25. Das Mordstraining

122 10 2
                                    

Von Levi, der ebenfalls sein Zeug umgeschnallt hatte, bekamen wir eine monoton heruntergeratterte Einführung über die jeweiligen Abzüge. Trotz der Tatsache, dass die Materie an sich doch recht interessant war, schaffte unser schwarzhaariger Zwerg es dennoch seine Erklärung wie einen einstündigen Vortrag über die Zellteilung klingen zu lassen.

Ruby war schon Feuer und Flamme und fuchtelte mit ihren Schwertern herum. Ich hatte meine Griffe zwar mit Klingen gekoppelt, diese aber in die Halterung gesteckt. Ich stellte mich sicherheitshalber mit meiner nun endlich leeren Schüssel zu Erwin und Hanji, die etwas auf Abstand standen. Dabei murmelte ich: „Bestimmt tut sie sich selbst weh."

Entgegen meiner Erwartungen verletzte sie sich nicht selbst. Zumindest vorerst.
Sie wechselte sekündlich die Pose und drehte sich zu uns. „Erwin, sieh mal, was ich kann", sagte Ruby gerade und eine ihrer Klingen löste sich vom Griff und flog an Levi vorbei, um bis zur Hälfte in einem Baumstamm stecken zu bleiben.

Leicht verwundert sagte ich: „Oh, ich hatte unrecht, sie verletzt sich doch nicht selbst. Sie sticht nur Levi unabsichtlich ab."

„Gar nicht wahr, ich habe ihn nicht abgestochen", rief mir Ruby entgegen. Nach einer kurzen Pause fügte sie noch an: „Ich habe ihn verfehlt."
„Das ist jetzt so viel besser", murmelte ich kopfschüttelnd.

Levi schien davon eher weniger berührt, sondern schritt einfach auf die im Baum steckende Klinge zu, steckte seinen Griff an und zog die Klinge heraus.
Manch einer hätte das jetzt vielleicht total cool und zum Ausflippen gefunden. Aber erstens wunderte mich die Leichtigkeit, mit der er die Klinge herauszog, nicht einmal und zweitens war ich noch immer sauer, dass ich nicht in Ruhe fertig essen konnte.

Er kam zurück und schaute Ruby gewohnt neutral an: „Das nächste Mal zielst du gefälligst richtig."
Ich konnte nicht anders. Mir klappte die Kinnlade auf und kollidierte mit dem Boden. Auch Ruby starrte ihn ungläubig an. Das hatte er gerade nicht gesagt.

„You didn't just say that, did you?", kam von Ruby.
Als Antwort bekam sie von Levi jedoch nur das üblich Augenbrauenheben.

Als hätte sie eben nichts gesagt, schlug sie sich die Hand mit dem leeren Griff übers Herz und salutierte: „Jawohl!" Kurz darauf kam ein „Aua, das hat weh getan". „Ich wusste es", tat ich meine Meinung kund.
Levi schnauzte uns, nun doch leicht genervt, an: „Zeigt mir was ihr könnt. Möglichst ohne jemanden zu verletzten", dabei deutete er mit Rubys ehemaliger Klinge auf zwei Strohpuppe.

Toll, ich sah schon wie einer von uns zweien in sein eigenes Schwert stürzte oder den anderen aufspießte. Nur weil wir den Anime kannten, hieß das doch nicht, dass wir kämpfen konnten.

Während Ruby sich auf eine der Strohfiguren stürzte und beide Klingen von rechts nach links einmal durch die Puppe zog, wog ich erstmal gespielt profimäßig die Klinge in der Hand. Eine einzige war nicht schwerer als mein Federpenal zuhause und somit wirklich leicht.

Ich versuchte meine rechte Klinge erst kreisen zu lassen, was einigermaßen funktionierte. Als ich sie wieder stoppte, bemerkte ich, dass es eine einschneidige Klinge war. Im Gegensatz zu Ruby versuchte ich mein Glück mit einer Klinge.

Ich positionierte mich vor der Strohpuppe und hob meine rechte Klinge recht nah zu meiner linken Gesichtshälfte. Mit Schwung ließ ich meine Klinge schließlich durch den Hals der Strohpuppe sausen und trennte ihr sauber den Kopf ab. Das ging leichter als erwartet.

Ich entschied meine linke auch zu testen und trennte der Puppe noch die Arme ab. Ich glaube, jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, um zu überlegen, ob ich vielleicht zum Sadismus tendierte.

Nun sah ich zu Ruby, die jubelnd ihre Arme in die Luft warf und mir zurief: „We did it", und gleich darauf wurde die noch stehende Hälfte ihrer Strohpuppe gedrittelt.

Hanji hinter uns jubelte ebenfalls und rief begeistert: „Die zwei sind Naturtalente." Sie kam zu uns und umarmte uns ungeachtet der Tatsache, dass wir lebensgefährliche Waffen in den Händen hielten und eigentlich nach wie vor nicht wirklich wussten wie wir damit umzugehen hatte.

„Übertreibe mal nicht, Vierauge", funkte Levi dazwischen „das waren nur Strohpuppen. Mal sehen, wie sie sich gegen mich schlagen."
Sowohl Ruby als auch ich starrten ihn geschockt an und begann gleichzeitig zu brüllen: „NEEEEEIIIIINNNN!!!!", und Ruby fügte noch an: „GAAAABIIIII!!!"

Von Erwin kam die Reaktion: „Wer ist Gabi?" „Das ist unwichtig. Viel wichtiger ist, dass ich noch nicht sterben will", erklärte Ruby. Daraufhin kam Hanji zu Ruby: „Ach was, Levi mag zwar grob sein, aber er bringt dich doch nicht um." Hanji meinte es gut, aber es half trotzdem nichts. Ruby schien das ebenfalls so zu sehen, denn sie brachte sich hinter Erwin in Sicherheit.

Ich sah von ihr zu Levi, der mich anstarrte. Na toll, na dann auf in den Kampf. TOOOOOOOD! wie Theoden einst sagte. Ich stellte mich ihm gegenüber auf und sah ihn unsicher an: „Sein nett, ja?" Wie immer war die Reaktion das Hochziehen einer Augenbraue und ein Schnaufen. Und schon kam er auf mich zu. Dafür bin ich nicht bereit. Definitiv nicht. Und mit dieser Einstellung drehte ich auf dem Absatz um und lief zu Ruby hinter Erwin.

Anstatt uns zu ermutigen, wurden wir allerdings von Erwin und Hanji ausgelacht. Na, vielen Dank auch. Das ist wirklich aufbauend. Hanji kicherte zu Erwin gewandt: „Ich glaube, dass wird heute nichts mehr." Der Angesprochene sah uns an wie ein besorgter Vater und erwiderte: „Vielleicht hast du recht." Zu uns meinte er dann ernster: „Geht schlafen, morgen nehmt ihr am normalen Training teil."

Von Ruby kam das Gemurmel: „Verdammte Scheiße." Und ich stellte das passende Gesicht zur Schau. Das konnte wirklich heiter werden. Und mit dieser Einstellung gingen wir auf unser Zimmer und schliefen ein.

Attack on Titan becomes realityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt