32. Vormittägliches Training

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Ich hatte so einen schönen Traum. In dem Traum war ich eine Katze und konnte ganzen Tag faul auf der Bank liegen und musste mich kein Stück bewegen. Jedoch wurde dieses wunderbare Faulheitsgefühl von einem Eimer Wasser unterbrochen, der mir übergeschüttet wurde.

Und so wachte ich auf, aufrecht im Bett sitzend mit einem nassen Lappen im Gesicht. Konnte man hier denn nicht EINMAL ausschlafen? Ich drehte meinen Kopf zur Seite und erkannte eine grinsende Hanji. „Aufstehen, Dornröschen! Training!", kamen mir die Worte entgegen.

Stöhnend ließ ich mich mit dem Lappen in den Händen wieder in die Kissen sinken. Mir wurde der Lappen weggenommen, was mich aber gar nicht interessierte. Mich interessierte viel mehr, dass wir heute doch eigentlich frei hatten!

Ich war gerade wieder leicht am Wegdämmern als von unten ein Schrei ausgestoßen wurde und sich meine Matratze begleitet von einem dumpfen Geräusch und einer fluchenden Ruby kurz anhob. Nun da wir beide wach waren, schien Hanji nichts mehr bei uns zu halten, weshalb sie immer noch grinsend zur Tür ging. Mit den Worten „Beeilt euch. Levi wartet nicht gerne" schmiss sie unsere Tür zu und war verschwunden.

Genervt setzte ich mich wieder auf und stieg aus meinem Stockbett. Unten saß Ruby und rieb sich noch immer den Kopf. Doch auch sie erhob sich, während ich mich schon einmal in eine weiße Bluse und die übliche weiße Hose schmiss und anfing mir das Gurtsystem umzuschnallen. Es dauerte auch gar nicht lange und wir waren fix fertig auf dem Weg zum Frühstück.

Dort angekommen, hielt Ruby nach den Mitgliedern der 104ten Ausschau. Doch wie zu erwarten, war noch keiner zu sehen, weshalb wir uns an Hanjis Tisch fallen ließen, an welchem auch Erwin frühstückte. Mit einer Laune, die sich irgendwo im Mittelmaß befand, begannen wir unser Frühstück zu essen.

„Wie gefällt es euch hier bis jetzt?", wurden wir von dem blonden Kommandanten gefragt. Ich sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. Das war eine Frage, die ich mir bei dem Kerl nicht vorstellen konnte.

Ruby antwortete noch immer müde: „Es ist wirklich toll." Zu mehr war sie nicht in der Lage. Sie sah aus als würde ihr Gesicht gleich auf ihren Teller klatschen. Und wenn ich ganz präzise bin, dann ging es mir nicht viel besser. Ich nickte einfach nur kurz davor einzuschlafen.

„Wie läuft das Training?", fragte Erwin weiter. Der war heute wohl in Plauderlaune. Oder er wollte irgendwas aufschieben und missbrauchte uns gerade als Zeitvertreib. „Könnte bestimmt besser laufen, aber ich finde wir schlagen uns ganz passabel", gab ich dem Großen uns gegenüber zurück.

„Miserabel trifft es wohl eher", erwiderte plötzlich eine Stimme neben uns. Ruby erschreckte sich so sehr, dass sie nun an mir klebte und sogar fast auf meinem Schoß saß. Auch ich starrte den Schwarzhaarigen, der gelassen seinen Tee schlürfte, mit schreckgeweiteten Augen an. Auf das war ich nicht gefasst.

„Fuck, wo kommst du denn her?", fragte meine Freundin, die sich wieder einigermaßen beruhigt hatte und nicht mehr ganz so an mir klebte. Unser Sitznachbar zog nur die Augenbrauen zusammen und wandte sich, ohne ein Wort zu sagen, wieder seinem Tee zu.

„Er sitzt schon die ganze Zeit da", kam von Hanji. Ich schaute von Hanji zu Levi und wieder zurück. Hatte ich echt nicht bemerkt. Da morgens meine Aufmerksamkeit nicht immer auf den Höhepunkt war und ich mir wirklich nicht den Kopf darüber zerbrechen wollte, wer hier schon am Tisch gesessen hatte und wer nicht, richtete ich meine Aufmerksamkeit mit einem geschlagenen „Ne!" wieder auf mein Essen, welches ich jetzt zusammenaß. Auch Ruby beließ es dabei und aß kopfschüttelnd ihr Frühstück fertig.

Hanji war schon vor uns fertig und kaum waren unsere Teller leer, rief sie begeistert: „Abmarsch!", und sprang schon förmlich von der Bank. Ich konnte ihre Begeisterung so gar nicht teilen. Es war frühmorgens. Ich konnte nicht ausschlafen. Und Sport war noch immer eine der Beschäftigungen, die ich am meisten hasste.

Auch Levi und Erwin erhoben sich, doch letzterer bog vorher ab und verabschiedete sich in sein Büro. Aber nicht ohne uns noch vorher zu sagen, dass er uns am Abend in seinem Büro sehen wollte.

Draußen begann das Training mit unseren 4 Runden laufen und unseren gestrigen Leistungen bei den Liegestützen entsprechend mit 10 Liegestützen. Wir waren mit Abstand die erbärmlichsten Soldaten, die man hier je gesehen hatte. Da war ich mir hundertprozentig sicher.

Danach kam ein bisschen Nahkampfgrundtraining, bei welchem wir öfter am Boden lagen als es Attack on Titan-Folgen gibt, und ein paar Übungen mit dem 3D-MG, wo Hanji Levi sogar überreden konnte uns auf eine Attrappe loszulassen. Das endete im Prinzip damit, dass wir bei dem Versuch den Nacken zu erwischen entweder gar nicht erst trafen oder wir durch den plötzlichen Widerstand mit dem Kopf nach unten gegen einen Baum krachten. Nur Ruby schaffte es einmal ein Stück Attrappennacken zu entfernen.

Mit den Worten „Es reicht für's Erste, nach dem Mittagessen geht es weiter!" erlöste uns Levi.

Erleichtert, dass wir nun etwas Ruhe hatten, gingen wir zum Mittagessen, bei welchem wir uns schon aus Gewohnheit zu Levi's Team gesellten. Es wurde viel geredet und gelacht. Also eigentlich wie sonst auch immer.

Als Ruby und ich fertig waren, wurde meine Freundin von Connie gefragt: „Können wir?" Verwirrt schaute sie ihn an und fragte: „Was?" Doch gleich darauf schoss ihr die Erkenntnis ein und sie schlug sich die Hand gegen die Stirn: „Oh, das habe ich ganz vergessen. Es tut mir so leid, ich werde mit Levi reden."

Ich sah sie geschockt an und auch Connie machte ein Gesicht als würde Ruby ihr Leben riskieren wollen. Er erklärte ihr noch, um sie von dieser Schnapsidee abzubringen: „Mit dem Hauptgefreiten kann man nicht reden. Das ist glatter Selbstmord."
„Ach was, ich werde ihn schon irgendwie überzeugen", erwiderte sie nur.

Oh ja, ich sah das Überzeugen schon vor mir: Levi: „Nein." Ruby: „Bitte" „Nein" „Bitte" „Nein" „Biiiiiitteeeee". Wobei man Ruby ab und zu wirklich nichts abschlagen konnte. Ich beschloss daher erstmal gespannt zu sein.

Und so machten wir uns mit Connie im Schlepptau auf zum Trainingsplatz.

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