14. Von Pappenpampe und Handydiskussionen

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Ich brauchte Ruby nicht zu fragen oder anzusehen. Sie war Sasha recht ähnlich, wenn es um Essen ging. Sie würde zu Essen nicht nein sagen. Und ich konnte nicht leugnen, dass mir auch schon leicht der Magen knurrte. Ruby übernahm das Antworten: „Mords."

Damit gab sich unsere Führerin zufrieden und lief den Gang schon wieder zurück in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Ich hoffe, ich muss nicht erwähnen, dass ich keine Ahnung hatte, wo wir gerade waren, noch, wie wir zu unserem Zimmer kommen oder sonst wohin.

Aber das hinterfragte ich erst gar nicht und beschloss das Thema auf einen anderen Zeitpunkt zu verschieben. Außerdem standen wir gerade vor einer offenen Tür, durch die man in die gut gefüllte Kantine blicken konnte.

Ich wollte mich nach bekannten Gesichtern umblickten, kam aber gar nicht dazu, da Hanji unbeeindruckt zur Essensausgabe marschierte. Dort wurde jedem eine Portion von einer undefinierbaren grau-gelblichen Pampe in eine Schüssel geklatscht und ein Brot dazu geworfen. Ich überlegte mit verzogenem Gesicht, ob das Zeug wirklich genießbar war. Und ein Blick zu meiner brünetten Freundin sagte mir, dass sie meine Gedanken teilte.

Noch am Überlegen, ob ich das gefahrlos essen konnte oder doch an einer Lebensmittelvergiftung starb, dackelten Ruby und ich Hanji hinterher zu einem Tisch.

Erst als ich auf der Bank saß, schaute ich auf und erkannte sowohl Erwin und Levi an dem Tisch.
„Nanu, ich dachte du würdest mit den Trupps mitreiten, die die Dörfer warnen", fragte ich verwundert an Levi gewandt. Ohne aufzuschauen, stieß er ein „Tz" aus.

„Er ist verletzt von dem Kampf gegen Annie und muss noch aussetzen. Außerdem verbietet es Erwin", kam von Hanji die Erklärung. Dabei hörte sie sich ein bisschen wie eine schadenfrohe kleine Schwester an.

„Ah ja, da war ja was", ging mir nun ein Licht auf. Levis Verletzung war einfach ein Fakt, den ich irgendwie immer vergaß.

Levi hatte dazu nichts zu sagen und stand einfach wortlos auf und ging. Ich blickte kurz zu Hanji und Erwin und sah beide nur lächeln. Einmal ein seichtes väterliches und ein übertrieben breites.

Seufzend wandte ich mich wieder dem Essen zu. Widerwillig griff ich den Löffel, der in dem Brei steckte, und hob eine kleine Portion vor meine Augen. Ruby beobachtete mich genauestens. Wohl um zu sehen, ob ich tot von der Bank kippte, wenn ich das Zeug aß.

Hanji schien meine Skepsis diesem Fraß gegenüber bemerkt zu haben. Sie meinte aufmunternd: „Das Essen schmeckt besser als es aussieht. Es schmeckt ganz okay und nur ab und zu nach Pergament", und steckte sich demonstrativ einen Löffel dieser Pampe in den Mund. Na, das beruhigte mich jetzt ungemein, dachte ich mir.

Angewidert schob ich mir den Löffel schließlich doch in den Mund. Es schmeckte leicht nach ungesalzenen Kartoffeln. Für jemanden wie mich, der eher mehr salzt eine kleine Überwindung, aber machbar. Als ich schluckte, aß Ruby ebenfalls ihr Essen.

Es kostete mich einiges an Kraft dieses fade Zeug hinunter zu zwingen, während Ruby sich nichts anmerken ließ. Wir brachten zusammen mit Hanji unser Geschirr zu einer Sammelstelle.

Während die Titanenliebhaberin vor uns herging, erklärte sie: „Wir Hübschen werden jetzt in mein Büro gehen und ihr werdet mir ein paar Fragen zu eurer Welt beantworten." Ich dachte mir, dass sich das jetzt nicht so schlimm anhörte, wie die Befürchtungen, die ich eigentlich hatte. Hätte ich doch nur zu diesem Zeitpunkt die Flucht ergriffen.

Hanji führte uns zu ihrem Büro, das, wie mir auffiel, im Gleichen Korridor lag wie Erwins Büro. Sie schloss ihre Türe auf und bat uns hinein.

Wir betraten den Raum und meine Augen begannen regelrecht zu leuchten. Überall lagen Bücher und für mich war das das Wunderland. Ruby, die mich nun mal bestens kannte, klopfte mir lächelnd auf die Schulter und schaufelte sich einen Stuhl vor Hanjis Schreibtisch frei.

Ich stellte ebenfalls die Bücher von dem anderen Stuhl hinunter als ich mit gaffen fertig war und setzte mich.

Hanji stellte sich hinter den Tisch und setzte sich auf ihren eigenen Sessel. Sie bückte sich und holte etwas aus einer der Laden heraus. Sie hielt unseren Rucksack in der Hand, den wir uns „geborgt" hatten.

Rubys Verstand arbeitete blitzschnell und sie fragte sofort: „Hast du mein Handy auch?"
„Wenn du das lustige Ding meinst, dass ihr in Erwins Büro hergezeigt habt, dann ist die Antwort: Steckt in der Seitentasche."

Ruby sah natürlich sofort nach und schaute, ob es noch funktionierte. Glücklicherweise tat es das.

Hanji ergriff wieder das Wort: „Was ist das überhaupt für ein Ding?", und deutete auf das technische Gerät.

Ich antwortete: „Das ist ein Handy. Ein Telefon. Damit kann man über weite Strecken direkt miteinander sprechen und ähm ... so etwas ähnliches wie ... äh ... Brief? Sofort verschicken."
„Zeigt es mir", kam sofort zurückgeschossen.
„Ich fürchte, das funktioniert hier nicht. Dafür bräuchten wir Empfang und den gibt es hier nicht, weil noch keiner den Satelliten erfunden hat", erklärte Ruby.
„Was ist ein Satelliten?", fragte Hanji.
„Ein Satellit ist etwas, das im Weltall bei den Sternen ist und die Verbindung zwischen zwei Handys herstellt", erklärte ich nun an die Wissenschaftlerin.
„Aber wenn du willst, können wir die zeigen, wie man damit Fotos machen kann", versuchte ich weitere Erklärungen über Satelliten zu umgehen. Darauf bekam ich ein begeistertes Nicken. 

Attack on Titan becomes realityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt