16. Sanfte Riesen

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Mein Weg führte mich die Treppen hinunter. Ich ging den ein oder anderen Korridor entlang, bis ich anstand und wieder umdrehte.

Schließlich und endlich kam ich wieder in der Eingangshalle an. Kurz überlegte ich, wo ich jetzt hinsollte. Kurz blickte ich mich um, beschloss aber schnell, einfach mal eine Runde, um das Gebäude zu drehen.

Somit ging ich entschlossenen Schrittes auf die überdimensionale Holztür zu und drückte sie auf. Für diese Größe schwang der Türflügel echt einfach auf. War wohl gut geschmiert.

Ich trat ins Freie und schirmte meine Augen mit der Hand vor der Sonne ab, die mir direkt ins Gesicht schien. Von etwas weiter weg konnte ich Pferde wiehern hören, weshalb hier wohl irgendwo ein Stall sein musste.

Ich war einmal reiten, habe aber bald wieder damit aufgehört, dennoch konnte ich Pferde gut leiden, weshalb ich den Geräuschen bestmöglich folgte.

Es dauerte auch nicht lange und ich sah die Ställe. Ich sog den Geruch einmal tief auf. Ich liebte diesen Geruch einfach.

An der Wand angehängt, stand ein braunes Pferd und daneben ein blonder Riese mit einem leichten Bart. Es musste sich um Mike handeln. Ich meine, wer ist sonst so groß?

Unschlüssig was ich nun tun sollte, stand ich da wie bestellt und nicht abgeholt. Ich hasste es mit Menschen zu reden und ohne Ruby war ich nur halb so selbstbewusst. Eigentlich vollkommen bescheuert, aber wahr.

Mich erfasste eine leichte Brise, die genau in Mikes Richtung wehte. Er drehte den Kopf zu mir und sah mir direkt in die Augen. Ich fühlte mich mal wieder total unwohl in meiner Haut und überlegte schon, ob ich nicht einfach wieder umdrehen sollte. Jedoch hob der große Mann die Hand und deutete mir zu ihm zu kommen. Toll. Wirklich toll.

Schüchtern schritt ich zu dem Blonden und kam etwa zwei Meter entfernt von ihm zum Stehen. Er sah mich mit einem leicht skeptischen Blick an und schnüffelte in der Luft. Dass er das tun würde, war zwar vorherzusehen, nur war es trotzdem komisch.

Gleichdarauf begann der Riese vor mir zu grinsen. Wenn ich mich nicht täuschte und mich meine Suchtlerkenntnisse nicht im Stich ließen, hieß das, dass er mich mochte. Na immerhin.

Dadurch etwas mutiger ergriff ich das Wort: „Ähm, hallo, ich bin Tonia", und hielt ihm die Hand hin. Er griff zu und zerquetschte mir fast die Hand als er sie schüttelte und erwiderte: „Mike. Aber ich glaube, das weißt du schon."

Leicht verdutzt schaute ich ihn an. Ich hatte keine Ahnung, wie viele Mitglieder des Aufklärungstrupps wussten, wer Ruby und ich waren, aber Mike schien es zu wissen. Überrumpelt gab ich zurück: „Äh ... ähm j-ja, das ... stimmt. Ähm ... freut mich dich kennenzulernen. Also so richtig, in Wirklichkeit."

Innerlich hätte ich mich jetzt gerne selbst geschlagen. Was quasselte ich hier eigentlich? Mike schien das Ganze jedoch recht amüsant zu finden und grinste weiter vor sich hin.

Und wieder stand ich da und wusste nicht, was ich tun sollte. Doch Mike nahm mir die Entscheidung ab, indem er fragte: „Wie gefällt es dir hier?"

„Na ja, dafür, was ich bis jetzt gesehen habe, finde ich es eigentlich echt toll. Nur der Kerkeraufenthalt hätte mir erspart bleiben können", antwortete ich leicht befangen.

Als Erwiderung bekam ich ein Nicken. „Wie heißt das Pferd?", fragte ich, um nicht wieder in Schweigen zu verfallen. Mir fehlten gerade eindeutig die Hosentaschen, in denen ich meine Hände vergraben konnte.

Netterweise war Mike so gesprächig und erklärte: „Das ist meine Stute Finia." Ich lächelte und nickte anerkennend: „Ein schöner Name." Einige Sekunden darauf fragte ich nach: „Darf ich sie streicheln?" Mike schaute mich kurz überlegend an, ehe er mir mit einem Nicken zu verstehen gab, dass ich durfte, worum ich gebeten hatte.

Somit wechselte ich von Pferdehintern zu Pferdekopf und legte meine Hand an den warmen Hals der braunen Stute. Ich hatte es bis eben nicht bemerkt, aber meine Finger waren eiskalt und das warme Tier war eine wahre Wohltat.

Während ich über Schnauze und Hals fuhr, striegelte Mike seine Stute seelenruhig weiter.

Ich blieb nicht lange, da es mir schnell zu langweilig wurde, still in der Gegend herumzustehen und das Pferd zu streicheln. Ich verabschiedete mich winkend und wünschte dem sanftmütigen, blonden Riesen noch einen schönen Tag.

Ich setzte meine Runde um das Schloss fort. Die Begegnung mit Mike hatte mich irgendwie in ein Hochgefühl hineinkatapultiert, weshalb ich jetzt hüpfend und pfeifend weiterspazierte.

Allerdings bekam ich nichts interessantes mehr zu sehen, außer Mauer, Gras und Bäume, weshalb ich irgendwann anfing zu singen. Natürlich ein Lied, von dem es tausende Attack on Titan Musikvideos gab: „Legends never die" von League of Legends. Es war eines dieser Lieder, die man zufällig findet und dann nicht mehr aus dem Kopf kriegt.

Beim Refrain vertauschte ich immer wieder Zeilen und ärgerte mich darüber. Es war zum Haare raufen. Ich hörte erst auf als ich fast wieder beim Eingang war und weiter weg eine Gruppe Runden laufen sah. Ah, das offiziell zertifizierte Kanonenfutter* trainiert gerade.

* Attack on titan IN 9 MINUTEN [German version] ist wirklich zu empfehlen, dirket oben verlinkt

Attack on Titan becomes realityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt