70. Levi ist ab und zu ein voller Emo

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Wir saßen einige Zeit so da und irgendwann konnte sich Levi sogar dazu durchringen, dass er in die Umarmung einstieg. Aus einem Bauchgefühl heraus, legte ich meinen Kopf auf seiner Schulter ab und sagte zu ihm: „Du bist nicht alleine, Levi. Vergiss das bitte nicht."

Von Ruby kam mitfühlend: „Willst du darüber reden?" Wir sahen Levi, der zwischen uns eingequetscht war, abwartend an, doch der schüttelte noch nicht ganz bei sich den Kopf. Mit gedämpfter Stimme fügte er noch unterstützend hinzu: „Nein." Also blieben wir weiterhin in diesem Gliedmaßenknoten sitzen.

Nach einiger Zeit löste ich mich aus der Umarmung und hockte mich vor Levi. Ich versuchte seine grauen Augen einzufangen und fragte sanft „Levi? Können wir dich kurz alleine lassen?" Es kam nur ein langsames Nicken zurück. Leicht misstrauisch erhob ich mich und auch Ruby folgte. Gemeinsam machten wir uns auf dem Weg zur nächsten Abstellkammer

Draußen auf dem Gang, um Schaufel und Besen zu holen, warfen wir uns einiges an besorgten Blick zu und gingen unseren Weg in einem flotten Schritt. In den nächsten drei bis fünf Minuten von Levis Büro zur Besenkammer und wieder zurück, hatte ich weiterhin dieses ungute Gefühl im Bauch.

Erneut kamen wir vor Levis Bürotür an, die von Ruby geöffnet wurde. Wir traten durch ebendiese und ich schloss sie wieder hinter mir. Mein Blick suchte sofort den Raum nach Levi ab, der unverändert auf seinem Platz saß.

Während wir das Gröbste zusammenkehrten und in einer Zimmerecke sammelten, behielten wir Levi stets aus dem Augenwinkel im Blick. Doch er bewegte sich kein Stück, sondern sah nur stumm in den feuerlosen Kamin.

Als wir das Zimmer wieder einigermaßen begehbar gemacht hatten, hockte sich Ruby wieder neben Levi, während ich vor dem Sofa stehenblieb. Leise fragte Ruby Levi: „Geht es wieder?" Levi sah zu meiner Freundin, dann kurz zu mir und meinte mit leichtem Lächeln: „Ja, danke."

Ruby und ich begann zu quietschen, was Levi sichtlich verwirrte. Und im nächsten Moment befand sich Levi schon wieder in unserer Umklammerung. Ruby quietschte ihm auf der einen Seite ins Ohr: „You're such a cutie!" Ich setzte darauf hinterher: „Du solltest wirklich öfter lächeln."

Und da war es wieder. Das typische Augenbrauenhochziehen. Ich zog mich aus der Umarmung heraus und grinste den Schwarzhaarigen an: „Wenn du schon wieder so dreinschauen kannst, dann können wir dich ja wieder getrost alleine lassen."

Levis Augenbraue wanderte höher. Jap, jetzt war alles wieder so wie es gehörte. Skeptisch und mit einem Hauch Trübsal in der Stimme gab er zurück: „Ihr hättet mich vorher auch alleine lassen können. Wieso seid ihr geblieben?"

Ich schaute ihn an und meinte: „Weißt du eigentlich in welchem Zustand du warst? Hätten wir dich auf die Füße gestellt, wärst du in dir zusammengefallen wie ein Zelt ohne Gestänge. In so einem Zustand kann man dich doch nicht alleine lassen."
Ohne zu zögern, grinste Ruby: „Außerdem haben wir dich lieb. Also nicht im Sinne von Liebe, mehr im Sinne von einem Bruder. Immerhin sind wir beide vergeben."
Oh, nein das würde sie jetzt nicht machen!
„Na ja, ich bin vergeben. An Tonis Beziehung mit Armin arbeite ich noch."
Ich murmelte in meinen nicht vorhandenen Bart: „Ich bin gar nicht da." Einfach nicht hinsehen. Was ich nicht sehe, sieht mich auch nicht.

Ruby erzählte einfach weiter, doch mir schoss ein Gedanke in den Kopf, den ich sofort an Levi weitergab: „Levi, hier gibt es nicht zufällig irgendwo ein Klavier oder so etwas ähnliches?"
Er sah, wieder mit seinem üblichen neutralen Gesichtsausdruck, zu mir und schüttelte den Kopf.
„Hm, Schade. Dann noch eine Frage: Wo ist Hanjis Zimmer?", setzte ich gleich nach.
Er sah mich skeptisch an und meinte: „Die erste Tür in diesem Gang, wieso?"
„Weil wir dort eigentlich hinwollten, bevor du deinen Nervenzusammenbruch hattest. Und in ihrem Büro war sie nicht", antwortete Ruby.

Mein Blick glitt zum Fenster, das einen wunderschönen Ausblick bot. Ich war richtig neidisch auf das große Fenster, durch das man die Sonne sehen konnte, die beim Untergehen langsam die Umgebung rot färbte.

Warte ... Untergehen? Ich schreckte aus meiner leicht zusammengesunkenen Position: „Ach du Schande, ich muss anfangen zu kochen." Levi und Ruby sahen zu mir. Ich meinte nun in leichter Eile: „Levi, man sieht sich. Ruby, du machst das doch mit Hanji, oder?"

Ruby nickte und schon drehte ich mich um und stürzte zur Tür. Davor rannte ich aber noch schön in das Sofa, wodurch mein Weg zur Tür mehr einem schleudernden Auto glich als einer geraden Linie.

Ohne Levis „Tz" oder meine geringfügige Kursabweichung zu beachten, setzte ich meinen Weg fort. Hinter mir knallte ich noch einmal die Tür, damit auch der letzte mit einem funktionierenden Gehör merkte, dass ich gerade auf den Gang trat. Und schon rannte ich zur Küche, dabei ließ ich es aber nicht aus fasst die Treppe hinunterzufallen.

Schweratmend kam ich in der Küche an und wurde von Peter und Fred mit belustigen Blicken angeschaut. Beide hatten in ihrer Arbeit innegehalten und Fred meinte: „Wir hätten dich früher erwartet, Prinzesschen." Da ich, wenn ich es eilig hatte, leicht gereizt sein konnte, schnauzte ich sie an: „Nenn mich nochmal Prinzesschen und ich mach aus dir ein Prinzesschen."

Beide fingen an zu lachen, was ich mit einemSchnauben kommentierte und mich einfach auf den Weg in die Vorratskammermachte, um mir die Zutaten zu holen, die ich brauchte. Wie in Phase dreiunseres Hanlits Plans besprochen, würde ich ein Essen für die zwei Kochen,während Ruby für standesgemäße Kleidung bei beiden sorgte.

Ich hatte vor heute für die zwei eine klare Gemüsesuppe mit Frittaten kochen, danach würde es Kartoffelknödel mit Gemüseragout geben und die Nachspeise würde mir hoffentlich noch einfallen.

Während ich kochte, kamen die Soldaten essen und verschwanden langsam auch wieder. Als Peter und Fred gerade gingen, kam meine Freundin durch die Tür. „Hanji und Moblit haben ihre Kleidung und warten nur noch darauf, dass sie endlich essen können", teilte sie mir mit. Ich nickte und sie kam zu mir und schaute mir über die Schulter. Ich wandte mich von dem Ragout ab, das auch alleine köcheln konnte und begann den Teig für die Nachspeise zu rühren, ein abgewandelter Biskuitboden mit Eischneehaube.

Ruby steckte ihren Finger in das Essen undkostete. Mit einem genervten Blick meinte ich: „Du könntest währenddessen schoneinmal den Tisch decken. Dann isst du den Zweien nicht alles weg."

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