Wir traten in den Raum, der so wie alles andere hier ziemlich spartanisch eingerichtet war. Links befand sich eine Fensterfront und gegenüber der Tür befand sich ein Bett, in dem Erwin lag und daneben ein Nachtkästchen und rechts an der Wand noch ein Kasten, ansonsten war in diesem Raum gar nichts. Neben Erwin saß Levi noch auf einem Stuhl. Wo auch immer der herkam, es war der einzige Stuhl. Das wurde bestimmt ganz super, wenn ich die ganze Zeit über stehen musste.
Doch Hanji dachte wie eine Ärztin und brachte zwei weitere Stühle. So ein Glück, sonst hätte ich mich vermutlich einfach auf den Boden gesetzt. Mit einem Seufzen ließen Ruby und ich uns auf die Stühle nieder, die Hanji an das Fußende von Erwins Bett gestellt hatte.
Ich schaute zu dem Kommandanten, der mit ernstem Gesicht in seinem Bett saß. Irgendetwas stimmte nicht ganz an dem Bild, aber mir fiel nicht ganz ein was es war. Einmal Blinzeln. Zweimal Blinzeln. Da fehlt doch was ... Oh, Erwin hat sich den Arm doch abgehackt. Was für eine Enttäuschung.
Erneut seufzte ich auf und nickte auf die fehlende Gliedmaße: „Wie ich sehe, hast du uns den Gefallen nicht getan." Die Blicke aller folgten meiner Kopfbewegung. Während Ruby nur bedrückt dreinschaute, begann Erwin seicht zu lächeln. Levi verzog kaum eine Miene. Er hob allerdings leicht seine Augenbraue an und Hanjis Gesicht war ein einziges Fragezeichen. Doch keiner von uns drei machte sich die Mühe und weihte die zwei Truppenführern in unseren Insider ein. Und sie fragten auch nicht nach.
Es herrschte kurz eine bedrückende Stille, ehe Ruby das Wort ergriff: „Kommt Mike auch noch?" Erwins Lächeln verschwand und seine engsten Vertrauten sahen betrübt zu Boden. Langsam erklärte der Blonde: „Mike ist auf der Expedition ums Leben gekommen." Er holte kurz Luft und fuhr fort: „Der Gepanzerte Titan hat ihn zerquetscht." Erneut legte sich Stille über den Raum.
Das war eine erschütternde Nachricht. Nicht dass ich diese Respektlosigkeit laut aussprach, aber: für was hatten wir ihm, als wir hier ankamen, überhaupt das Leben gerettet? Nur damit er beim nächstbesten Mal draufging? So eine bodenlose Frechheit war das. Das Schicksal in dieser Welt überging aber auch keinen Tod.
Einmal tief durchatmend schaute ich vom Boden auf, auf den ich bis eben noch gestarrt hatte und fragte in die Stille: „Warum sind wir hier?" Ich deutete auf Ruby und mich.
Erwins Blick, bis eben noch leicht verschleiert, schien sich zu klären und er fragte ernst: „Was gibt es noch, was wir wissen sollten?" Ich hob die Augenbraue. Genaugenommen SOLLTEN sie gar nichts wissen. Es war nur eine schlecht formulierte Frage, die implizierte, dass sie etwas wissen WOLLTEN.
Ruby begann langsam die Geschehnisse der dritten Staffel aufzuzählen: „Hm, also, die Militärpolizei will Eren und Historia haben, die zwei werden entführt, Levi schreit verdammt sauer Kenny, ..." Bei der Erwähnung von Kennys Namen weiteten sich Levis Augen und er wollte schon etwas sagen, doch Ruby stoppte kein Stück in ihrem Redefluss, „... Rod Reiss wird zu einem echt hässlichen Titanen, Historia wird Königin, ihr holt euch den Bezirk Shiganshina zurück." Sie überlegte kurz und meinte dann mit Blick zu mir: „Ich glaube, das ist alles." Nickend bestätigte ich: „Ich denke."
Alle sahen uns verdattert an. Levi fasste sich als erster wieder und fragte nun nach: „Kenny?" Es war so vorhersehbar, dass diese Frage kommen würde. Ruby antwortete sofort: „Ja, Kenny. Kenny Ackerman."
Ich beugte mich leicht zu Ruby und flüsterte: „Levi weiß doch gar nicht, dass er Ackerman heißt." Ihr Ausdruck sagte erst Oh, bevor er wieder überlegend wurde und sie fragte leise: „Wen meinst du mit er? Levi oder Kenny." Genervt atmete ich aus und erklärte: „Kenny. Ich meine immer Kenny."
Hanji unterbrach uns in unserer geflüsterten Diskussion, die vermutlich jeder hier im Raum klar und deutlich gehört hatte: „Heißt das Levi und dieser Kenny sind verwandt?" Wir sahen beide zu Hanji und sahen sie wie zwei Erdmännchen mit großen Augen an. Ich stotterte: „Das ... Das ... wollten wir nie damit sagen."
Ich wurde plötzlich am Kragen meiner Bluse gepackt und sah in Levis graue Augen. Sein Gesicht war meinem eindeutig zu nah. Viel zu nah. „Rede", knurrte der Hauptgefreite. Uuuuhh, da hatten wir wohl einen Nerv getroffen.
Geschockt sah ich Levi an und meine Augen wanderten einen Moment nach unten, ehe ich ihm wieder in die Augen schaute und leicht ängstlich meinte: „Wenn du an meinem hinigen Bein ankommst, fang ich an zu schreien." Levi zog eine Augenbraue hoch und von Erwin kam die Frage, die so gar nicht in die Situation passte: „Was ist hinig?" Mir war klar, dass Erwin dieses Verhalten von Levi gewohnt war, aber: wirklich jetzt?
Ruby antwortete dem Kommandanten: „Hinig. Kaputt. Kennt ihr das Wort nicht?" Hanji schüttelte den Kopf und ich hoffte auch Levi würde sich von diesem Gespräche ablenken lassen.
Meine Hoffnung stürzte sich kopfüber in die nächste Schlucht als Levi meinte: „Du schuldest mir eine Antwort." Nein, tu ich nicht! Außerdem wieso ich? Wieso nicht Ruby? Nur weil mein Stuhl näher bei seinem stand, musste er sich doch nicht unbedingt mich als Opfer aussuchen.
Er zog leicht an meinem Kragen, um seiner Aussage Nachdruck zu verleihen. Mami! Hilfe! „Okay, Okay, ich rede!", jammerte ich als hätte er mich gerade gefoltert. Kaum hatten sich seine Hände von meiner Bluse gelöst, verfluchte ich mich, dass ich so leicht einknickte. Aber andererseits, früher oder später würde er es ja doch erfahren.
DU LIEST GERADE
Attack on Titan becomes reality
FanfictionTonia und ihre Freundin Ruby sind zwei ganz normale verrückte Teenager, die den Anime Attack on Titan mögen. Und wie jeder andere durchschnittliche Fan wollen auch die zwei einmal in ihre Lieblingsgeschichte und ich ermögliche es ihnen. Wer ich bin...