11. Verhörprotokoll: Zukunft und unglaubwürdige Titanen

179 17 0
                                    

Unüberlegt wie ich war, fragte ich natürlich, was denn bis jetzt passiert sei. Ruby kommentierte dies, indem sie sich ihre Hand auf die Stirn donnerte. Im ersten Moment kam ich leider nicht umhin mich zu fragen, weshalb sie sich denn selbst schlug.

Mein verständnisloser Blick hielt genau zwei Sekunden, bis in mein Nudelsieb von Hirn sickerte, dass unsere Besucher gar nicht wissen konnten, was genau ich meinte und mir entkam ein kurzes „Oh".

Doch Ruby überging mich einfach. „Da ich Reiner und Berthold gestern – war doch gestern, oder?", begann Ruby und blickte dann fragend zu Levi, redete jedoch sofort weiter, „- gesehen habe, sollten wir irgendwo vor Staffel 3 sein." Sie schaute mich leicht fragend an, wohl um sich meine Suchtlerbestätigung zu holen und somit bestätigte ich nickend: „Irgendwo vor der Hälfte der 2. Staffel zirka."
Erwin zog fragend eine Augenbraue hoch und setzte an, um zu sprechen: „Was ist ei...", weit kam er jedoch nicht, da Ruby gleich fragte: „Wisst ihr eigentlich schon, wer der Weibliche Titan ist?"
Erwin überging die Unterbrechung und antwortet stattdessen auf die Frage: „Annie Leonhardt aus der 104. Trainingseinheit."
„Habt ihr sie schon gefangen?", stocherte ich weiter und rahmte das Wort „gefangen" mit Anführungszeichen in der Luft ein.
Daraufhin knirschte der miesepetrige Zwerg neben Erwin mit zusammengebissenen: „Ja."
Erwin warf Levi einen undefinierbaren Blick zu. Und plötzlich schoss mir das Bild in den Kopf als Erwin und Levi Eren vor seiner Anhörung aufgesucht hatten.

Leider konnte ich mir das Lachen nicht verkneifen, weshalb ich aus heiterem Himmel anfing wie verrückt zu kichern und zwischendrin „Deja-vu" ausstieß. Ruby schien zu wissen, was ich meinte und musste nun auch anfangen zu kichern und erwiderte, ungerührt von den Blicken, die uns unsere Besucher zukommen ließen: „Du hast recht."

Levi ließ es sich natürlich nicht nehmen uns ein „Tz" entgegen zu schleudern, während Erwin leicht überfordert wirkte.

Ich konnte Erwin verstehen, wir waren getrennt schon verrückt. Zusammen konnte man uns nur schwer ertragen.

Zum Glück für die zwei Herren vor uns hielt unser kleiner Anfall nicht lange und wir kriegten uns schnell wieder ein.

Nun begann ich zu überlegen, was wir als nächstes fragen sollten, ohne zu viel zu verraten, um die weiter Handlung nicht allzu sehr zu verändern. Ich hob meine Hand zu meinem Kinn und starrte die Wand zwischen Levi und Erwin an als würde dort die Antwort stehen.

Doch mir fiel irgendwie nichts Besseres ein, außer: „Mike ist doch noch hier und auf keinem Außenposten innerhalb der Mauer Rose, oder?"
Als ich diese Frage stellte, zog Levi misstrauisch eine Augenbraue nach oben und Erwin erwiderte skeptisch und mit sichtlich ungutem Gefühl: „Er sollte morgen mit den Rekruten aufbrechen. Wieso?"
Ich grinste und überging seine Frage einfach: „Sehr schön." Dann nahm mein Gesicht eher mehr den gelangweilt-neutralen Ausdruck von Levi an und ich fügte hinzu: „Lasst ihn bloß nicht gehen. Und holt sofort alle zurück, die sich dort aufhalten."
Nun mit mehr Nachdruck verlangte Erwin zu wissen: „Weshalb?"
Ruby ganz die Frohnatur, die sie nun mal war, erklärte mit einem mehr als unpassenden Grinsen im Gesicht: „Weil sie von Titanen angegriffen werden und Mike auf alle Fälle stirbt."

Im Nachhinein betrachtet hätten wir den Ratschlag lieber bleiben lassen sollen. Weil, wenn man es genau nimmt, haben wir alleine mit unseren folgenden Worten, die gesamte Handlung über den Haufen geworfen. So viel zu „die weitere Handlung nicht allzu sehr verändern". Das nächste Mal sollte ich mich auch wirklich an meine Gedanken halten.

Aber zurück zum Eigentlichen. Erwin und Levi warfen sich einen Blick zu, bei dem es keinesfalls verwunderlich gewesen wäre, wenn sie jetzt gleich in Gelächter ausgebrochen wären. Aber die zwei sind dafür ja bekanntlich nicht sonderlich empfänglich. Deshalb lag nun ihr skeptischer Blick wieder auf uns und Erwin erhob wieder seine Stimme: „Unmöglich. Es gibt keine Titanen innerhalb der Mauern. Und ein Loch wäre aufgefallen."

Ich wollte gerade etwas einwenden als meine Freundin mir das Wort wegschnappte: „Das ist es ja gerade. Es gibt kein Loch. Die Titanen sind die Dorfbewohner von Ragagakok." Ich zog nun ebenfalls eine Augenbraue hoch und verbesserte: „Ragako." Sie antwortete: „Habe ich doch gesagt."

Noch bevor sie weitersprechen konnte und noch mehr ausplauderte als wir es ohnehin schon getan hatten, ergriff ich ernst das Wort: „Aber das ist jetzt für's Erste völlig egal. Ihr müsst eure Leute zu den Dörfern schicken und sie zumindest warnen." „Ein paar Titanen abschlachten, wäre natürlich auch nicht von Nachteil", überlegte Ruby gegenüber von mir und sprach dabei meine Gedanken aus. Ich schielte kurz zu meiner besten Freundin, ehe ich die Schultern zuckte. Sie hat nicht ganz unrecht.

Irgendwie schafften es sowohl Levi also auch Erwin unbeeindruckt sitzen zu bleiben. Aber wenn man bedenkt, dass ja beide daran gewöhnt sind Leute zu verlieren, dann war diese Reaktion nicht sonderlich überraschend. Wobei ich trotzdem etwas mehr Regung erwartet hätte, außer nichts.

Nachdem uns beide gefühlte Stunden – es war vermutlich nur eine Minute – angestarrt hatten und keiner ein Wort sagte, drehte Erwin seinen Kopf leicht zu Levi und verlangte: „Bitte, sag Mike Bescheid und gib die Anweisungen, um die Titanen zu vernichten." Levi nickte leicht und drehte sich schon zum Gehen als Ruby grinsend ausstieß: „Uuuuh, erstes Aufeinandertreffen der Erzfeinde."

Ich musste mal wieder anfangen zu kichern, weil sie erstens Recht hatte und zweitens uns nun Erwin und Levi mit hochgezogenen Augenbrauen ansahen und nichts, rein gar nichts verstanden.

Dazu musste ich sagen, dass das Augenbrauenhochziehen hier wirklich eine sehr beliebte Reaktion war.

Attack on Titan becomes realityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt