84. Hin und wieder zurück - Die Geschichte von zwei Verrückten

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Mit Tränen in den Augen umarmte Ruby Hanji ebenfalls und sagte zu ihr: „Bitte, pass auf dich auf, ja? And I'm so gay for you. Ich weiß, du verstehst es nicht, aber das musst du nicht. Wichtig ist, dass ich es gesagt hab'. Ich hab' dich lieb, du Nudel." Ich packte mich auch einfach auf die Umarmung und hatte ebenfalls Tränen in den Augen: „Du bist die beste und nervigste Person, die ich je getroffen hab'. Ich hab dich lieb, Hanji." Gerührt presste uns die Verrückte an ihre Brust und klinkte sich in unser beinahe Geheule ein: „Ihr zwei Süßen werdet mir so fehlen."

Wir verstrickten uns in einem kurzen Gruppenknuddeln. Dann lösten wir uns und Ruby ging weiter zu Levi, während Hanji noch leicht an mir hing. Vor dem schwarzhaarigen, der keine Miene verzog, blieb sie stehen und packte ihn an den Schultern.

Levi zog eine Augenbraue hoch, machte aber nichts dagegen, während Ruby ihm erklärte: „Oh boy. Oh mann, ach, die Fangirls in meiner Welt wären so unfassbar neidisch, wenn die wüssten, dass ich dich jetzt höchstpersönlich kenn'  ..." Sie zog Levi in eine Umarmung und als sie ihn wieder etwas von sich wegdrückte, setzte sie noch nach: „Levi, pass auf dich auf ... und hör auf so gut auszusehen. Danke."

Ruby trat zurück und Levis Augenbraue wanderte höher. Ich trat vor ihn und meinte nüchtern: „Denk nicht drüber nach. Das wird nur peinlich." Nun hob sich auch die andere Augenbraue. Ich ließ ihn gar nicht zu irgendetwas kommen, sondern zog ihn auch in eine Umarmung. „Nimm's nicht persönlich, aber manchmal bist du ein richtiger Sklaventreiber. Ich werd' dich trotzdem vermissen. Und wehe, du wagst es, aus einem anderen Grund zu krepieren außer dem Alter." Ich trat zurück und stellte mich neben die traurig grinsende Ruby. Bevor wir uns Erwin zuwenden konnten, streckte Levi allerdings noch einmal seine Arme aus und wuschelte uns durch die Haar.

Wir quietschten beide und stürzten uns mit einem „AAAAAWWWWW" abermals auf den schwarzhaarigen, der davon so überrascht war, dass man es ihm sogar im Gesicht ablesen konnte. Das war dann das dritte Mal, seit wir hier waren, dass Levi in einer Gruppenumarmung mit uns feststeckte.

Allerdings schob Levi uns wieder von sich als er sich wieder gefangen hatte. Grinsend schauten wir ihn noch einmal an und wendeten uns dann zu Erwin. Wie zuvor begann auch diesmal Ruby zu sprechen: „Erwin." Sie senkte kurz ihren Blick und blickte dann ernst zu dem blonden auf: „Sacrafice your heart ... give up your dream ... and die." Dem Gesichtsausdruck von Erwin nach hatte er kein Wort verstanden. Allerdings war das vielleicht auch besser so. Es reichte, wenn er die Hälfte von dem Text einmal von Levi hörte.

„Was hast du gesagt?", fragte der Kommandant nach. Meine Freundin überging die Frage und meinte schlicht: „Pass auf dich auf, ja?", und schon wandte sie sich von ihm ab und stellte sich wieder neben Hanji. Erwin kombinierte und kam zu dem Schluss, dass das nicht die Übersetzung war, weshalb er nun fragend zu mir sah. Ich schüttelte den Kopf und erklärte: „Vergiss es, das übersetze ich nicht. Aber ich schließe mich an. Pass auf dich auf."

Ich drehte mich zu dem Rest der Vorgesetzten und meinte: „Ich kenn zwar noch immer nicht eure Namen, aber es war schön euch mal getroffen zu haben." Auf die Gesichter der Truppenführer schlich sich heillose Verwirrung, doch ich beließ es bei diesen Worten.

Erwin kam zu uns und drängte uns leicht zum Rand des Daches, während sich alle anderen Anwesenden auf Position begaben. Als wir zu dritt nach unten sahen, fragte Erwin: „Seid ihr bereit?" Ruby und ich sahen ihn verständnislos an und meine Freundin fragt: „Darauf kann man sich vorbereiten?" Der Blonde begann zu lachen. So ein Scherzkeks. Soll er doch ohne Ausrüstung da runterhüpfen.

Um das Ganze noch hinauszuzögern, fragte ich: „Und das fällt an dieser Stelle nicht auf, wenn wir hier hinunterstürzen?" Der Blonde schüttelte den Kopf und erklärte: „Nein, solange ihr nicht schreit, wird es keiner bemerken." Ja, SO wird das mal nicht gehen.

Nebenbei hörte ich ein mittlerweile altbekanntes Surren und Levi sprach hinter uns: „Jetzt scheißt euch nicht in die Hose, sondern springt." Ruby und ich drehten uns zu ihm und wollten ihn anschreien, dass er ja nicht zehn bis fünfzehn Meter ohne Ausrüstung in die Tiefe springen musste und sein Leben dabei in den Händen von Großteils wildfremden Menschen lag. Doch vorher verpasste er uns einen Stoß und wir kippten wie zwei Steine vom Dach. Das hatte er nicht getan!

Ich fiel, aber um mich herum befand sich ein Strudel aus Farben. Ich konnte verschiedene Orte sehen. Einen karibischen Strand mit einem Dreimaster auf dem Wasser oder eine Wüste in der sich etwas immens Großes entlang bewegte. Ich war verzaubert von den Orten, die mir gezeigt wurden, doch als ich mich ungewollt drehte, schrie ich erschrocken: „BODEN!"

Ich kniff die Augen zusammen und erwartete einen schmerzhaften Aufprall. Allerdings ging nur ein heftiger Ruck durch meinen Körper und kein knochenbrechendes Knacken. Ich klammerte mich an denjenigen, der mich aufgefangen hatte und ließ selbst am Boden nicht los.

Neben meinen Ohr ertönte Levis monotone Stimme: „Wir sind am Boden. Du kannst loslassen." Zitternd klammerte ich weiter an ihm und meinte: „Nö." Mit einem „Tz" fühlte ich seine Hände, die mich gewaltsam von ihm loseisten. Ich plumpste auf den Hosenboden und sah ihn empört an. Wie zu erwarten, wurde ich nicht beachtet.

Neben uns landeten eine zitternde Ruby und Hanji, welche mit einer Hand am Kinn überlegte: „Gut, so hat das also nicht funktioniert. Schade. Ich war so überzeugt von der Methode." Schön, dass wenigstens SIE davon überzeugt war!

Ruby erklärte ihrem Lieblingscharakter sogleich: „N-Na ja, e-es hat ei-eigentlich schon funktioniert. I-Ich hab' viele andere Orte gesehen, also hat es so gesehen schon funktioniert." Die Titanenliebhaberin schaute begeistert zu meiner Freundin und meinte: „Wirklich? Dann müssen wir das sofort nochmal probieren. Nur diesmal springt ihr aus einem Fenster, dann seid ihr etwas tiefer." Mir war zum Weinen zumute.

Ich drückte mich vom Boden ab und sagte schon gar nichts mehr. Ich wurde doch sowieso nur ignoriert. Voller Tatendrang stapfte Hanji los und rief uns nach: „Na los. Gleich nochmal." Als würden wir von einer tollen Achterbahn sprechen. Für mich fühlte es sich eher wie eine Loopingachterbahn an, bei der einem schon nach der ersten Fahrt speiübel ist.

Nicht ganz so begeistert schlurften Ruby und ich Hanji schließlich aber doch nach. Ich ging etwas versetzt hinter Ruby als diese mit einem Aufschrei plötzlich nach vorne fiel. Sie packte mich noch am Ärmel, um sich abzufangen, zog mich aber mit zu Boden.

Reflexartig kniff ich meine Augen zusammen. Der Aufprall war hart. Härter als ich es von der Wiese gewohnt war. Als dann auch noch Ruby plötzlich auf mir aufkam, riss ich entsetzt die Augen auf. Mir wurde die Luft aus den Lungen gepresst und ich sah kurz verschwommen. Stöhnend rollte Ruby von mir herunter.

Langsam erkannte ich mein Zimmer. Wir waren zurück. Meine Zimmertür öffnete sich und ich hörte meine Mama fragen: „Alles in Ordnung?" Ich erklärte gepresst: „Alles in Ordnung, uns geht's gut." Und schon wurde die Tür wieder mit einem „Na dann" geschlossen.

Ruby und ich richteten uns atemlos auf und sahen uns um. Auch Ruby traf die Feststellung: „Wir sind zurück." Ich hievte mich mithilfe des Bettes in den Stand und ging zu meinem Handy, das am Schreibtisch lag. Mit einem Drücken auf die Standby-Taste wurde mir Datum und Uhrzeit angezeigt.

Blinzelnd drehte ich mich zu Ruby: „Wir sind am selben Tag rausgekommen, wie wir weg sind." Sie kam zu mir und beäugte ungläubig das Display. „Das war doch nicht alles nur Einbildung?", fragte sie. Ich sah sie stumm an und wir begannen zu lachen. „Das glaubt uns keiner", traf ich die Aussage.

Für den Rest des Tages bis Ruby abgeholt wurde, ließen wir unseren Aufenthalt, den wir keinesfalls für Einbildung hielten, revuepassieren. Am Ende kamen wir zu dem Schluss, dass wir Levi eindeutig zu wenig genervt hatten.

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