71. Dates und Träume ... beides sehr flüchtig

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Im Speisesaal wurde das Licht ausgemacht und auch die Abwäscher machten Schluss für heute. Ich war fast fertig mit den Gerichten und  Ruby hatte sich wieder zu mir in die Küche gesellt, nachdem sie den Tisch fertig hatte. Jetzt stand sie an die Theke gelehnt und sang irgendeine Fahrstuhlmelodie: „Diiii di dii di diiii di dii"

Ich sagte schon gar nichts mehr, sondern ertrug es einfach wortlos. Ich bestrich meinen Biskuit mit dem Eischnee und meinte zu Ruby: „Ich glaube, du kannst Hanji und Moblit holen." Mit einem „Geht klar" verschwand sie durch die Tür. Ich schob den Kuchen in den Ofen und wartete auf meine Gäste.

Zehn Minuten später kamen die zwei endlich, angeführt von Ruby. Meine Freundin hatte wirklich ganze Arbeit geleistet. Moblit hatte den navyblauen Anzug an, den ich bereits kannte und seine Haare waren wie immer gekämmt. Hanji hatte zwar kein Kleid an, aber Ruby schien sie dazu überredet zu haben, etwas anderes als ihre Uniform anzuziehen. Sie hatte eine dunkelblaue Bluse an, die sehr gut zu ihrem Partner passte und eine weite weiße Hose. Respekt, Ruby, Respekt.

Sie setzten sich an den gedeckten Tisch und Ruby begann einige Kerzen anzuzünden, um die Atmosphäre etwas romantischer zu gestalten. Wie in der Schule gelernt, griff ich zwei Teller Suppe und servierte sie in meinem besten Obergriff Hanji und Moblit.

Beide waren ziemlich verwirrt von dieser Situation, doch ich ließ sie mit einem „Guten Appetit" einfach stehen. Ruby mit ihrem AAAAWWWWW-Blick griff ich am Blusenärmel und zog sie mit mir in die Küche. Sie jammerte zwar, dass sie sich das unbedingt ansehen musste, doch ich zog sie einfach weiter. Na ja, ganz konnte ich es doch nicht lassen, weshalb wir beide schließlich durch die Küchentür spitzten.

Die Suppe wurde in unbehaglichem Schweigen gegessen. Bei der Hauptspeise wurde dann zögerlich begonnen zu reden und die Nachspeise war dann schon recht ausgelassen. Ich servierte die leeren Nachspeisenteller ab und half Ruby in der Küche beim Abwaschen und sauber machen. Als das Meiste erledigt war, sahen wir wieder durch die Küchentür. Ich flüsterte an den Türrahmen gelehnt: „Schade, dass sie hier kein Klavier haben, sonst hätte ich etwas für sie gespielt."

Bestätigend nickte Ruby und beobachtete weiter verträumt das lachende Pärchen. Plötzlich stieß sie sich vom Türrahmen ab und ging auf die zwei zu. Sie flüsterte Moblit etwas zu, der daraufhin leicht rot anlief.

Sie stellte sich etwas entfernt von dem Tisch auf und wartete. Ich beobachtet gespannt, was jetzt passierte. Moblit stand verlegen auf und hielt Hanji eine Hand hin. Er sagte etwas, das ich nicht hören konnte, und nun lief auch Hanji rot an. Doch sie griff nach seiner Hand und Ruby begann zu singen: „Heart ... beats ... fast ... colors and promises ..."

Nun verstehend machte ich mich daran ein paar der brennenden Kerzen zu löschen, um so das Licht zu dimmen. Langsam begann das Paar sich hin- und herzuwiegen. Ich schaute ihnen lächelnd dabei zu wie sie immer enger zusammenrückten und irgendwann nicht mehr in unserer Welt zu existieren schienen.

Selbst als Ruby aufhörte zu singen, hielten sie nicht inne. Ruby und ich grinsten uns breit an und räumten den Tisch ganz ab. Wir machten die Küche noch fertig und schlichen uns dann ohne Probleme an Moblit und Hanji vorbei. Die zwei waren so vertieft, dass sich Eren vermutlich neben ihnen in einen Titanen verwandeln hätte können und keiner von beiden hätte es bemerkt.

Als wir die Tür zum Speisesaal hinter uns schlossen, sahen wir uns an und begannen zu kreischen und herum zu hüpfen wie zwei Rumpelstilzchen. Es dauerte fast fünf Minuten, bis wir wieder alle Tassen im Schrank hatten und mit beschwingtem Schritt weitergehen konnten.

Ruby begann nach einigen Metern zu schwärmen: „Oh, die Hochzeit von den beiden wird so süß werden." Ich sah grinsend zu ihr und erwiderte: „Ja, vermutlich. Nur ich glaube nicht, dass wir das noch erleben."
Ruby sah mich von der Seite an und meinte leicht beleidigt: „Don't destroy my dreams."
Ich zog eine Augenbraue hoch: „Aber, es stimmt doch, sie sind erst zusammengekommen. Moblit wird ihr wohl kaum im nächsten Monat einen Antrag machen."

Meine Freundin blieb stehen und sah mich mit diesem Ich weiß du hast recht, aber meine Meinung gefällt mir besser-Blick an. Ich blieb ebenfalls stehen und Ruby gab einfach nur zurück: „No." Dabei wischte sie mit ihrer Hand vor meinem Gesicht nach unten. Ich begann erneut zu sprechen: „Aber..." Erneut kam die Bewegung begleitet von einem „No." Ich schaute nur noch genervt und mit einem Blick, der ihr sagte, dass sie selbst ganz genau wusste, dass die Möglichkeit dafür 1 zu 1.000 stand. Doch sie reagierte wieder nur mit einem „No" und dieser Bewegung. Ohne mich weiter zu beachten, setzte sie ihren Weg fort. Ruby war unverbesserlich, wenn sie etwas nicht wahrhaben wollte.

Kopfschüttelnd trottelte ich ihr hinterher zu unserem Zimmer. Auf dem Weg dorthin sagte keiner ein Wort. Das Nächste, das gesagt wurde, war „Gute Nacht" und „You destroyed my dream."

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*A Thousand Years – Christina Perri


Ende 66. Tag

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