27. Hundeblicke stecken voller Überraschungen

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Während ich ein genervtes Geräusch unterdrückte, stürzte sich Ruby auf Jean. Sie schlang einen Arm um seine Schultern und zog ihn zu sich hinunter. „Komm her, Jean-Boy", sagte sie zu dem mehr als genervt ausschauenden Jungen. Doch bei der Nennung seines Spitznamens regte sich Misstrauen in seinem Blick.

Noch immer in Rubys Umklammerung fragte er also: „Woher kennst du diese Bezeichnung? Nur meine Mutter nennt mich so."
Ruby sah kurz geschockt aus, doch ihr Blick wechselte schnell zu einem sehr selbstzufriedenen Blick: „Eren hat geplaudert."

Von dem Jungen, der nicht weit von mir mit Armin und Mikasa zusammenstand, kam ein verwirrtes und überraschtes „WAS?!". Jean machte sich wütend aus Rubys Griff los – diese protestierte lautstark deshalb – und stapfte auf Eren zu: „Na, warte nur ..."

Eren versuchte sich zu verteidigen: „Gar nicht wahr, ich habe nicht ..." Er beendete seinen Satz nicht, denn Jean wollte sich auf ihn stürzen, wurde jedoch von Armin abgehalten: „Wir können das doch auch in Ruhe klären." Doch das hielt Jean nicht wirklich ab. Er umrundete Armin einfach und stürzte sich auf Eren.

Aber er kam nie bei dem dunkelhaarigen an. Davor bekam er von Levi einen Tritt in die Magengrube und landete am Boden. Ohne zu zögern, packte Levi Jean und zog den Jungen wieder in den Stand. Mit den Worten „Klärt eure Differenzen außerhalb des Trainings." schubste er den verdatterten Jean wieder zu Ruby, die schon gruslig grinsend nur darauf wartete, Jean eine überzubraten wegen heute Morgen.

Seufzend drehte ich mich zu der dreier Gruppe und verkündete mit einem Grinsen im Gesicht und ausgebreiteten Armen: „Und? Hat jemand von euch Lust mit einer absolut untrainierten Jugendlichen zu trainieren?"

Während Mikasa mich mit dem typisch neutralen Ackerman-Blick ansah, wirkten die beiden Jungs leicht überfordert. Da keiner etwas sagte, fragte ich einfach: „Armin?", und sah auffordernd zu ihm. Dieser sah leicht überrumpelt aus, nickte dann aber verunsichert.

Vermutlich unterschätzte ich den Blonden gewaltig, aber ich dachte mir, gegen ihn hätte ich vielleicht noch am ehesten eine Chance.  ... Ha, selbst ein Stein hätte mehr Chancen gegen Armin als ich. Ich würde wahrscheinlich über meine eigenen Füße stolpern und auf dem Boden landen, ohne dass Armin sich überhaupt bewegen musste.

Wir stellten uns auf einer kleinen, freien Fläche auf und positionierten uns. Ich versuchte dabei Armins Ausgangshaltung so gut wie möglich nachzuahmen. Ich sah Armin an, dass er mich analysierte. Wobei es bei mir eigentlich nichts zu analysieren gab. Meine einzige Erfahrung mit Kampfsportarten war ein Schnuppertag bei einer Judostunde als ich in der Volksschule war.

Mein Gegenüber machte einen Schritt zur Seite und wie ich es aus Filmen und einigen Fanfiktions kannte, kopierte ich die Bewegung einfach. So fingen wir an, uns zu umkreisen. Aber nur kurz, da Armin mit einem Satz auf mich zusprang und mir in einer fließenden Bewegung die Beine unter dem Körper wegschlug. Ich hatte den Kerl mit dem Hundeblick eindeutig unterschätzt.

Als ich von meiner neuen Position zu Armin aufblickte, sah er mich leicht mitleidig an und streckte mir den Arm entgegen: „Alles in Ordnung?" Ich wurde von dem überraschend kräftigen Jungen aufgezogen und antwortet: „Geht schon."

Ich schaute kurz zu Ruby, welche sich ohne wirkliche Taktik auf Jean geschmissen hatte und nun mit ihm um die Oberhand rang. Das Ganze wurde von einer Schimpftirade von Ruby und von einigen zornigen Antworten von Jeans Seite begleitet. Jap. Bei ihr war also alles gut.

Ich stellte mich wieder in die Ausgangsposition und achtete diesmal genau auf jede noch so kleine Bewegung. Armin machte wieder einen Schritt auf mich zu und ließ einen Arm auf mich zu schnellen. Reflexartig blockte ich mit beiden Armen und war darüber so erstaunt, dass ich im nächsten Moment Armins Faust in die Seite bekam.

Da ich mich leicht krümmte, sah ich gerade noch eines seiner Beine auf mich zusteuern und sprang noch mit Müh und Not außer Reichweite. Stolpernd kam ich zwei Meter von Armin entfernt zum Stehen. Der jedoch setzte sofort nach. Ich sah einen Arm auf mich zukommen und schaltete, ohne nachzudenken. Ich packte den Arm und zog ihn an mir vorbei. Ich wollte ihn schon durch einen Schubser zu Fall bringen, doch da drehte mein Gegner den Spieß um. Er packte nun meinen Arm und warf mich scheinbar mit Leichtigkeit über seine Schulter.

Ich krachte mit Schwung auf den Boden und ich bildete mir ein von meinem Rücken sogar ein Knacken zu hören. Kurz verschwamm mein Sichtfeld, weil mir die Luft aus den Lungen gepresst wurde. Als ich wieder klar sehen konnte, erblickte ich Armin über mir. Gepresst sprach ich ihn an: „Weißt du, bei deinem Hundeblick erwartet man gar nicht, dass du so austeilen kannst."

Er sah mich erst überrascht an und sagte dann verlegen, während er mich aufzog: „Danke." Dabei wurde sein Hundeblick zu dem eines Welpen. Der Junge war aber auch knuffig. Der konnte doch gar nicht 15 Jahre alt sein.

Diesem Gedanken folgend fragte ich mein blondes Gegenüber: „Ich weiß, dass man das eigentlich nicht fragt, aber wie alt bist du eigentlich?" Ich erwartete nicht groß eine andere Zahl, vielleicht leicht abweichend.

Erst war er leicht überrumpelt antwortete, dann aber: „Ich bin 18." Ich starrte ihn geschockt an. Isayama lag falsch. Meine komplette Weltsicht wurde gerade auf den Kopf gestellt.

Geschockte hauchte ich ihm entgegen: „So siehst du gar nicht aus." Dieser sah mich sprachlos an und schien nicht zu wissen, was er darauf sagen sollte. Im Hintergrund merkte ich noch, dass Levi uns für das Mittagessen entließ und wir uns danach wieder hier einfinden sollten.

Von der Überraschung noch ganz baff schrie ich:„Ruby! Wir müssen reden!"

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