57. ... und Action!

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Ich atmete einmal tief durch und meinte: „Gut, das ist so. Kenny ist der Bruder deiner Mutter und damit dein Onkel. Und weil die Ackermans eine verdammt große Familie sind und ich mir, dank Percy Jackson, einfach viel zu viele Gedanken über die Verwandtschaftsbezeichnungen mache, kann ich dir sagen, dass Mikasa deine Cousine 2. Grades ist. Zumindest ist das eine Theorie. Zufrieden?"

Levi hob verwirrt eine Augenbraue und Hanji gab ihren Senf dazu: „Also, ich bin nach Onkel nicht mehr ganz mitgekommen." Ich atmete ein und begann noch einmal langsamer als zuvor Mikasas Verwandtschaft mit Levi zu erläutern: „In Ordnung nochmal. Mikasas Vater ist der Cousin von Levis Mutter, das heißt, dass Levi Mikasas etwas entfernterer Cousin ist. Haben wir's jetzt?" Hanji nickte langsam und meinte: „Ich denke schon." Levi und Erwin sagten dazu nichts, sondern starrten einfach nur gedankenverloren in die Gegend. War wohl etwas viel Information.

Doch Erwin kam schnell wieder zu sich und fragte ohne Beziehung zum Ackerman-Stammbaum: „Wann soll die Entführung von Historia und Eren stattfinden?" Ich sah zu Ruby, die auf die Frage antwortete: „Ähm, das weiß ich nicht so genau. Die genaue Zeitabfolge ist ... nie wirklich ... vorgekommen." Ab Ende wurde sie immer leiser und stockender unter Erwins Blick. Der war ja auch echt angsteinflößend. Ich versuchte sie irgendwie zu unterstützen: „A-Aber wir wissen, dass es vermutlich innerhalb der ersten vier Monate passiert, in denen die 104. Trainingseinheit dem Aufklärungstrupp beigetreten ist." Nach einer kleinen Pause meinte ich noch kleinlaut: „Wenn sich nichts in der Zeitleiste verschoben hat. Was ... sehr ... wahrscheinlich ist."

Erwin atmete einmal schwer durch und meinte, sich die Nasenwurzel massierend: „Könnt ihr uns wenigstens sagen, wie die Entführung ablaufen wird?" Ruby und ich sahen uns an und in einer stummen Übereinkunft beschlossen wir, dass ich anfangen sollte: „Na ja, zuerst wollt ihr die Erste Zentralbrigade überlisten und verwendet Armin und Jean als Double und Eren und Historia sitzen in einem verdeckten Karren. Armin und Jean werden wie geplant gefangen genommen, aber die Zentralbrigade durchschaut das mit dem Karren und verwendet ihn als Fluchtfahrzeug. Und dann wird sehr viel gekämpft. Und eigentlich ist es das."

„Und wie geht es weiter?", fragt Hanji als würden wir hier nur eine aufregende Gute-Nacht-Geschichte erzählen. Ruby und ich sahen die Wissenschaftlerin an und Ruby setzte fort: „Ähm, Levi befragt den komischen Typen, der bei der Entführung von Armin und Jean die Leitung hatte, glaube ich. Mit dessen Hilfe überfallen sie einen Posten der Militärpolizei. Dort foltert ihr einen Militärpolizisten, um zu erfahren wo Eren und Historia sind ... ähm"

Ruby sah zu mir uns ich fuhr vor: „Ja, äh, du, Erwin, wirst, glaube ich, unterdessen gefangen genommen und planst einen Putsch. Der Aufklärungstrupp wird aufgelöst. Dann ist irgendwas im Wald und mit Hitch und Marlo, also zwei Rekruten der Militärpolizei. Und ich weiß gerade nicht wie, aber irgendwie bekommt Levis Einheit noch jemanden zu fassen, den ihr über den Aufenthaltsort von Eren und Historia befragt."

Ich sah wieder zu Ruby, um anzudeuten, ob sie noch weiß, wie das alles passiert war, doch sie erklärte nur: „Ich weiß leider auch nicht, wie es dazu kam, aber Hanji gabelt euch alle wieder auf und bringt euch zu einer unterirdischen Kapelle, in der wieder sehr viel gekämpft wird und ihr Eren und Historia befreit. Und dann verwandelt sich Rod Reiss eben in diesen Titanen, dem die Gedärme heraushängen. Aber mit einem von Erwins Plänen macht ihr auch den platt."

Die drei Erwachsenen sahen uns an und schienen mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt zu sein. Ruby fügte in der Stille noch an: „Yeah, that was season three ... or a part." Glücklicherweise schien diese Aussage meiner Freundin keiner zu beachten. Das wäre wirklich heikel geworden, wenn wir ihnen auch noch hätten verklickern müssen, dass Erwin bei der Rückeroberung von Shiganshina stirbt, und nur Levis Einheit, er selbst und Hanji überleben. Ach, und Flocke, aber den kann man schon mal ruhig vergessen.

Erwin atmete tief ein und meinte dann: „Das waren viele Informationen. Aber nichtsdestotrotz, es waren hilfreiche Informationen." Bevor ich nachdenken konnte, fragte ich verwirrt: „Ach echt?" Auf Erwins Gesicht stahl sich ein grusliges Grinsen und er wiederholte meine Worte: „Ja, echt."

Spätestens jetzt hielt ich Erwin nicht mehr für richtig im Kopf. Dieses Grinsen, dieses Starren auf die Bettdecke. Er sagte kein einziges Wort mehr, sondern war in seiner eigenen Welt. Ich wurde von dem Anblick losgerissen als Levi fragte: „Erwin ... sag ... warum ... grinst du denn so?" Mein Blick glitt zu dem Mann, der sich eben anhörte wie ein Youtube-Video, das mittendrin erst laden musste.

Es war das erste Mal, dass ich Levi in der Realität mit verstörtem Gesichtsausdruck erlebte. Verdammt, wo war ein Fotoapparat, wenn man mal einen brauchte. Das musste doch für die Nachwelt festgehalten werden. Und für unser privates Vergnügen. Ich würde mir dieses Foto auf eine Leinwand drucken lassen, wenn ich könnte.

Erwin sah auf und meinte als wäre nichts gewesen: „Tut mir leid, diese ganzen Informationen. Einfach fantastisch." Fantastisch fanatisch, vielleicht, so wie er gerade dreinschaute. Dieses gruslige Funkeln hielt ich nicht aus, weshalb ich fragte: „Äh, sonst noch etwas?" Vielleicht eine Einweisung in die Psychiatrische?

„Nein, das war fürs erste alles", erklärte uns der Kommandant und schaute dabei eher durch mich hindurch. Leicht verstört schnappte ich mir die Krücken und flüchtete mit Ruby, die genauso verstört ausschaute, nahezu aus dem Raum. Selbst Hanji und Levi schien Erwin unheimlich zu sein, denn die folgten ebenfalls.

Nachdem wir zu viert einige Meter von Erwins Zimmertür entfernt waren, murmelte Ruby: „He was so creepy."
„Und WIE gruselig er war", nickte ich, um die anderen auch an der Aussage meiner Freundin teilhaben zu lassen. Mit Blick zu den zwei Erwachsenen fragte ich noch: „In dieser Welt gibt es nicht zufälligerweise Psychiater oder Psychotherapeuten, oder?" Ohne auf eine Antwort zu warten, fuhr ich fort: „Erwin bräuchte nämlich dringend einen."

Hanji sah mich leicht überfordert an und fragte: „Einen was?" Ruby antwortete statt mir mit: „Einen Seelenklempner. Jemanden, der sich um das geistige Wohlbefinden kümmert." Von Levi kam der Kommentar dazu: „Du meinst einen von diesen Kirchenheinis?"

Ruby und ich zogen eine Augenbraue hoch und ich erklärte: „Nein, niemanden von der Kirche. Jemanden, der sich mit den Verhaltensweisen eines Menschen auskennt und abnormales beziehungsweise krankhaftes Verhalten erkennt und behandelt. So etwas wie Zwangsstörungen oder chronische Angstzustände." Ich nickte zu Levi und fügte unbedacht hinzu: „Dein Putzfimmel zum Beispiel. Von dem dachte ich anfangs auch, dass er eine Zwangsstörung sei."

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