43. Baumriesen sicher. Baumriesen guuut.

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Ich begann zu jubeln: „Juhuu-Au!" Ich hatte mein Bein ganz ungut bewegt, weshalb mein Jauchzen mehr in Gejammer endete. Als die zwei unterschiedlichen Mädchen bei uns ankamen, meinte Christa: „Ruby, Tonia! Was für ein Glück. Wir dachten schon, wir wären die Einzigen, die verloren gegangen sind."

Ruby lächelte und meinte: „Sieht wohl nicht so aus."
Ich fragte daraufhin: „Wisst ihr, wo wir hin müssen?"
Christa antwortete mir: „Wenn ihr eine Karte habt. Unsere ist leider hinüber." Sie hielt ein nasses Stück Papier mit schwarzen Schlieren in die Höhe, das man nur mit viel Fantasie oder stark alkoholisiert als Karte erkennen konnte.

Ich versuchte erst gar nicht mich zu meiner Satteltasche umzudrehen, das überließ ich Ruby. Diese fischte ein zusammengefaltetes und zerknittertes Blattpapier aus ihrer Tasche und reichte es der Blonden.

Christa sah überlegend auf die Karte, dann schaute sie sich in der Gegend um und in den Himmel um etwaige Anhaltspunkte zu finden. Ich weiß nicht, wie. Aber nach zwei Minuten, in denen keiner etwas sagte, konnte Christa uns sagen, wo wir hinmussten.

Zielstrebig ritten wir also zu viert nach ..., zu ..., in eine Richtung. Der Regen hörte während der nächsten Stunde auf und der Nebel lichtete sich, bis er sich ganz verzog und wir die Sonne wieder sehen konnten. Der Galopp tat meinem kaputten Bein gar nicht gut. Mich durchfuhren regelmäßige Wellen von Schmerz, die ich durch Zähne zusammenbeißen versuchte so gut wie möglich zu ignorieren.

Die Sonne bewegte sich dem Horizont entgegen und der Himmel färbte sich langsam rötlich. In unserer Nähe sah ich einen Wald mit riesigen Bäumen. Wohl der Wald der Baumriesen. Wir wollten eigentlich an ihm vorbeireiten, doch aufgrund einer Horde von Titanen, die uns wohl als ihr Abendessen betrachtete, mussten wir umplanen.

Wir steuerten nun auf die Bäume zu und schwangen uns mit Hilfe unseres 3D-Apparates auf einen der Äste, was wieder eine Bewegung war, die meinem Bein nicht gefiel. Ich setzte als letzte auf dem breiten Ast auf, kippte aber sofort zur Seite, weil ich nur auf einem Bein stand.

Ich wurde noch rechtzeitig von Ruby und Ymir an den Schultern gepackt, bevor ich wieder in Richtung Boden segelte. Schwer atmend ließ ich mich mit ihrer Hilfe zu Boden sinken.

Heute war nicht unser Tag. Unsere erste Expedition war ein Reinfall vom Feinsten. Ich hatte nicht erwartet, dass alles reibungslos ablaufen würde, aber ich hätte nicht gedacht, dass es in so einer Katastrophe enden würde. Ich meine, wir sitzen auf einem Baum, sind von Titanen umzingelt und wir haben keinen Plan, wo unsere Kameraden sind. Ging's noch besser?!

Wie sich kurze Zeit später herausstellte, ging es noch besser. Ich hatte doch erwähnt, dass das Schicksal gerade lachend vom Stuhl kippte, oder? Mittlerweile kugelt es sich vermutlich am Boden.

Christa wollte unbedingt Chirurgin spielen und mein Bein richten. Während ich erneut panisch begann zu weinen und vehement den Kopf schüttelte. Christa und Ruby versuchten mich zu überzeugen, doch ich wehrte mich weiterhin. Ymir war total genervt und meinte mit einem kleinen Ast in der Hand: „Beiß da drauf."

Ich schüttelte den Kopf und erwiderte: „Nein, vergiss e..." Ich kam nicht dazu, fertig zu sprechen, denn Ymir stopfte mir den Ast zwischen die Zähne und Christa nutzte den Moment, um sich auf mein Bein zu lehnen und somit den Knochen wieder zu richten. Mit dem Stück Holz zwischen den Zähnen schrie ich auf. Von Ruby erhielt ich einen mitleidigen Blick, während Christa zufrieden auf ihr Werk schaute.

Ymir machte missmutig auf sich aufmerksam: „Hey, Leute." Wir sahen alle zu ihr, während sie weiterhin auf den Boden schaute und damit genau auf die Titanen, die sich gerade mit Affen zu verwechseln schienen. Umständlich begannen sie auf die Bäume um uns herum und sogar an unserem Stamm hochzuklettern. Das war gar nicht gut. Wieso mussten diese Dinger auch wissen, wie man auf Bäume kletterte?

Wir sahen geschockt zu den unterschiedlich großen Humanoiden, die langsam immer näherkamen. „Was machen wir jetzt? Wir können so viele nicht zu dritt bekämpfen", erklärte Ruby, „und Toni ist nutzlos." „Hey!", machte ich mich bemerkbar, wurde aber gar nicht beachtet. Die Leute hier hatten es echt drauf, Einwürfe einfach zu übergehen.

Ymir drehte sich nun zu uns. Oder eigentlich eher mehr zu Christa. Sie fasste die kleinere an den Schultern und sah sie eindringlich an: „Christa. Versprich mir, dass du ein Leben lebst, auf dass du stolz sein kannst. Hör auf in einer Lüge zu leben und dich zu verstecken." Ooohhh, das war ganz schlecht. Ymir ganz mieser Zeitpunkt, um das hier abzuziehen.

Ruby und ich murmelten gleichzeitig: „Oh nein", unternahmen aber nichts. Gespannt beobachteten wir wie die braunhaarige ein Messer von irgendwo herzauberte. Sie drehte sich um, sprang von dem Baum und schnitt sich mit dem Messer in die Hand.

Christa schrie ihr noch „Ymir!" hinterher. Klar sie dachte immerhin, dass sich ihre Freundin, für die sie mehr Gefühle hatte als Freundschaft, in den Tod stürzte.

Mit einem gewaltigen gelben Blitz verwandelte sich Ymir in ihren gollumartigen Kiefertitanen, landete mit Wumms auf einem Titanen, der gerade auf einem Nachbarbaum hochkletterte, und riss ihn mithinunter. Und landete in einem Haufen von weiteren Titanen.

Attack on Titan becomes realityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt