenn sie sah, wie nah die beiden sich in den letzten Monaten gekommen waren. Fast, als wären sie eine Person."Na schön, aber nur so weit, wie ich dich sehen kann!", meinte Levi zurück und machte sich schon bereit, den schnellen Bewegungen Erens zu folgen. Eren ließ sich dies nicht zweimal sagen und sprang schon in die Höhe, ehe er von Baumkrone zu Baumkrone hüpfte. Es war für ihn so ein befreiendes Gefühl. Er war selbst überrascht, dass der mit dem Vampirdasein so schnell abgeschlossen hatte. Wahrscheinlich, weil er sich bei einer gewissen Person so sicher und verstanden fühlte. Das hatte er in seinem alten Leben nicht. Da war nur sein alter Herr, der den Jungen nur so mit Erwartungen und Anforderungen überschüttete. Und seine Mutter, die sich aus dem Vampirjägergeschäft fein raushielt.
Im Hintergrund konnte er klar hören, dass die beiden anderen Vampire nur gerade so mitkamen, um Eren nicht aus den Augen zu verlieren. Es amüsierte ihn immer wieder, wenn er sah, wie er in manchen Punkten dem Schwarzhaarigen so überlegen war. Er verzog grinsend das Gesicht, ehe er sein Tempo nochmal beschleunigte.
So ging es dann noch eine Weile so weiter, ehe er an einer Lichtung stehen blieb. Er kam auf einem breiten Ast zum stehen und ließ sich auf diesen sinken. Er lehnte sich an den Stamm und sah auf den mit Blumen bestückten Untergrund, der von den Mondstrahlen nur so vor sich hin glänzte. Zudem ganz in der Nähe auch noch ein Fluss war, deren Geräusche dem Bild noch einen besonderen Touch gaben. Es war so friedlich hier. So unnberührt und ruhig. Eren legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Der Wind pfiff ihm um die Ohren und ließ sein Gesicht etwas kitzeln. Er fand es wunderschön hier. Er wollte öfters dort hin, jedoch... ging das noch nicht. Er wusste, dass es wichtiger war sich erstmal auf seine Stärke zu fokussieren. Es war für alle besser so. Und auf diesen Tag würde er hinarbeiten. Denn dann könnte er so oft wie er wollte diesen Ausblick bewundern und genießen.
Nach einem kurzen Augenblick spürte er, wie der Ast auf seiner rechten Seite etwas nachgab. Er musste nichtmal seine Augen öffnen, um zu sehen, dass es Levi und Hanji waren. Mit einem *Wums* ließ sich die Braunhaarige auf das Holz nieder. Dadurch wackelte der Ast etwas, weshalb Levi etwas schwankte. Hanji musste bei dem Anblick -wegen Levis Blick- anfangen zu lachen und hielt sich den Bauch. Darauf folgte ein Klaps auf den Kopf der Brillenträgern, ehe sich Levi auch dazu setzte. "Aua, dass musste jetzt nicht sein!", jammerte die Braunhaarige leise und rieb sich die Stelle. "Tch. Du musstest ja nicht lachen. Also, selbst schuld!", meinte er kalt. Eren musste kurz kichern, ehe er seine Augen aufmachte und diesen Anblick weiter genoss.
"Ich kenne diese Lichtung, ich war hier schonmal", sagte Eren in Erinnerungen schwelgend. Levi wusste wovon Eren sprach. Er hatte ihn damals ja selbst gesehen. "Ich weiß", meinte er desshalb und schenkte ein leichtes Lächeln Eren. Er hatte noch nie so viel gelächelt, gar gegrinst, als in der Zeit, in der Eren bei ihm war. Der Junge hatte damals durch sein Auftreten das ganze Leben Levis auf den Kopf gestellt. Und der Schwarzhaarige fragte sich immer wieder: "Wie konnte eine einzige Person ein Leben so verändern?"
