58. Strafe mit Würze

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Abrupt blieb Levi stehen. Ruby, Hanji und ich kamen ebenfalls zum Stehen und drehten uns zu Levi, der mich anschaute. Er hatte noch immer den gleichen gelangweilten Gesichtsausdruck aufgesetzt, weshalb ich nicht sagen konnte, was in ihm vorging.

Es dauerte nicht lange und er setzte sich wieder in Bewegung. Einige Meter vor uns fragte er, ohne sich umzudrehen: „Deine Arme und Hände kannst du doch noch bewegen, oder, Tonia?" Verdattert meinte ich: „Äh, ja?" Sofort kam die monotone Antwort zurück: „Gut, dann kannst du dich ja um das Abendessen kümmern."

Ich starrte mit offenem Mund auf Levis Rücken. Ich konnte nichts sagen. Was war mit einem Krankenbonus? Ruby sprang mir bei, indem sie erwiderte: „Aber sie kann doch nicht stehen."

Levi blieb stehen, drehte sich leicht zu uns und sah Ruby aus dem Augenwinkel an. Zumindest vermutete ich das, immerhin hingen ihm seine Haare voll ins Gesicht. Ohne seine Stimmlage zu ändern, erklärte der Schwarzhaarige meiner Freundin: „Sie kann sich gerne einen Stuhl nehmen. Und weil ihr doch sowieso immer aneinander klebt wie zwei Kletten, darfst du ihr gerne bei der Arbeit helfen, Ruby." Er drehte sich wieder um und setzte seinen Weg fort.

Meine Freundin starrte ihm nun ebenfalls mit offenstehenden Mund nach. Ich hingegen hatte das Gefühl, dass mein Mund gerade noch weiter aufging und meine Kinnlade mit dem Boden kollidierte. Es war eines der seltenen Male, dass Levi uns mit unseren Namen angesprochen hatte. Das war hirnsprengend.

Ich schüttelte meinen Kopf und sah zu Hanji und fragte ungläubig: „Und du sagst dazu gar nichts? Was ist mit Bettruhe?" Sie sah mit diesem typischen Blick zu mir, den sie auch immer aufsetzte, wenn sie mal wieder eine Theorie aufstellte, und erklärte: „Das bisschen Kochen schadet euch schon nicht." Damit marschierte sie hinter Levi her.

Ich sah zu Ruby, der noch immer der Mund offenstand. Mit einem genervten Stöhnen humpelte ich nun ebenfalls weiter, allerdings wieder in Richtung unseres Zimmers. Als Ruby das auffiel, meinte sie: „Ich kann mich täuschen, aber die Küche liegt doch in der Richtung, oder?" Ich antwortete, ohne mich umzudrehen: „Ich weiß, aber wir holen zuerst dein Handy."

Nachdem ich keuchend an der Zimmertür auf Ruby wartete, machten wir uns langsam auf den Weg zur Küche. Und zwar demonstrativ langsam.

Wir brauchten für den Weg, den wir gesund für gewöhnlich in fünf Minuten zurücklegten, nun fast eine halbe Stunde. Währenddessen fragte mich Ruby: „Was sollen wir eigentlich kochen?"

Ich gab langsam zurück: „Also, ich kann Pizza ..." Ich überlegte weiter und in meinen grauen Zellen arbeitete es. Egal, was wir kochen würden, wir würden jede Teigware selbst herstellen müssen: „... und Pizza ..." und Fleischgerichte fielen vermutlich flach. Deshalb fügte ich noch an: „... und Pizza." Meine Freundin sah mich kurz irritiert an, teilte mir dann jedoch schulterzuckend mit: „That's okay."

Als wir in der Küche ankamen, saß Eren gelangweilt auf einem Stuhl. Durch das Zufallen der Tür aufgeschreckt, drehte er sich neugierig um. Ruby fragte ihn verwirrt: „Was tust du hier?"

Der braunhaarige zuckte die Schultern und erklärte: „Der Hauptgefreite hat mich angewiesen euch zur Hand zugehen. Also ... Hier bin ich." Vielleicht war ein bisschen Hilfe gar nicht so übel.

Ruby stellte sich zu Eren und stieß einen Arm in die Luft: „Let's make pizza." Der Ältere schaute zu meiner Freundin und fragte ganz einfallsreich: „Was?" Genervt schnaubte Ruby und meinte: „Ich sagte, lasst uns Pizza machen."

Anstatt Eren damit aufzuklären, schien er noch verwirrter und fragte nun präziser: „Was zum Teufel ist Pizza?" Ich glaube, ich habe mich gerade verhört. Geschockte meinte ich: „Ihr kennt keine Pizza? Das ist eine Bildungslücke!"

Von Eren kam nur ein ratloses „Äh" auf Langspielplatte. Als er nicht damit aufhören wollte, schaute ich mit hochgezogener Augenbraue zu Ruby, die Eren ebenfalls mit diesem Blick anschaute, ehe sie mit ihrem gesunden Arm ausholte und dem grünäugigen die Hand auf den Hinterkopf donnerte.

Mit einem empörten „Aua" war endlich Ruhe. Ich humpelte zu Eren und schlug ihm mit einer Krücke auf die Seite vom Bein, sodass er aufsprang und mich beleidigt anschaute. Ich ließ mich auf die Sitzfläche fallen und begann aufzulisten: „Also, wir brauchen Mehl, Wasser, Öl, Salz, Hefe, Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch und Käse. Mal schauen, vielleicht pantschen wir ein paar andere Sachen auch in die Soße."

Unsere Küchenhilfe nuschelte irgendetwas vor sich hin und verschwand hinter einer Tür, aus der er kurze Zeit später nach und nach die angeschafften Zutaten holte, die er auf die Kücheninsel stellte. Natürlich in reichem Maße. Immerhin hatten wir eine ganze Armee zu verköstigen.

Als alles vor mir aufgestapelt war, sah ich fragend zu Eren: „Du kannst doch einen Germteig machen, oder?" Irritiert nickte er und ich setzte fort: „Gut, dann weißt du ja, was du zu tun hast", und schon machte er sich ans Werk.

Mein Blick ging zu Ruby, die bereits ihr Handy im Anschlag hielt und ihr Finger schwebte schon über dem Bildschirm, bereit auf „Play" zu drücken. Ich deutete auf sie und ließ verlauten: „Let's get the party started!"

Attack on Titan becomes realityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt