39. Tja, jetzt ist es raus. Oder so.

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Eren musste sich wirklich übertölpelt vorkommen, wenn er schon sooo respektlos war. Normalerweise nahm er es doch mit den Formalien überkorrekt.

Abermals setzte Erwin an, um zu erklären: „Zu allererst, muss ich euch sagen, dass das was wir jetzt in diesem Raum besprechen, auch in diesem Raum zu bleiben hat." Dabei schaute er die Rekruten eindringlich an. Aber irgendwie warf er uns denselben Blick zu, was ich nicht ganz verstand. Wir wussten doch, dass unsere eigentliche Identität geheim war.

Die drei Angesprochenen salutierten: „Jawohl!" Erwin nickte zufrieden und begann, dann mit der eigentlichen Erklärung: „Ruby und Tonia sind nicht von hier. Als sie bei uns ankamen, haben uns die zwei erklärt, dass sie aus einer anderen Welt kommen." Erwin legte mal wieder eine seiner berühmten Kunstpausen ein und beobachtete die drei Jugendlichen vor seinem Tisch genauestens.

„Sie haben uns erzählt, dass unsere Welt bei ihnen eine Geschichte ist. Daher wissen sie auch, was alles in Zukunft passieren wird", sprach der Blonde weiter und sah kurz zu uns, ehe er seinen Blick wieder auf das Trio richtete und fortfuhr: „Zumindest fast alles."

Hörte ich da etwa, einen missbilligenden Unterton? Was konnten wir denn bitteschön dafür, wenn er so genial eine Expedition plante? Oder, dass Isyamas Fähigkeit, in die Zukunft einer anderen Welt zu schauen, versagt hatte? Also soweit ich das sehe, sind wir hier an nichts Schuld.

Äußerlich ließ ich mir von diesen Gedankengängen nichts anmerken. Zumindest hoffte ich das. Ich schaute zu Eren und seinen Freunden und man merkte, wie sie versuchten die Information zu verarbeiten. Eren schien überraschend schnell zu schalten und meinte aufgeregt: „Das heißt ja, sie können uns bei der nächsten Expedition einen großen Teil an Verlusten ersparen."

Bevor noch etwas kommen konnte, meinte ich: „Ich fürchte, das können wir nicht." Geschockt blickte uns der braunhaarige an. Armin fragte gleich argwöhnisch nach: „Könnt ihr nicht oder wollt ihr nicht?" In seiner Stimme schwang Wut mit. Ich konnte ihn verstehen, wir hätten viele Leben retten können.  WENN die Expedition im Anime vorgekommen wäre.

Ruby warf nun betrübt ein: „Armin, wir können nicht. Diese Expedition kam nie in der Geschichte vor." Sie stockte kurz und sah dann zu Boden: „Eigentlich wissen wir ja nicht einmal, um was es bei der Mission morgen geht." Mich traf der Schlag. Sie hatte recht. Man hatte uns nie erklärt, worum es bei der Expedition eigentlich ging.

Mein Kopf schoss zu Erwin und ich hoffte doch sehr, dass er meinen Blick als Aufforderung zum Reden sah. Der schaute uns leicht verwundert an und meinte: „Hat euch das keiner gesagt?" Ich hatte das Bedürfnis jemanden zu schlagen. Sein Ernst? War der Idiot jetzt schon senil? Der vergaß doch sonst nichts!

Wenn ich jetzt meinen Mund öffnete, dann würde ich ihn vermutlich anschreien, wie bescheuert man eigentlich sein kann. Glücklicherweise antwortete Ruby kopfschüttelnd: „Nein." Immerhin hatte sie sich im Griff, auch wenn ihre Augen ebenfalls ein bestimmtes Funkeln hatten. Normalerweise hatte sie das nur, wenn sie über ihren Ex sprach. Oh, Erwin, da hast du ja echt Scheiße verzapft, wenn wir schon beide sauer auf dich sind.

„Hm", kam überlegend von dem Blonden, „Wir wollen einen Stützpunkt im Titanengebiet einrichten. Eine Art Notlager für weitere Expeditionen." Von uns erklang nur ein nüchternes „Aha". Danke, die Information kam ja überaus früh. Das war ja schon wie in meiner Schule, wo die Informationen entweder verspätet oder gar nicht bei den Schülern ankamen.

So, jetzt hatten wir erfolgreich vom eigentlichen Grund dieses Zusammentreffens abgelenkt. Nur Armin schien da ja eher weniger abgelenkt. Denn der fragte: „Wenn ihr unsere Zukunft kennt ... wisst ihr vielleicht auch warum sich Eren in einen Titanen verwandeln kann?" Oh je, bis sie das herausfinden, würde es noch ein bisschen dauern. Ich sah Ruby an, die auch so ausschaute als würde sie diese Frage nicht beantworten wollen.

Levi beobachtete natürlich mal wieder äußerst genau und befahl: „Raus damit." Wir schauten mit weit aufgerissenen Augen zu dem schwarzhaarigen. Ruby presste ihre Lippen aufeinander und senkte ihren Blick auf den Boden. Das würde ich jetzt auch gerne machen, nur der Blick von dem Kerl lähmte mich regelrecht. Ich begann ein wenig auf meiner Lipper herumzukauen, ehe ich meinte: „Naaa, ich glaube, das sagen wir euch lieber wann anders."

Hanji sprang sofort an unsere Seite und meinte: „Also, wisst ihr es. Los sagt schon! Sagt schoooon!", und schüttelte meine arme Freundin zu Tode. Doch diese schien sich das nicht so gefallen zu lassen und packte ihre Entschlossenheit aus.

Sie griff Hanjis Handgelenke und sah sie eindringlich an: „Wenn wir euch das jetzt sagen, dann verändert das alles. Und ich weiß nicht, ob das so gut ist, wie es sich vielleicht anhört." Hanji sah ihr Opfer nur mit großen Augen an.

Ich beschloss dem hier ein Ende zu setzen und stand auf. „Ich denke, dass das genug Stoff zum Nachdenken für heute ist. Wir müssen morgen alle früh raus und es wäre sicher nicht gut, wenn wir unausgeschlafen zu einer Expedition aufbrechen", ließ ich entschlossen verlauten. Ruby machte sich ebenfalls von Hanji los und folgte mir in Richtung Tür.

Vor den drei Neueingeweihten blieben Ruby und ich stehen und sahen sie scharf an. „Ihr erzählt niemanden was davon", meinte Ruby für ihre sonstigen Verhältnisse verdammt streng. Alle drei schauten mehr oder weniger überrumpelt, weshalb ich noch anfügte: „Habt ihr das verstanden?" Gehorsam nickten sie.

Mit einem möglichst festen Schritt gingen wir zur Tür und verließen das Büro. Auf dem Weg zu unserem Zimmer begannen wir beide zu kichern. „Mann, das war ein epischer Abgang", freute sich Ruby.
„Oh, ja und wie", gab ich zurück. Nach einer kurzen Pause meinte ich noch: „Ich kann gerade so richtig nachvollziehen, warum Levi immer so missmutig dreinschaut. Die drei waren so überrumpelt." Kichernd nickte Ruby: „Ja. Ich glaube Eren wollte sogar schon salutieren. Seine Hand hat gezuckt." Das war wirklich der Höhepunkt.

Attack on Titan becomes realityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt