9. Untrainiertes Sicherheitsrisiko?!

211 18 3
                                    

„Wir könnten dem Aufklärungstrupp beitreten", grinste Ruby. So toll ich die Idee auch fand, wir waren gänzlich ungeeignet dafür. Immerhin waren wir etwa genauso sportlich wie ein übergewichtiges Faultier.

Ich klatschte mir volle Kanne die flache Hand auf die Stirn, um auch ja unmissverständlich auszudrücken, dass das wohl die dümmste Idee überhaupt war.

Levi erübrigte für diese Aussage auch nur das skeptische Heben einer Augenbraue. Wenn der weiter so oft seine Augenbrauen hochzog würden die dort noch irgendwann festwachsen.

Hanji hingegen war sofort Feuer und Flamme, kam zu uns und platzierte auf jede unserer Schultern einen Arm. Sie drückte uns an sich als wären wir ihre zwei Lieblingskuscheltiere, die sie nie wieder hergeben wollte. Ich musste sagen, für eine verrückte Wissenschaftlerin roch sie überraschend blumig und frisch.

Erwin ergriff wieder das Wort und erklärte wohlüberlegt: „Langsam. Wenn ich das richtig verstanden habe, wisst ihr was passieren wird. Oder liege ich da falsch?"

So gut es mir in Hanjis Schraubstockgriff möglich war, nickte ich. Dabei versuchte ich mich aus ihrem Griff zu winden. Als Hanji somit das Kuscheltier auf der rechten fehlte, umklammerte sie Ruby einfach gänzlich.

Das fürs erste außer Acht lassend antwortete ich Erwin: „Sollten wir durch unser Auftauchen nicht allzu viel verändern, sollten wir ziemlich genau sagen können, wie es hier weitergeht." Dabei hörte ich mich eher an als würde ich gerade eine Aufstellung über die Umsätze des letzten Quartals mit meinem Chef besprechen und nicht als würde ich erklären, dass wir praktisch die Zukunft von nicht ganz unrealen Leuten kennen.

Ruby versuchte gar nicht Hanji loszuwerden, sondern grinste einfach überglücklich und mit demselben leicht verrückten Glänzen wie Hanji in den Augen. Sie bestätigte: „Wenn es so weitergeht, wie es weitergehen soll, dann ist das sehr wahrscheinlich."

Levi blickte nun neutral zu Erwin: „Du willst die zwei doch nicht ernsthaft hierbehalten?"

Anstatt Erwin antwortete Hanji ganz fachmännisch, nachdem sie Ruby losgelassen hatte und sich zu Levi und Erwin stellte: „Wieso sollten wir nicht? Sie können uns erzählen, was sie wissen und uns somit vorwarnen, wenn irgendetwas passieren sollte, das wir nicht vorhersehen und einplanen können. So wie Erwins Tod." Fragend blickte sie uns an. Ruby und ich sahen uns kurz an, ehe wir uns wieder den Herren und der Dame vor uns zuwandten, mit den Schultern zuckten und bejahend nickten. „Natürlich brauchen sie Training, dass sie nicht sofort draufgehen, wenn sie mit nach draußen kommen."

Levi blickte erst Hanji an: „Du willst die zwei, ...", sein Blick wurde abfällig und glitt zu uns „...nach draußen mitnehmen?"

Ich wusste ja schon vorher, dass, sollten wir auf Levi treffen, er uns nicht anlächelt und uns umarmt als wären wir alle eine große, glückliche Familie, aber dieser Blick ... Autsch. Der trifft einen ja mitten im Herz.

Erwin schien kurz zu überlegen, bevor er ansetzte: „Ich denke, bis wir wissen, was wir von dem Ganzen hier halten sollen, quartieren wir unsere zwei Besucher im Kerker ein."

Ruby und ich schauten Erwin geschockt an. Als er uns seinen Blick zuwandte, erklärte er milde lächelnd: „Natürlich nur als Sicherheitsmaßnahme." Natüüüürlich. Nur als Sicherheitsmaßnahme. Als würde das jetzt alles erklären. Und das soll uns jetzt was? Beruhigen? Aufheitern? Bei ihm hakt's doch! Der hatte doch nicht mehr alle Aufklärer auf'n Dach!

Erwin sah zu dem Schwarzhaarigen. „Levi", forderte er ihn auf. Dieser packte uns am Schlafittchen und zog uns somit unsere Kleider wieder halb über den Kopf. Er schleifte uns Richtung Tür, ohne zu beachten, dass wir schon halb am Boden lagen, weil wir nur hinter ihm her stolpern konnten.

„Bekommen wir wenigstens was zu essen? Ich bin am Verhungern!", jammerte Ruby, die eben kurz von Levi losgelassen wurde, sodass er die Tür öffnen konnte.
„Klar, ich bring euch gleich was", grinste Hanji uns nach. Na, immerhin etwas.

Und schon wurden wir weitergeschleift.
Ruby zu meiner Linken begann nun einfach zu reden: „Weißt du, Levi, eigentlich konnte ich dich bis eben noch ganz gut leiden. Aber das gerade ist ja schon fast pervers. Du machst es mir grad echt nicht leicht dich zu mögen." Ich verdrehte die Augen. Als ob ihn das jetzt kümmerte. „Damit kann ich leben", bekam meine liebe, einfältige Freundin darauf nur zurück.
Sie blieb stehen, wurde aber sofort wieder nach vorne gezogen und stolperte weiter, während sie den Mann, der uns so nebenbei fast unsere Kleidung über den Kopf zog, mit entsetztem Blick ansah.
So wie ich Ruby kannte, konnte das jetzt noch was werden.

Und schon begann sie zu schimpfen: „Ich nehme alles zurück. Du bist so ein Arsch. Und ein Zwerg bist du auch. Lass uns gefälligst los! Baakaaaa!"

So ging es bis in die Kerker weiter und entgegen meiner Erwartung tat unser griesgrämiger Gefangenentransport nichts weiter als genervt die Augenbrauen hochzuziehen und immer wieder mal kurz die Augen zu schließen.

Ich hoffte mal, dass er jetzt Kopfschmerzen hatte. Denn die hatte er definitiv verdient, nachdem er mir auf den Treppen hinunter fast wirklich das Kleid über den Kopf gezogen hatte. Dieser kleine Perversling!

Am Ende wurden wir in eine Zelle mit zwei Pritschen geworfen. Wortwörtlich.

Ich konnte mich noch rechtzeitig mit den Händen abfangen, ehe mein Gesicht den Steinboden küsste. Grummelnd hörte ich noch wie sich die Kerkertüre schloss und sich Schritte entfernten.

Ruby saß schon auf einer der Pritschen, stütze ihre Ellbogen auf ihre Beine und legte ihren Kopf in ihre Handflächen. „Meinst du, er nimmt sich meinen Ausbruch zu Herzen?", fragte Ruby, während ich mich aufrappelte.

Attack on Titan becomes realityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt