5. Pferdefressen und weibliche Männerstimmen

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Irgendwo neben uns hörte ich gedämpft jemanden fragen, ob es uns gut gehe. Der Stimme nach könnte es ein Mädchen sein, aber sicher war ich mir nicht. Zudem hingen mir sowohl Rubys glatte, braune, als auch meine eigenen Haare ins Gesicht, weshalb ich nicht sonderlich viel sah.

Völlig unbeholfen versuchten Ruby und ich uns wieder zu entknoten, was nur langsam voranging. Neben uns sah ich jedoch einen ganzen Haufen an Menschen, die es wohl nicht für nötig hielten, uns auch nur in geringster Weise zu helfen. Nein! Sie standen da und begafften uns als wären wir die Attraktion des Jahres.

Während unseren Anstrengungen uns zu entwirren und dabei nicht wieder auf unserem Hosenboden zu landen, hörte ich jemanden sagen: „Ach kommt, gehen wir zurück zum Training. Lasst die zwei Gänse ihre Sachen allein regeln."

Nun einigermaßen auf den Beinen drehte ich mich mit Schwung zu ebenjener Person um. Dabei flogen mir meine Haare, in welchen sich einige Zweige und Blätter befanden, mit Karacho ins Gesicht und auch in den Mund. Erst spuckte ich meine Haare aus, nur um den jungen Mann mit den hellbraunen, kurzen Haaren und den grün-braunen Augen mit meinem besten Todesblick zu belegen. Jean.

„Wie bitte?!", fragte ich sauer, unterbrach jedoch nicht den Augenkontakt zu dem etwa 10 cm Größeren.

Neben mir baute sich nun auch Ruby auf und fragte durch zusammengebissene Zähne: „Gänse?" Kurz davor auf Jean loszugehen, schrie sie ihn an: „Gänse?! Ich gebe dir gleich Gänse, Pferdefresse!" Und damit sprang sie Jean an wie eine Furie.

Links neben mir hielt sich unterdessen ein Junge mit dunkelbraunem Haar den Bauch vor Lachen. Ich tippte da mal stark auf Eren.

Mein Blick glitt zurück zu Ruby und Jean. Ruby saß auf Jeans Bauch, während dieser am Boden lag, und wollte ihm wohl „zeigen was eine Hake ist", doch er hielt ihre Handgelenke fest, um nicht doch einen Schlag einzustecken.

„Was ist hier los?", wurde die Situation unterbrochen.

Diese Stimme war unverkennbar. Und da ist es egal in welcher Sprache. IHN erkennt man sofort.

Mein Kopf schnellte hoch und blickte den kleinen schwarzhaarigen Mann vor mir an. Ruby auf Jean hatte ebenfalls innegehalten. Ihre Augen klebten auf Levi und man konnte dieses Fangirl-Quietschen schon an ihren Augen erkennen.

Dieser Blick verschwand allerdings sofort als Jean den Moment nutzte, um sie von sich herunter zu schubsen. Nun saß Ruby wieder am Hosenboden und schrie: „Geht's noch?"

Levis Blick glitt zu den zweien am Boden hockenden und alles was er für sie erübrigen konnte, war das Heben einer Augenbraue.

Unterdessen begann die Stimme von vorhin, die ich einem Mädchen zugeordnet hatte zu stammeln: „Äh ... Äh, die zwei sind plötzlich a... aus dem Gebüsch gefallen u...und ...", weiter kam sie nicht. Levi gebot der Stimme mit einer Handbewegung zu schweigen und erwiderte sichtlich genervt: „Schon gut, Armin."

„Wie bitte, was?!!", entkam es mir entsetzt.
Mein Kopf ruckte wieder zu meiner linken und meine Augen hingen an dem jungen Mann mit den fast schulterlangen blonden Haaren.

„Was ist?", fragte Armin mit ebenjener mädchenhaften Stimme.
Ich wusste zwar, dass Armin im japanischen Original von einer Frau gesprochen wurde, aber dass man ihn in Wirklichkeit mit einem Mädchen verwechseln konnte? Auf das war ich definitiv nicht gefasst. Ich war mir sicher meine Augen hatten die Größe von Tennisbällen erreicht.

Levis graue Augen hingen nun an mir und ich fühlte mich unter seinem Blick mehr als nur unwohl.

Ich konnte nur meinen Blick senken und kleinlaut „Nichts" piepsen.

„Zurück ans Training!", keifte der miesgelaunte Schwarzhaarige nun. Die ganze Mannschaft, welche ich nun von hinten Pi mal Daumen als Eren, Mikasa, Armin, Sasha, Connie, Jean, Christa/Historia, Ymir, Reiner und Berthold identifizieren konnte, marschierte über die große Wiese zurück Richtung Schloss.
Nur Levi blieb und betrachtete uns als wären wir Kanalratten, die er nicht mal mit einer Kneifzange anfassen wollte. Nett.

„Was wollt ihr hier?", wurden wir gefragt. Etwas bedeppert schaute ich zu Ruby, welche mir denselben Blick zuwarf. Wir brauchten dringend eine Erklärung. Und zwar eine, die nicht verhinderte, dass wir rausgeworfen wurden, ohne überhaupt hineingekommen zu sein.

„Wir wollten Hanji besuchen. Wissen Sie, sie ist eine gute Freundin von uns", log ich, ohne rot zu werden.

Levi schenkte uns ein skeptisches Augenbrauenhochziehen, deutete uns allerdings mit einem Seufzen ihm zu folgen. Ich reichte Ruby die Hand, um ihr aufzuhelfen. Als sie stand, warf sie mir einen fragenden Blick zu, welcher sich wohl auf meine Ausrede bezog. Ich beugte mich zu ihr und flüsterte so leise ich konnte: „Wir brauchten einen Grund, um nicht sofort wieder hinausgeworfen zu werden. Deshalb der Besuch. Und ich brauchte jemanden, der uns nicht hier ankommen gesehen hat und mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit noch nicht gestorben ist. Deswegen Hanji."

Den Trainierenden, an denen wir vorbeigingen, rief Levi noch zu: „Und ihr macht gefälligst weiter oder ihr dürft die nächste Woche Küchendienst schieben!"

Von seiner Art war ich schon immer begeistert, weshalb ich mir ein Grinsen einfach nicht verkneifen konnte.

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