13. Duschen auf Umwegen

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Hanji führte uns den Gang, in dem unser Zimmer lag, entlang bis zum Ende. Vor der letzten Türe links blieb sie stehen und meinte, sie würde uns kurz alleine lassen und uns neue Kleidung bringen.

Wir ließen uns nicht lange bitten und betraten den Raum. Wir gelangten in eine Art Vorraum, der ein bisschen an eine Therme erinnerte. Der Raum zog sich zu unserer rechten in die Länge. Uns gegenüber war eine Mauer, die einen breiten Durchgang zu den Duschkabinen hatte. An den Wänden standen offene Regale, die entweder leer oder mit Handtüchern befüllt waren und mittendrin standen zwei Langbänke.

Ich blickte zu Ruby und wir zuckten mit den Schultern. Ich hatte mir schon gedacht, dass es hier nur Gemeinschaftsduschen gab, immerhin waren wir hier beim Militär und nicht bei der Wohlfahrt oder der Caritas. Ganz zu schweigen von einem Hotel.

Wir entledigten uns unserer Kleidung und legten diese in eines der leeren Fächer an der Wand. Ich machte meine Haare wieder auf und schob mir das Haarband aufs Handgelenk

Mir war bewusst, dass nur meine beste Freundin mich sehen konnte, aber irgendwie fühlte ich mich doch mehr als unwohl in meiner Haut, so ohne Kleidung.

Ich versuchte jedoch das Gefühl zu verdrängen und ging in die nächstbeste Duschkabine. Meine Hand wanderte zu einem der Regler und mir kam ein Schwall Eiswasser entgegen. Ich stieß ein Quietschen aus, drehte den Regler sofort wieder zu und sprang sicherheitshalber einen halben Meter zurück.

Ruby, die etwas verspätet auch gerade gekommen war, war so feinfühlig und lachte mich aus. Sie schnappte sich die Kabine neben meiner und drehte ebenfalls an dem Regler. Gehässig wie ich war, grinste ich schon diabolisch in der Erwartung, dass ihr dasselbe zustieß wie mir. Aber entgegen meiner Erwartung, stellte sie sich ganz entspannt unter den Wasserstrahl. Frechheit.

Griesgrämig blickte ich wieder zu dem Regler und überdachte kurz die Option einfach in kaltem Wasser zu duschen als mir ein zweiter Regler auffiel. Der schien wohl für die Temperatur da zu sein, weshalb ich einfach mal schaute in welche Richtung ich ihn denn drehen konnte.

In der einen Richtung war ich schnell am Ende, in die andere Richtung ließ er sich weiter drehen, weshalb ich die Richtung einschlug, in die er sich weiter drehen ließ.

Als ich das Wasser ein zweites Mal aufdrehte, kam mir ein angenehm warmer Strahl entgegen. Allem Anschein nach hatte jemand kalt geduscht und dann vergessen die Temperatur wieder zurück zu drehen. Scherzkeks.

Ich ließ mich kurz von dem Wasser berieseln, ehe ich mich umschaute, ob hier nicht zufällig eine Seife lag. In einem Behältnis an der Wand fand ich das gesuchte Stück und rieb mich einmal damit ein. Da ich stark bezweifelte, dass man hier Shampoo kannte, benutze ich die Seife auch für meine Haare.

Ich wusch meine Haare wieder aus und stellte das Wasser ab. Mit erfrischtem Gefühl ging ich wieder in den Vorraum, in dem Ruby schon in ein Handtuch eingewickelt stand und sich die Haare trocken rubbelte. Ich tat es ihr nach und schnappte mir zwei Handtücher von den Regalen.

Ich war fast fertig als ich Ruby quietschen hörte und sie sagte: „Schau mal, Toni. Das ist so verdammt geil."

Ich nahm das Handtuch von meinem Kopf und blickte zu Ruby. Leider sah ich nur Haare, weshalb ich mir die erst aus dem Gesicht wischen musste.

Ruby hielt eine klinisch weiße Hose in der Hand, die beim Militär regelrecht zur Uniform gehört. Hanji hatte uns wohl Teile der Uniform gebracht.

Ich watschelte zu Ruby, bedacht darauf, dass mir das Handtuch nicht hinunterrutschte. In dem Regal neben ihr lagen zwei Haufen Kleidung. Zwei weiße Haufen Kleidung, wohlgemerkt. Ich sah mir die Kleidungstücke genauer an. Es waren eine weiße Bluse und eine weiße Hose, ebenso lag Unterwäsche dabei. Wir hatten wirklich Teile der Uniform bekommen. Zu unseren Füßen standen sogar zwei Paar braune Stiefel. Nur die Knieschoner fehlten.

Nun musste auch ich grinsen. Das konnte noch lustig werden.

Wir zogen uns also schnell an und ich rubbelte noch einmal über meine Haare. Auch wenn es draußen ganz schön warm war ... weiße Bluse und nasse Haare waren zwei Dinge, die nur in Musikvideos gut zusammenpassten.

Ruby wartete netterweise auf mich und so gingen wir zusammen auf die Tür zum Flur zu. Ruby stieß ebenjene auf und trat auf den Flur. Ich ging hinter ihr her und schloss die Tür auch wieder hinter mir.

An der gegenüberliegenden Wand lehnte Hanji mit gesenktem Kopf. Da ihre Brillengläser mal wieder wunderbar spiegelten, konnte man nicht erkennen, wo die Brünette hinsah.

Als jedoch ein Laut aus ihrem Mund kam, der sehr an ein Schnarchen erinnerte, war klar, dass sie nirgendwo hinsah, sondern im Land der Träume verweilte. Ich war schon fast versucht, eine Handvoll Wasser aus der Dusche zu holen und es ihr ins Gesicht zu klatschen, aber Ruby kam mir zuvor. Sie legte Hanji eine Hand auf die Schulter und rüttelte sie sachte. Hanji zuckte zusammen, sprang in eine aufrechte Position und schrie viel zu laut: „Titanen!" Wären noch mehr Leute auf diesem Gang unterwegs, hätten sich sicher einige vor Schreck nach Titanen umgesehen.

Aber dem war nicht so. Deshalb machten lediglich Ruby und ich einen Satz zurück und knallten mit Schwung in die Wand hinter uns.

Hanji schaute uns an und meinte: „'Tschuligung, ich hatte heute Nacht nicht sonderlich viel Schlaf." Dabei kratzte sie sich verlegen am Hinterkopf. Kaum eine Sekunde später war sie aber wieder ganz die irre Verrückte und erklärte: „Sooo, da ihr ja jetzt fertig seid und wieder frisch ausseht, können wir uns ja den wichtigen Sachen widmen." Sie machte eine kurze Pause und schaute uns erwartend an. „Habt ihr Hunger?" 

Attack on Titan becomes realityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt