Kapitel 38

291 26 4
                                    

Mit großen Sprüngen sprinteten Hanji und Levi zurück zum Schloss. Jetzt war Eile geboten. Es handelte sich um Sekunden, die alles entschieden. Sie mussten jetzt schnell handeln und ihre Armee aufstellen. Die Feinde waren da! Sie waren tatsächlich schon vorgerückt und griffen das Königreich an.
„Levi, was machen wir jetzt?!", rief Hanji ihm gegen den Wind entgegen. Er schaute kurz über seine Schulter, um sicher zu gehen, dass ihnen auch keiner folgte. Auch wenn diese Annahme eher vergeblich war. „Wir werden sofort meiner Mutter die Lage berichten! Dann werden wir die Truppen aufstellen. Wenn wir herausfinden welche Feinde es sind, können wir entsprechend angreifen! Ach so eine Scheiße!! Ausgerechnet jetzt!" Mit einem einstimmenden Laut von Hanji machten sie weiter.

-

„Euer Majestät! Die Feinde sind da! Sie sind bereits an der Grenze!", erzählte Hanji schnell und stütze sich auf ihren Knien ab, da diese Hektik für sie ziemlich anstrengend war. Die Königin konnte nicht glauben, was sie da von der Laborantin hörte. Die Feinde waren bereits auf den Weg hierher?! „Wieviele sind es und von welchem Stamm?!", kam sie entgegen und stand mit gefassten Gesicht auf. Sie durfte jetzt nicht den Kopf verlieren. „Wir haben nicht ganz erkennen können, wer es war. Aber wir können davon ausgehen, dass es sich hier um mehr als einen Stamm handelt. Sie greifen an und kommen aus südlicher Richtung! Wir müssen sofort einige Truppen einsetzen. Wir müssen auch Spione einsetzen, wenn wir uns einen Vorteil verschaffen wollen!", sprach Levi gewissenhaft. Er hatte sich bereits auf den Weg hierhin zum Teil gedacht, wie das Ganze hier ablaufen könnte. Und es würde nicht gut werden. Die Feinde waren stark. Es waren ja auch Reinblüterklans, von denen hier die Rede war. Sie waren viel stärker. Und wenn sie sich auch noch zusammenschlossen, waren sie beinahe unmöglich aufzuhalten. Aber nicht nur sie hatten Verbündete. Auch der Ackermann- Klan hatte welche. „Wir werden einige Truppen mit Ausrüstung mobilisieren und nach Süden schicken. Wir müssen davon ausgehen, dass noch mehr auf uns zukommen! Ich will so wenig verletzte wie möglich! Das können wir uns nicht erlauben! Hanji, du suchst dir deine besten Verbündeten und bildest eine eigene Einheit. Ihr werdet euch den Feind genauer anschauen. Levi, du wirst an der Front sein und die Truppen im Süden anführen! In der Zwischenzeit werde ich die Farlan und Isabel beauftragen, sich unterzumischen. Na los!" Dies befahl sie mit einem so beherrschenden Ton, dass dies keine Widerworte zuließ. Mit leicht bebenden Knochen drehte Hanji sich um und machte sich sogleich auf den Weg ins Labor. Wenn sie einmal die Chance bekam, etwas zu bewirken, dann ließ sie sich die doch nicht nehmen. Levi und seine Mutter tauschen noch kurz familiäre Blicke aus, die wie ein Gespräch zu funktionieren schienen. „Levi, pass bitte auf dich auf!" - „Ich verspreche es, Mutter! Ich werde dich nicht mehr enttäuschen!" Und somit stürmte er aus dem Raum und machte sich bereit.

