21. Nächtliche Diskussionen

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Als wir nun beide alles irgendwie passend bekommen hatten, wurden wir in die Seile gehängt und hochgezogen. Ich will gar nicht verschweigen, dass ich Fallangst hatte. Wir wurden zwar nicht weit über den Boden gezogen, aber ich wollte eindeutig nicht so enden wie Eren in der Ausbildung.

Nach anfänglichen Balanceschwierigkeiten, in denen wir mehr einem Wackelpudding glichen als einer eleganten Ballerina, hatten wir den Dreh doch ganz schnell raus. Nach kurzer Zeit, in der ich nicht mehr herumwackelte, fühlte ich mich sogar ganz wohl und Ruby schien es nicht anders zu gehen.
„Das ist ja fast wie schaukeln", sagte Ruby zu mir.
„Ob man damit auch wirklich schaukeln kann?", erwiderte ich.
„Tu's nicht", warnte sie.
„Aber ..."
„Tu's nicht"
„Aber ..."
„Tu's nicht", sagte sie noch einmal eindringlich.
Ach, scheiß drauf, was soll's. Leicht begann ich mich vor und zurück zu schwingen. Nachdem ich wirklich leicht schaukelte und schon fast gefallen an dem hin- und herschwingen gefunden hatte, kippte plötzlich meine Sicht. Mit voller Wucht klatschte ich auf dem Boden, der definitiv nur halb so weich war, wie es immer hieß.

Neben mir vernahm ich ein Lachen und „Ich habe dich gewarnt". „Ich hasse dich", grummelte ich weiterhin am Boden liegend. Ich versuchte mich irgendwie mithilfe meiner Arme wieder aufzurichten, aber da meine Füße in der Luft schwebten, küsste ich ein weiteres Mal den Boden.

Nun endgültig genervt, schrie ich mehr als das ich höflich fragte: „Kann mir bitte jemand helfen?" Die Einzige, die sich rührte, war Hanji. Sie kam auf mich zu geeilt und beugte sich zu mir herunter. Kopfüber sah sie mich an und fragte: „Alles okay?"
„Seh' ich so aus?", fragte ich genervt.
Von Ruby kam lachend: „Ja."
„Schnauze", giftete ich sie an.
Hanji erbarmte sich netterweise und ließ meinen in der Luft schwebenden Teil erstmal herunter, sodass ich nun flach wie eine Flunder am Boden lag und nicht gewillt war mich auch nur einen Millimeter zu bewegen.

Ich merkte, dass die Hacken von den Seilen entfernt wurden, ehe Hanji mich in eine senkrechte Position hievte. Neben mir wurde auch Ruby wieder auf den Boden zurückgebracht. Als ich nun wieder aufrecht stand, war ich heilfroh, dass Hanji mich stützte, denn ohne sie wäre ich gleich wieder auf dem Boden gelandet.

Ruby stellte sich grinsend neben mich und sagte: „Told ya" Während ich ihr einen Blick zu warf, bei dem sie leider nicht umkippte, fragte Levi: „Was quatscht du für einen Stuss?"
„Das ist Englisch", antwortete Ruby.
„Was ist Englisch?", brachte sich auch Erwin ein.
„Ich habe keine Ahnung!", erwiderte Ruby.
„Aber du verwendest es doch die ganze Zeit", sprach nun Hanji.
„Es ist eine Sprache und Punkt", gab ich nun meinen Senf dazu. „Wäre es jetzt möglich, dass ich schlafen gehen kann?"
Hanji antwortete freundlich: „Na klar." Und damit schleppte mich Hanji in unser Zimmer, während Ruby putzmunter neben uns her hüpfte.

Auf dem Weg zu unserem Zimmer blieb sie plötzlich vor einer Tür stehen. Als auch Hanji und ich bei ihr ankamen, konnte ich mit einigen Schwierigkeiten ein Schild neben der Tür entziffern, auf dem die Namen Springer und Kirstein eingraviert waren. Ein Wunder, dass sich der Aufklärungstrupp überhaupt die Mühe mit Namenschildern machte.

Sie stellte sich leicht auf die Zehenspitzen und klopfte an die Tür: „Connie." Kurzes Schweigen. Niemand rührte sich. „Connie. Wakey, wakey." Vor ihrer Nase wurde die Tür aufgerissen und ein verschlafener Jean stand in der Tür. „Du bist aber nicht Connie", bekam er entgegengeschleudert.
„Was willst du?", fragte der Verschlafene sichtlich gereizt.
„Ich habe keine Antwort bekommen", erklärte Ruby. Es entstand eine kurze Stille, ehe meine Freundin anfügte: „Also von Connie. Nicht von dir."

Nicht willig weiter zu diskutieren, drehte sich Jean wieder zurück ins Zimmer und schnauzte: „Connie!" Man hörte von drinnen ein genervtes „Was ist?", ehe der Junge in der Tür erschien. „Du hast mir noch keine Antwort auf meine Frage gegeben", erklärte Ruby ihm lächelnd als wäre es ganz normal mitten in der Nacht, wenn alle schon in den Federn liegen, SOetwas zu verlangen.

Connie war kurz verwirrt, ehe ein verstehendes Leuchten in seine Augen trat. Verlegen kratzte er sich am Kopf und lief leicht rot an: „J-ja gerne."
Damit gab sich Ruby zufrieden und wünschte noch zuckersüß: „Supi, bis morgen. Gute Nacht."

Nach kurzer Zeit waren wir schließlich und endlich – vor allem endlich – in unserem Zimmer angelangt. Hanji setzte mich auf das untere Stockbett ab und verabschiedete sich fröhlich für diese Nacht. In dem Zimmer war es stockdunkel, weshalb ich mich seufzend erhob und zu dem Tisch gegenüber wankte.

Ich kam schneller dort an als ich dachte und stieß volle Kanne mit dem Fuß gegen den Tisch. Blind zischend suchte ich die Tischoberfläche nach Streichhölzern und einer Öllampe ab. Die Lampe war schnell gefunden und auch die Streichhölzer lagen glücklicherweise auf dem Tisch und nicht in einer der Schubladen.
Ich entzündete ein Streichholz und brachte damit umständlich die Öllampe zum Leuchten. Wenn wir herausfinden sollten, dass wir zwischen den Welten nach Belieben wechseln konnten, dann wäre das Erste, was ich hier einführte, elektrisches Licht.

Ich drehte mich wieder zu den Betten und wollte gerade Ruby ansprechen. Doch die lag schon schnarchend auf dem unteren Bett. Ich schnaubte kurz und stapfte zu dem Kasten. Vielleicht war ja jemand so nett und hatte uns Kleidung gebracht.

Als ich ihn aufmachte, erkannte ich einige Garnituren an Blusen und Hosen in verschiedenen Farben und entdeckte sogar ein Nachthemd, in das ich mich unverzüglich und mit leichtem Schwindel schmiss. Ich nahm die Öllampe, stellte sie auf einen Beistelltisch neben der Leiter, der mir erst jetzt auffiel und machte sie aus. Geschwind kletterte ich auf das obere Bett und kuschelte mich in die weiche Bettwäsche. Kurz darauf war ich auch schon eingeschlafen.

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