"Du weißt es? Habe ich davon etwa erzählt?", fragte Eren etwas verwirrt. "Nein, hast du nicht. Aber ich war damals auch hier. Ich hatte mich mit meiner Mutter gestritten und bin nach draußen geflüchtet. Da ich zu der Zeit noch nichts gegessen hatte, war meine Nase umso empfindlicher und nahm alles mögliche war. Dann habe ich einen Menschen gerochen, dich, Eren. Ich war diesem dann gefolgt und kam zu dieser Lichtung. Sie war mir davor schon nicht unbekannt, weswegen mich dieser Anblick eigentlich nicht besonders beeindruckte. Aber dann war da ja noch der braunhaarige Junge, mit seinem Zelt, der seinen Vater beeindrucken wollte. Ich fand es recht amüsant, da ich mit sowas nicht gerechnet hatte. Dass ein Mensch im Vampirgebiet war, meine ich. Ich habe dich dann bis zum Sonnenaufgang noch beobachtet", erzählte Levi und musste an jene Nacht zurück denken. Eren hingegen verzog etwas irritiert das Gesicht. "Du warst da? Und hast mich beobachtet? Das kam jetzt schon etwas komisch rüber, Levi. Du sagtest, du hättest nichts gegessen. Dann hattest du mich als Mensch gesehen, mich aber nicht angegriffen?", stellte Eren diese für ihn die Frage, die für ihn unwissend voller Bedeutung war. Angesprochener zuckte mit den Achseln. "Ich wusste es damals selbst nicht. Aber als ich dich dann sah, da war das Hungergefühl einfach weg", erwiderte dieser. Dabei beließen es die beiden und schauten wieder in die Ferne.
Hanji hatte den beiden genaustens zugehört und unauffällig alles mitgeschrieben. Musste ja keiner wissen, dass sie sowas, egal wie klein, immer aufschrieb.
Zudem hatte sie auch angefangen, dieses Bild vor ihnen zu skizzieren. Sie fand es so schön, dass sie diesen Augenblick festhalten wollte. Sie war so selten draußen, da sie einfach immer zu viel zu tun hatte. Es war einfach nur schön, wie der Mondschein und der sanfte Wind ihnen diese Erfrischung schenkte, die die dreien so sehr brauchten. Es war mal was anderes, als nur die kahlen Schlosswände vor Augen zu haben."Wunderschön", sagte Eren sanft, als der Mond seinen Höhepunkt erreichte und nun in voller Pracht die Wälder erleuchtete. "Ja...", stimme Hanji mit ein und fing sogleich an, dieses Phänomen abzuzeichnen. Levi hingegen sah auf seine Hand. Er hatte sich mit seinen Armen hinten abgestützt, sowie Eren auch. Seine Hand lag nicht weit von dieser entfernt. Und aus irgendeinem Grund wollter der Schwarzhaarige sie in seine schließen. Er würde sie so gerne halten, aber er war sich unsicher. Wie würde Eren darüber denken?, diese Frage stand dabei im Mittelunkt.
Aber da kam ihm der Braunhaarige doch zuvor. Er ließ sich mit seinem Kopf auf den Schoß Levis sinken und sah von unten in dessen Gesicht. "Was ist?", fragte dieser und musterte Erens Gesicht. Er könnte sich in seinen lebhaften Augen gerade verlieren. "Danke, Levi" Etwas verdutzt sah der Schwarzhaarige im Gesicht aus. "Wofür?", fragte er desshalb. Er verstand nicht ganz. Wofür sollte er denn ihm gegenüber Dankbarkeit zeigen? "Ich danke dir dafür, dass du dich damals für mich eingesetzt hast. Dadurch konnte ich die andere Seite kennenlernen und verstehen. Durch dich habe ich all dies gemeistert. Ich bin dir dankbar dafür, dass du für mich da bist und sich dieses Leben dadurch so richtig anfühlt..!"
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Biss zum Morgenrot [Ereri/Riren]
FanfictionDie schon immer angespannte Stimmung zwischen den Vampirvölkern macht die Kommunikation nicht gerade leicht. Ein Krieg schleicht sich an, als etwas unerwartetes passiert. Ein Junge, damals noch grün hinter den Ohren, will es seinem Vater beweisen u...