66. Das übliche morgendliche Drama

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Ich wachte am Morgen durch ein Poltern auf. Verschlafen richtete ich mich auf. Konnte man hier nicht einmal gemütlich wach werden? Durch das Schnurren einer Katze oder einem sanften Rütteln mit den Worten „Es gibt Frühstück"? Aber NEIN! Das funktioniert hier ja nicht!

Ich sah von meinem Bett hinunter, um die Ursache für den Lärm zu identifizieren und sah Ruby tief und fest schlafend mit ihrer Decke am Boden liegen. Bechamel stand neben ihr und putzte sich beleidigt eine Pfote. Ah, daher kam also der Lärm.

Genervt, weil ich wieder nicht ausschlafen konnte, schmiss ich mich zurück in die Kissen, nur um mich gleich darauf wieder aufzusetzen und von dem Stockbett herunterzuklettern. Ich stieg über meine schlafende Freundin zu unserem Kleiderschrank und zog mich an. Danach machte ich mich auf den Weg zum Bad, um mich einer Morgenwäsche zu unterziehen.

Als das geschafft war, schlurfte ich zum Speisesaal. Ich trat durch die Tür und war wenig überrascht, dass nur ein paar Tische belegt waren. Die meisten mussten wohl noch schlafend oder verkatert im Bett liegen.

Ich holte mir mein Essen und sah mich kurz nach bekannten Gesichtern um. Wenig überraschend sah ich Levi und Erwin, sowie Moblit. Mehr überraschte mich der Anblick von Hanji, die aussah als würde sie gleich über ihrem Essen einschlafen.

Ebendiese Personen saßen alle an einem Tisch und ich kannte sonst noch immer keinen, weshalb ich mich zu ihnen schleppte und neben Hanji pflanzte. Da meine Feinmotorik morgens recht unbrauchbar war, klirrte mein Teller erstmal lautstark als ich es auf den Tisch donnerte.

Hanji riss ihre Hände zu ihren Schläfen und stöhnte schmerzhaft auf. Da hatte wohl jemand einen schlimmen Kater. Noch ein Grund, warum ich keinen Alkohol trank. Von Levi kam auf diese Reaktion seiner Kollegin nur ein abfälliger Blick und die Bemerkung: „Sauf weniger, dann hast du das Problem nicht, Vierauge." Und schon nippte er wieder an seinem Tee. Erwin beachtete seine Untergebene gar nicht, sondern war in irgendwelche Dokumente vertieft. Der hörte aber auch nie auf zu arbeiten. Und Moblit, war nun mal Moblit und warf seiner Vorgesetzten einen mitleidigen Blick zu.

Ich folgte Erwins Beispiel und begann ohne ein Wort mein Frühstück zu verspeisen. Bei der Hälfte sah ich ohne Elan zu Levi und fragte: „Ist heute irgendetwas geplant oder fällt alles flach, weil sowieso niemand zu gebrauchen ist?" Er zog eine Augenbraue hoch und trank erneut einen Schluck. Ich seufzte und meinte dann neutral: „Das werte ich als Option zwei." Er nickte nur leicht, um meine Annahme zu bestätigen.

Sehr schön, endlich mal wieder einer, der wenigen freien Tage ... Was sollte ich jetzt machen? Niemand war fähig auch nur irgendetwas anderes zu tun, außer in der Gegend zu sitzen und sich über Kopfschmerzen zu beklagen.

Auch als ich mit meinem Frühstück fertig war, blieb ich trotzdem noch sitzen, weil ich noch immer keine Ahnung hatte, was ich so alleine tun sollte. Also wirklich, da hat man einmal frei. Da würde man doch denken, man weiß genau, was man tun möchte. Aber nein! Ich habe frei und wünsche mir Arbeit. Wie blödsinnig ist das bitte?

Ich könnte Levi fragen, aber das würde mit Sicherheit darin enden, dass ich putzen musste und das wollte ich gerade eigentlich so gar nicht ... oder jemals überhaupt. Also versuchte ich wieder auf einen grünen Zweig zu kommen, was ich zumindest heute Vormittag machen sollte, solange Ruby nicht da war. Aber ich hüpfte eher von einem absterbenden Zweig zum anderen.

Meine Gedanken wurden jedoch von Hanji unterbrochen, die mich an den Schultern packte und mich irre anschaute. Also wirklich irre, nicht so Hanji-irre. Sie begann mich zu schütteln und jammerte mich an: „Ich sterbeee!" Ich kam eindeutig zu oft in solche Situationen.

Levi gab zu Hanjis Aussage den Kommentar ab: „Du stirbst nicht. Das Einzige, das bei dir stirbt, sind Gehirnzellen." Sehr nett ... aber zu Hanjis Unglück leider wahr. Hanji hielt in ihrem Tun inne und sah verdattert zu dem schwarzhaarigen. In die Stille murmelte ich mehr zu mir selbst: „Ich will eine Gehaltserhöhung ... oder Gefahrenzulage wegen gemeingefährlichen Vorgesetzten."

Während Hanji das gar nicht mitbekam und Erwin noch immer alles um sich herum ignorierte, zog Levi eine Augenbraue hoch. Ich erwartete schon eine Strafarbeit oder Sondertraining oder sowas, aber alles was kam, war die Frage: „Du bekommst Gehalt?"

Ich erwiderte seinen monotonen Blick und erklärte: „Nein, deswegen will ich ja auch eine Gehaltserhöhung." Mit einem „Aha" wandte er sich wieder seinem Tee zu. Ich zog meine Augenbrauen zusammen. Wie lange kann man bitte an einer einzige Teetasse sitzen? Es ist ja nicht einmal so, dass die Teetassen hier besonders groß wären.

Ich machte mich von Hanji los und stand auf. Schon auf dem Weg mein Geschirr wegzubringen, sah Erwin endlich auf und sagte: „Tonia, ich würde dich und Ruby heute Vormittag gerne noch sprechen." Ich schaute zu dem Blonden und erklärte: „Ich bezweifle, dass Ruby den Vormittag aus den Federn kommt, aber ich stehe dir gerne zur Verfügung." Mensch, hört sich das falsch an. Erwin nickte jedoch einfach und folgte mir. Wir gaben unser Geschirr ab und ich folgte ihm auf einen Deut hin zu seinem Büro.

Dort angekommen, setzte ich mich wie immer vor seinen Schreibtisch und wartete, dass er mit der Sprache rausrückte. Gemächlich ließ sich der Kommandant mir gegenüber auf den Stuhl gleiten und sah mich einige Augenblicke überlegend an. Was war denn jetzt schon wieder falsch?

Weil er mich nach einer Minute noch immer stumm anschaute, fragte ich verwirrt: „Habe ich irgendwas im Gesicht oder warum redest du jetzt nicht mit mir?" Erwin blinzelte kurz und wirkte als würde er gerade aus einem Traum aufwachen. Der Kommandant sah mich erneut an und erklärte in seinem üblichen Tonfall: „Verzeih, ich war in Gedanken." Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: „Hanji hat mir vor einer Woche einige interessante Unterlagen gebracht und nach eingehender Betrachtung und einigen Beratungen könnte es möglich sein, dass wir einen Weg gefunden haben, dich und deine Freundin zurück in eure Welt zu schicken."

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