-

Und nun standen sie da. Auf einem Felsvorsprung und betrachteten das tobende Gelände. Überall ertönten Schmerzensschreie und das hohe Geräusch von klirrenden Waffen. Es war einfach nur schrecklich. Die Bäume knickten ab, bei der Wucht, die gegen sie schlug. Gerade hatte ein Vampir des Braunklans einen von dem Ackermannklan den Kopf abgetrennt und diesen in die Luft gehalten. Dieses Abbild jedoch kümmerte den Braunhaarigen nicht im Geringsten. Er stand nur da und betrachtete die chaotische Lage. Er hatte keine Lust bei diesem unnötigen Krieg mitzuwirken. Auch, wenn es seine Aufgabe war. Er war eh nur hierher gekommen, weil er auf jemanden wartete. Und solange dieser jemand nicht kam, konnte er seinen Auftrag nicht erfüllen. So einfach war das. „Ist es nicht schön, Eren? Diese Schreie der Feinde, wie sie an ihrem eigenen Blut ersticken?", fragte Reiner und zog mit geschlossenen Augen einen Zug durch die Nase ein. Ihn betörte dieser metallische Geruch. Es war einfach nur Musik in seinen Ohren. Doch Eren verdrehte nur die Augen und ließ sie weiter über das Schlachtfeld wandern. Er behielt konsequent seine Umgebung im Auge. Er durfte den Moment nicht verpassen, in dem er auftauchen würde. „Was du ‚schön' findest, geht mir so ziemlich am Arsch vorbei. Mich ödet dies hier eher an.", sagte er kalt. Reiner seufzte wissend. Eren war eine Sache für sich, das wurde Reiner bereits nach den ersten Tagen klar, die er mit dem Braunhaarigen verbracht hatte. Er war nicht leicht zu Händeln und sehr temperamentvoll. Wenn etwas nicht in seinen Vorstellungen passte, änderte er es einfach. Mit oder ohne Gewalt spielte dabei für ihn keine Rolle. „Natürlich nicht. Hätte ich mir aber auch denken können. Seit du den Auftrag bekommen hast, diesen unehrenhaften Prinzen zu töten, scheinst du öfters ganz woanders zu sein. Plagen dich etwa Zweifel, Eren? Muss ich das den Göttern etwa melden?" Eren weitete die Augen vor Unglauben. Das würde er nicht tun. „Was denkst du denn?! Natürlich habe ich keine Zweifel! Einen Scheiß wirst du denen erzählen!", zischte er sauer. Er mochte es gar nicht, wenn Reiner diese Karte ausspielte. Er durfte sich nicht widersetzen. Das würde seinen Plan, Rache zu nehmen, nur kaputt machen. Und wie er bereits schonmal gesagt hatte, würde er alles tun, um diese Kraft zu erhalten. Selbst das Töten eines früheren Bekannten. „Dann ist ja gut. Ich frage nur, weil du deine Zielperson gut kennst und ihr später entgegen treten musst. Wenn ich so recht drüber nachdenke, würde ich mich auch fragen, was ich nun tun sollte." - „Ich werde doch nicht kneifen! Nein, ich habe es geschworen! Dieser Mann hat mir alles geraubt! Wäre er nicht gewesen, hätte es dieses Arschloch sicher nicht auf meine Eltern abgesehen! Levi ist an allem Schuld! Er hat mir meine Welt genommen. Mein altes Leben und meine Familie! Dafür muss er büßen. Und kein andere als ich wird es sein, der diesem Monster das Licht ausschaltet!"

-
„Los! Nicht nachlassen! Wir haben den einen Flügel beinahe besiegt!", brüllte er durch das Gemetzel. Es war ein Durcheinaner. Aber durch gute Kenntnisse konnten sie das Blatt für sich wenden. Sie hatten jetzt mit aller Kraft gegen eine ganze Ansammlung an Feinden gekämpft, obwohl sie in der Unterzahl waren. Von den Soldaten kamen laute Kampfschreie hervor.

Gerade hatte sich versucht ein Gegner an Levi heranzuschleichen. Doch dieser hatte es natürlich gemerkt. Sie befanden sich in Südwesten. Sie waren etwas vom Weg abgekommen und wurden von Feinden überrascht. Nur schwer gestaltete sich der Widerstand. Aber sie konnten sich nicht erlauben, jetzt schon den Löffel abzugeben. Es war gerade mal der Anfang des Schreckens. Wenn erst einmal die Hauptstreitkräfte aufeinander trafen,... das wollte man gar nicht wissen. Es würde mit absoluter Sicherheit noch schwerer werden als zuvor. Darauf könnte Levi wetten.

Als der Feind Levi in den Rücken fallen wollte, drehte sich dieser direkt um und durchbohrte seinen Brustkorb mit seiner. Augenblicklich viel der Körper zu Boden. Eigentlich war es leicht Vampire zu töten. Man musste nur die richtige Stelle treffen und schon war der Blutsauger hinüber. Aber bei seiner Aktion ging leider etwas von dem Blut daneben und landete auf seiner Kleidung. „Ah, jetzt habe ich auch noch scheiß Flecken auf meinem Oberteil! Ist ja widerlich!"

Biss zum Morgenrot [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt