8. Meins! ... Nein, doch deins.

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Ich war mir gerade sicher, dass mein Herz so laut klopfte, dass Erwin es über den Tisch hinweghören musste. Zudem begannen sich die Räder in meinem Kopf gerade zu drehen, ohne ineinander zu greifen. Und wenn ich mir nicht absolut sicher wäre, dass es unmöglich ist, könnte ich meinen, aus meinen Ohren würden schon Rauchwölkchen aufsteigen.

Ruby, neben mir, schien ebenso überfragt. Ihr Kopf machte einer Erdbeere Konkurrenz und sie öffnete und schloss ihren Mund wie ein Fisch auf dem Trockenen.

Völlig überfordert blickte ich mich im Raum um und versuchte die Erklärung irgendwo zu finden. Als würde die hier irgendwo herumfliegen. Hier fliegt doch noch nicht einmal Staub herum!

„Intuition", brachte ich schließlich heraus. Es klang allerdings mehr als würde ich meiner Mutter erklären, dass ich ihr Auto zu schrott gefahren hatte und jetzt einen Tobsuchtsanfall erwarten würde.

Levi hinter uns ließ wieder sein berühmtes „Tz" im Raum erklingen und Erwin hob eine Augenbraue. Hanji links neben uns runzelte die Stirn skeptisch und hatte diesen grusligen Glanz in den Augen. Dieser Blick erinnerte mich irgendwie an einen Massenmörder. Nicht, dass ich schon einmal einen getroffen hatte, aber so stellte ich mir den Blick von einem vor.

„Also, das ist so ...", begann Ruby. Oh nein. Sie ruinierte alles. Ich beugte mich mit panischem Blick zu ihr und wollte meine Hand auf ihren Mund pressen. Jedoch klatschte sie mir ihre flache Hand ins Gesicht und drückte mich von sich weg, während ich versuchte irgendwie meine Hände auf ihr loses Mundwerk zu bekommen.

Unbeeindruckt redete sie weiter. „Wir kommen aus einer anderen Welt. Oder Dimension. Oder wie auch immer man das nennen will."

Ich versuchte sie zu unterbrechen, bekam aber nur irgendein Gestammel heraus, weil Rubys Hand auch auf meinem Mund lag.

„Und von dort, wo wir herkommen, da seid ihr nicht real. Also, ihr existiert schon. Irgendwie. Naja, ihr seid eben fiktive Charaktere. Wie aus Büchern."

Entmutigt gab ich es auf meine Freundin zu unterbrechen. Ich verschränkte meine Arme trotzig und gab ein missmutiges „Hmpf" von mir.

Levi ließ verlauten: „Beweist es!"

Ein diabolisches Grinsen stahl sich auf mein Gesicht. Ruby hatte ihr Handy in eine offene Seitentasche des Rucksacks gesteckt und das schaute etwas heraus. Und es war das perfekte Beweismittel. Denn so etwas Hochtechnisches gab es hier nicht.

So schnell ich konnte, wollte ich nach ihrem Handy greifen. Allerdings reagierte sie schneller und zog es aus der Tasche und sprang vom Stuhl.

Ich sprang ebenfalls auf und stürzte mich, wie Levi kurze Zeit vorher, auf meine beste Freundin und schrie wie ein wütendes Kleinkind: „Gib's her!"

Ruby schaffte es mich von sich weg zu schubsen, sodass ich einen Meter zurückstolperte. Ihr Blick sagte eindeutig: „Bettle!"

Ich straffte meinen Rücken und setzte einen neutralen Blick auf, der Levis fast Konkurrenz machen konnte: „Vergiss es. Dafür habe ich noch zu viel Würde."

Meine Würde wieder über Board werfend stürzte ich mich abermals auf sie. Ruby schrie auf und wir begannen uns im Kreis zu jagen. Begleitet wurde unser Schauspiel von unseren Rufen: „Gib endlich her!" „Nein!"

Hanji beendete unsere kleine Jagd, indem sie Ruby das Handy aus der Hand stibitzte als diese an ihr vorbeirannte.

Hanji hatte wirklich Glück, dass Ruby sie so gerne hatte, sonst würde Hanji sicher nicht mehr so entspannt dort stehen.

Geschockt blickt meine Freundin auf die Brillenträgerin, die fasziniert das Handy hin und her wendete. Als sie an einer Taste auf der Seite ankam und das Display aufleuchtet ließ sie es kreischend fallen und sprang hinter Levi in Deckung. Ruby schrie ebenfalls auf, da ihr Schaaatzzzz! – Tschuldigung – auf dem Boden aufschlug.

Ich stürzte mich auf das am bodenliegende Gerät und sagte triumphierend: „Meins!", als ich es in der Hand hielt.

Ruby versuchte einmal an ihr Eigentum heranzukommen, ich wich ihr aber aus. Ich ging zu Erwins Tisch und deutete Levi und Hanji, dass sie sich zu uns stellen sollten.

„Ihr wollt einen Beweis? Gut." Ich schaltete das Handy ein und kam zum Sperrbildschirm. Da ich den Code von Rubys Handy nicht kannte, stöhnte ich genervt auf und deutete ihr, dass sie es entsperren sollte.

„Was soll ich ihnen denn zeigen?", fragte sie mich.

Ich zuckte kurz mit den Schultern und hielt ihr auffordernd meine Hand entgegen. Diesmal bereitwillig überreichte sie mir ihr Handy. Ich ging auf Whatsapp und suchte kurz unseren Chat. Ich scrollte hinauf und fand eine Levi-Collage. Ich tippte auf das Bild, sodass diese im Vollbildschirm-Modus aufschien. Ich legte das Handy wieder auf den Tisch und deutete mit einer Miene darauf, die so viel sagte wie: „Da habt ihr's!"

Erwin, Levi und Hanji starrten auf den Bildschirm als würde die Levi-Collage gleich aus dem Bildschirm hüpfen und zu einem Levi-Doppelgänger werden.

Levi hob als erstes den Kopf und schaute in unsere grinsenden Gesichter. Sein Blick schwankte zwischen „Wieso?!" und „Ich würde euch sehr gerne an die Titanen verfüttern, nachdem ich euch viergeteilt habe." Dabei schien er sich nicht einmal zu fragen, woher wir die Bilder überhaupt hatten. Und wie sie in das Ding, das hier keiner kannte, gekommen waren. Denn ich glaubte, dass hier alle mittlerweile kapiert hatten, dass das nicht mit Pinsel und Farbe gemalt wurde.

Auf das Fragende in seinem Blick konnte ich mir nicht verkneifen zu antworten. „Du bist einfach toll", sagte ich schulterzuckend. Ruby neben mir nickte bekräftigend: „Jap."

Nun schauten auch Hanji und Erwin auf. Erwin ließ sich zwar nichts anmerken, aber in seinen Augen schimmerte ein klein bisschen Unverständnis durch. Armer Erwin. Tja, was soll's.

Hanji ignorierte uns und touchte mit ihrem Zeigefinger auf den Bildschirm als würde das Handy sie gleich anspringen.

„Wie funktioniert das Ding?", fragt sie nun interessiert und glubschte uns an.

Ruby sah mich an. Ich hob abwehrend meine Hände und gestikulierte, dass das ihr Handy sei und somit sie erklären durfte.

Sie wollte gerade anfangen zu erklären als Levi zischte: „Lenk nicht vom Thema ab, Brillenschlange. Viel wichtiger ist, was wir jetzt mit den zweien machen."

Attack on Titan becomes realityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt