36. Putzendes Dreamteam

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Die Zeit verging wie im Flug. Wir waren jetzt genau drei Wochen hier und in denen hatte sich schon eine Routine eingespielt. Aufstehen, Frühstücken, Training, Mittagessen, Training, Abendessen, Quatschen, Schlafen gehen. Ruby traf sich auch noch dreimal mit Connie und kam beim letzten Mal mit verdächtig rotem Kopf zurück, doch sie weigerte sich strikt, mir zu verraten, was passiert war.

Einen Tag nachdem ich fast mit Hanjis Titanen Blutsbrüderschaft geschlossen hatte, bedankte ich mich natürlich ganz artig bei Moblit, dass er mich davor gerettet hatte Titanenfutter zu werden. Als er daraufhin einen verlegenen Rotschimmer auf den Wangen hatte und meinte, es wäre nicht der Rede wert gewesen, war ich kurz davor ein „Naw" auszustoßen und ihn zu umarmen. Das war ja auch zu herzig. Aber ich hielt mich zurück. Das wäre dann doch etwas komisch gekommen.

Außerdem musste Ruby ebenfalls ihre Reitstunden absolvieren. Soweit ich wusste, hatte sie nie Reitunterricht, weshalb sie überraschend fest im Sattel saß, wie ich fand. Levi schien an dem Tag auch wieder lustig drauf zu sein und pfiff das Pferd, wie bei mir, im vollen Galopp zurück. Logischerweise folgte das Pferd wie ein treuer Bernhardiner und bog scharf ab. Mit der Bremsung flog meine Freundin aus dem Sattel. Und wie es sich für eine beste Freundin gehörte, fragte ich sie vor Lachen geschüttelt, ob es ihr gut gehe. Jaaaa, an dem Tag hat sie nicht mehr mit mir gesprochen.

Unser Trainingspensum hatte sich mittlerweile auch auf 8 Runden um den Trainingsplatz und 20 Liegestütze erhöht. Levi war damit zwar noch immer unzufrieden, das sah man ihm an, aber er nahm es wortlos hin. Mit dem 3D-MG durften wir sogar schon bei den Rekruten mittrainieren. Allerdings strich uns der kleine Sklaventreiber die freien Tage, die die Rekruten hatten. Das hieß, während die anderen sich einen schönen, entspannten Tag machten, triezte uns Levi beim Training zu Tode. Meine Sympathie für den kleinen Mann sank beim Training aber auch immer auf den Tiefpunkt.

Ja, die letzten zwei Wochen waren nicht großartig spannend. Aber heute war ein besonderer Tag. Heute ... durften wir ... das gesamte Hauptquartier putzen. Juhu. Freude. Ich kam gar nicht mehr aus meiner Euphorie heraus. Hust.

Ihr fragt euch jetzt sicher, wie wir dazu gekommen waren. Ich erklär's euch. Es war so. Wir hatten Training und eigentlich war es schon aus. Und Levi wollte Ruby und mir noch den ein oder anderen Verbesserungstipp für das 3D-Manöver geben. Na ja, als er gerade mit uns redete, kitzelte mich die Sonne leider in der Nase, weshalb ich einen Niesanfall bekam. Mein Fehler war leider, dass ich beim ersten Nieser zu spät den Arm hochnahm, sodass Levi diesen voll abbekam. Sein Blick war verdammt sauer. Milde ausgedrückt. Rubys schlecht unterdrückter Lachanfall war dafür klarerweise nicht gerade förderlich. Und so durften wir heute putzen.

Wir hatten schon den ganzen Vormittag geputzt und waren mit dem dritten Stock fertig als wir beschlossen uns kurz etwas zu Essen zu holen. Ich war mir sicher, dass wir den Stock sogar doppelt geputzt hatten, weil wir uns in diesen verwinkelten Gängen verlaufen hatten.

Wir achteten auf dem Weg zur Kantine akribisch darauf, dass Levi nicht in der Nähe war. Er war heute Morgen schon mehr als schlecht drauf, da wollten wir es nicht ausreizen, dass er uns erwischte, wie wir unsere Arbeit unterbrachen.

So setzten wir uns mehr als angespannt und unruhig zu unseren neugewonnenen Freunden.
„Geht es euch gut?", wurden wir von Eren gefragt.
Ruby antwortete darauf energisch: „No! Definitely, no!"
„Was hast du gesagt?", fragte Sasha.
Von Connie kam: „Gar nicht beachten, einfach hinnehmen." Ich sah ihn kurz verwirrt an, doch wandte mich schnell wieder meinem Essen zu. Ja gut, er verbrachte auch ganz schön viel Zeit mit ihr, da wundert es mich nicht, dass er es nicht mehr hinterfragte, wenn Ruby ins Englische wechselte.

„Wo wart ihr heute eigentlich? Ihr habt beim Training gefehlt", kam von Armin, der ganz untypisch eine Augenbraue hochgezogen hatte. Der Kerl war mir etwas zu misstrauisch in letzter Zeit. Er analysierte uns seit dem Gespräch als wir meinten, wir würden in die Schule gehen, immer genauestens. Achtete auf jedes Detail. Nur leider waren seine Schauspielkünste nicht die besten, weshalb man sein Misstrauen ziemlich durchsah.

Ruby antwortete ihm, während sie ihr Essen hineinschaufelte, kurz angebunden: „Levi. Putzen." In allen Gesichtern erschien die Erkenntnis und damit waren wir eigentlich schon fertig mit dem Essen und machten uns wieder auf den Weg in den zweiten Stock, in welchem wir unseren Besen und Lappen und Mopp und Wassereimer abgestellt hatten.

Wir hatten uns ausgemacht, dass einer die Fenster putzte und der andere den Boden kehrte und darüberwischte. Und wenn einer früher fertig war, half er dem anderen.

Und so begannen wir auch den zweiten Stock zu putzen.
Als ich mit den Fenstern fertig war, schnappte ich mir den Mopp und wischte hinter Ruby her, die den Boden kehrte.

Als wir schon eine Stunde wieder putzten, wurden wir von Levi besucht. Natürlich schlich er sich wie ein Ninja an und fragte: „Wie weit seid ihr?" Ruby machte einen Satz und ich drehte mich schwungvoll um, sodass ich an die Wand knallte. Vor Schreck legte ich mir eine Hand auf's Herz und murmelte: „Holy Shit."

Sein Blick war aber auch so freundlich, dass ich schnellstmöglich den Mopp in meine linke Hand wechselte und mir die rechte zur Faust geballt auf die Brust schlug und somit gebührend salutierte. Auch Ruby stellte sich gerade hin und salutierte. „Wir sind mit dem dritten Stock und der Hälfte des zweiten fertig, Sir", antwortete ich, fügte aber noch kleinlaut „Glaube ich" hinzu. Daraufhin schaute er uns skeptisch an und Ruby warf ein: „Wir sind uns sicher."

Um zu zeigen, dass er verstanden hatte, nickte er und setzte seinen Weg fort, der vermutlich zu seinem Büro führte. Als ich ihm so hinterher sah, kam mir ein Gedanke: „Wie glaubst du, regiert er, wenn wir ihm sagen, dass es bei uns einen Staubsauger gibt, womit das hier um einiges einfacher und schneller gehen würde?"

Ruby sah mich an und lachte: „Er würde uns zwingen dieses Ding hierher zu schaffen. Und nur deshalb würde er uns helfen, in unsere Welt zurückzukommen." Ich stieg in das Lachen ein. So putzte es sich doch gleich viel leichter.

Am Ende des Tages schaute sich Levi unsere Arbeit an und war wie zu erwarten nur mäßig zufrieden, sah aber glücklicherweise davon ab, uns nochmal putzen zu lassen.

Attack on Titan becomes realityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt