67. Informationen, die die Welten bewegen

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In mir tobte ein Tornado aus Gefühlen. Ich war froh endlich wieder nach Hause zu kommen und gleichzeitig traurig, weil ich hier Leute hatte, die ich sehr mochte. Außerdem war ich verdammt sauer auf Erwin, weil er uns erst eine Woche, nachdem er die Information bekommen hatte, in Kenntnis setzte. Dann war da neben der Traurigkeit auch noch so etwas wie Wehmut und noch das ein oder andere Gefühl. Im Großen und Ganzen war ich kurz davor zu weinen und zu jubeln.

Mir klappte der Mund auf und zu wie ein Fisch am Trockenen. Ich hob den Zeigefinger und erklärt tonlos: „Ich bin gleich wieder da", ehe ich aus dem Raum in Richtung meines Zimmers stürmte. Ich beeilte mich so, dass ich Levi fast über den Haufen rannte, doch das ließ ich einfach unbeachtet, sondern machte kurz einen Abstecher ins Bad, um ein nasses Handtuch zu holen.

Damit in der Hand lief ich zu Ruby ins Zimmer und schmiss ihr das klatschnasse Stück Stoff einfach ins Gesicht, während ich ihr schon eine Bluse und eine Hose aus dem Schrank zog. Als ich mich mit der Kleidung zu meiner Freundin drehte, schaute sie mich an als hätte sie der Schlag getroffen. Ich nahm ihr das Handtuch, das sie in den Händen hielt ab und warf ihr mit dem Befehl „Anziehen!" stattdessen die Kleidung zu.

Noch immer saß sie auf dem Boden und wusste nicht ganz, wo oben und unten war. Doch ich ignorierte das einfach und zog sie hoch. Mit einem „Na los" griff ich die Bürste, die auf dem Tisch lag und begann die braunen Haare meiner Freundin zu bürsten.

Langsam zog sie sich währenddessen um. Als das schließlich geschafft war, packte ich sie und zog sie hinter mir zurück zu Erwins Büro. Auf dem Weg dorthin rannte ich Levi abermals fast über den Haufen. Was musste der auch immer auf dem Gang rumlungern?

In Erwins Büro schmiss ich hinter uns die Tür und drückte Ruby einfach in den Stuhl, bevor ich mich in den anderen setzte: „Bin wieder da." Mein Herz schlug mir bis zum Hals und Erwins einzige Anmerkung war: „Ich glaube, das war gerade Rekordzeit."

Von Ruby kam verwirrt und müde: „Was is' überhaupt los?" Ich sah aufgedreht zu meiner Freundin und erklärte : „Sie haben vermutlich einen Weg gefunden, wie wir wieder in unsere Welt kommen können." Bestätigend nickte Erwin und wir sahen Ruby beide abwartend an.

Es kam keine Reaktion. Sie schaute einfach durch Erwin hindurch und verarbeitete die Information. Langsam kam von ihr schließlich: „Das ist toll." Sie klang nicht sonderlich euphorisch, allerdings schob ich das jetzt erst einmal auf die Nachwirkungen des Alkohols.

Erwin besah sich Ruby kurz mit hochgezogener Augenbraue, erklärte uns dann jedoch: „Wie gesagt hat Hanji vor einer Woche in 50 Jahre alten Berichten etwas sehr Interessantes gefunden. In besagten Berichten wird von einem Mann gesprochen, der in seltsamer Kleidung hier auftauchte und erklärte er würde aus einer anderen Welt kommen. Der Mann lebte einige Jahre innerhalb der Mauer Rose und trat dem Aufklärungstrupp bei. Wir haben die Akte des Mannes durchgesehen und einige Ungereimtheiten entdeckt", er schob mir eine Akte hin, die ich aufschlug und das Bild eines Mannes, der etwa Ende zwanzig war und rote Haare hatte, anschaute. „In dem Bericht steht, dass der Mann als verschollen gilt. In einer anderen Quelle allerdings wird berichtet, wie der Mann kurz davor war von einem Titanen gefressen zu werden, sich aber noch rechtzeitig befreien konnte. Der Schreiber erzählt, dass er im Fall einfach verschwunden sei", erzählte uns Erwin.

Ruby neben mir begann nun wacher und ohne ersichtliche Anzeichen eines Katers zu überlegen: „Wir sind auch hierhergekommen als wir vom Bett gefallen sind." Ich schlug die Akte wieder zu und legte sie auf den Schreibtisch. Ruby überlegte weiter: „Vielleicht müssen wir ja einfach nur irgendwo runterspringen, um zurückzukommen."

Ich sah sie entsetzt an und meinte stockend: „A-Also bevor wir das machen, ... s-sollten wir, glaube ich, noch ein paar Nachforschungen anstellen. Oder?" Ich war nicht unbedingt erpicht darauf irgendwo hinunterzuspringen und dann wie ein überfahrenes Cremetörtchen am Boden zu kleben. Ich bin mir sicher, Levi hätte seinen Spaß uns beim Springen behilflich zu sein.

Erwin beruhigte sogleich meine Nerven: „Natürlich. Das sollten wir nun wirklich nicht überstürzen. Keinem ist geholfen, wenn ihr euch alle Knochen brecht." Aufatmend entspannte ich mich wieder, während Erwin noch meinte: „Solltet ihr in den nächsten Tagen etwas brauchen, müsst ihr zu Hanji oder Levi gehen. Ich werde heute noch nach Stohess reiten, da es einiges mit der Militärpolizei zu besprechen gibt."

Ruby und ich nickten und verließen das Büro. Wir schlenderten in Gedanken nebeneinanderher nach draußen. Als wir nach draußen traten, meinte Ruby leicht betrübt: „Schade, wir konnten Hanji gar nicht richtig verkuppeln. Und dich und Armin wollte ich auch noch zusammenbringen." Ich sah zu ihr und blieb stehen: „Aber das mit Hanji können wir doch noch immer durchziehen."

Sie drehte sich zu mir und fragte: „Und wie sollen wir das anstellen?" Ich ging weiter und meinte mit Blick auf die Überreste des Lagerfeuers: „Wir überspringen Phase zwei und kommen gleich zum Grande Finale." Ruby überlegte kurz und begann zu strahlen: „Let's go! Wir haben viel vor!" Mit vor sich ausgestrecktem Arm und Zeigefinger wollte sie schon wieder auf den Eingang zumarschieren. Doch dieser Plan wurde von Levi zunichte gemacht, der uns einen Eimer und einen Lappen in die Hände drückte: „Egal was ihr vorhabt, zuerst werden die Tische geputzt."

Genervt stöhnten wir auf, fügten uns aber den Anweisungen des Kleineren und begannen die Tisch von den Alkoholresten zu befreien.

Attack on Titan becomes realityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt