22. Umstände am Morgen

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Am nächsten Morgen wurde ich unsanft geweckt. Eben noch im Land der Träume wurde ich wach durch einen Finger. Einen nassen Finger wohlgemerkt. Der penetrant in meinem Ohr steckte. Ich riss die Augen auf und schlug die Hand weg. „IIIIHHHH!!!", schrie ich, während ich mir immer wieder über das Ohr wischte.

Ich sah zur Übeltäterin, die breit grinsend neben dem Bett stand und ungerührt sagte: „Zeit für's Frühstück." Damit drehte Ruby sich um und stapfte aus dem Zimmer. Vermutlich, um ins Bad zu gehen.

Grummelnd kletterte ich von dem Bett und zog mir eine hellblaue Bluse und eine braune Hose an. Wie mir auffiel, hatte auch diese Hose keine Taschen. Was sollte ich jetzt mit meinen Händen machen? Ich brauchte meine Hosentaschen.

Muffelig ging auch ich ins Bad, welches sich im Vorraum der Dusche befand, um mich einer Katzenwäsche zu unterziehen. Neben Ruby waren auch Christa und Ymir hier. Ich nahm es hin und ging wortlos zu den Waschbecken. Dort wusch ich mir das Gesicht, öffnete den Zopf und bürstete mir mit der Bürste, die mir Ruby hinhielt, die Haare. Ich reichte Ruby wieder ihr Haargummi. Ich würde Hanji später fragen, ob sie eines übrig hatte.

Als Ruby sich einen Pferdeschwanz gebunden hatte, verabschiedeten wir uns kurz von den zwei anderen Mädchen und machten uns auf den Weg zum Frühstück.

Es dauerte nicht lange und wir hatten uns verlaufen. Wir wollten eigentlich die Treppe suchen, aber irgendwie waren wir noch immer im selben Stock. Und uns begegnete, aber auch wirklich niemand, den wir hätten fragen können.

Als wir um die nächste Ecke bogen, entdeckten wir zwei Soldaten, die mitten am Gang miteinander redeten. Begeistert rief ich: „Hey!" Sie drehten sich zu uns und ich konnte sie nun genauer betrachten. Die zwei kannte ich doch.

Beide waren zirka einen halben Kopf größer als wir. Einer hatte dunkelblonde, kurze Haare und der andere war braunhaarig und trug eine Brille. „Karsten? Liam?", fragte Ruby verwirrt. Wie kamen unsere früheren Schulfreunde denn hierher? Das war unmöglich. Na ja, wir waren auch hier, aber trotzdem.

Die zwei Jungs sahen uns perplex an und der dunkelblonde Karsten fragte: „Wer?" Oh ... Oh. Waren sie wohl doch nicht. Aber sie sahen genauso aus wie die zwei aus unserer Welt.

Ich murmelte ihnen zu: „Tut uns leid, wir haben euch verwechselt", und kratzte mir verlegen den Kopf. „Äh ... könnt ihr uns vielleicht sagen, wie wir zum Speisesaal kommen?"

Der Braunhaarige, den wir für Liam gehalten hatten, deutete den Gang entlang, in dem wir standen und erklärte freundlich: „Den Gang lang und rechts. Dann die Treppe hinunter und dort nehmt ihr den Gang, zu eurer linken."

Wir gingen zu ihnen und ich streckte dem braunhaarigen meine Hand entgegen: „Danke, und ich bin im Übrigen Tonia." „Und ich bin Ruby", winkte meine Freundin. Die zwei vor uns begannen zu schmunzeln und schüttelten uns die Hände. Der Blonde hieß Fred, während sich das Liam-Double als Peter vorstellte.

Ruby und ich mussten stark an uns halten, um nicht in Lachen auszubrechen, aufgrund der Namen, die so gar nicht zu den zwei passten. Aber wir schafften es, es bei einem Grinsen zu belassen und bedankten uns nochmals, bevor wir uns auf den Weg machten, der uns beschrieben wurde.

Ohne weitere Zwischenfälle kamen wir auch bald bei unserem Ziel an. Wir holten uns bei der Essensausgabe belegte Brötchen und suchten uns einen Tisch. Ruby entdeckte schnell einen Tisch an dem Connie und Sasha bereits Platz genommen hatten und steuerte zielstrebig darauf zu.

Da ich hier sonst niemanden kannte, beschloss ich ihr einfach hinterher zu wackeln. Wir setzten uns ihnen gegenüber hin und wünschten einen guten Morgen. Den bekamen wir auch zurück, ansonsten war es still.

Nach einigen Minuten wurde neben mir ein Teller auf den Tisch geknallt. Alle Köpfe schossen zu dem Besitzer ebenjenes Tellers und ich erblickte eine wie immer breit grinsende Hanji. „Guten Morgen allerseits", trällerte sie und ließ sich neben mich fallen. Sie bekam ein wenig motiviertes Gemurmel zurück.

Selbst Hanji sprach um diese Uhrzeit noch nicht viel, weshalb alle schweigend aßen. Als ich mein zweites Käsebrötchen anfing, fragte Ruby an Connie gewandt: „Wollen wir spazieren gehen?" Dieser lächelte verlegen: „Ja, von mir aus." Breitgrinsend erhob sich Ruby und Connie folgte wie ein treuer Bernhardiner.

Ich sah den zweien aus dem Augenwinkel nach und biss ein weiteres Mahl von meinem Brötchen ab. Während Sasha das Verschwinden der beiden gar nicht zu bemerken schien, schaute Hanji ihnen seeehr auffällig hinterher. Sie fragte mich interessiert: „Was machen die zwei Hübschen denn?"

Morgenmuffelig antwortete ich: „Ich glaube, die zwei haben ein Date." Ich machte eine Pause und murmelte dann noch in meinen nicht vorhandenen Bart: „Oder sowas." Hanji neben mir stieß ein begeistertes „Oouuh" aus, packte mich am Ärmel und zog mich von der Bank in Richtung Ausgang.

„Komm mit", befehligte sie. „Aber mein Essen",jammerte ich noch, wurde aber schon nicht mehr beachtet und einfach weitergeschleift.

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