64. Interessant ... ja, das ist das richtige Wort

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Ich möchte kurz erwähnen, dass Ruby zu dem Zeitpunkt, zu dem man sie gefragt hatte, ob sie mitspielen wollte, meine werte Freundin noch einigermaßen bei Verstand war. Deshalb konnte ich nicht nachvollziehen, warum sie ihre Würde so ... würdelos über den Haufen warf.

Die Gruppe, bestehend aus Connie, Sasha, Jean, Eren und Ruby – Historia hatte sich schon längst mit der Begründen, sie habe Kopfschmerzen, in Sicherheit gebracht –, spielte eine Abwandlung von Flaschendrehen. Es war im Grunde Wahrheit oder Pflicht. Man bekam die Frage beziehungsweise die Aufgabe gestellt und wenn man sie nicht beantworten oder ausführen wollte, trank man ein Glas Schnaps. Woher auch immer sie den Hochprozentigen hatten. Ich will es, glaube ich, gar nicht wissen.

So begann die erste Runde, in der noch alle ihre Fragen beantworteten und ihre Aufgaben erfüllten. Connie hatte einmal zur Aufgabe mit Hanji zu tanzen, was er sogar tat und Hanji dabei so herumtorkelte, dass sie dem Jungen öfters auf die Zehen trat und am Ende mit dem Gesicht im Dreck landete. Der Erste, der sich weigerte und lieber das Glas bevorzugte, war Eren, der die Aufgabe hatte, Levi ein Ständchen zu bringen.

Besonders meine Freundin liebte es ihren Mitspielern eine Aufgabe mit Erwin oder Levi aufzubrummen, was wirklich IMMER zur Folge hatte, dass diese Person zum Alkohol griff. Auch wenn sie sich alle volllaufen ließen, den Respekt vor den zwei Vorgesetzten schienen sie dennoch beizubehalten. Vielleicht prügelte Levi ihnen den ein. Zutrauen würde ich es ihm ja.

Zu etwas fortgeschrittenerer Stunde war Sasha schon nicht mehr in dieser Welt, sondern schnarchte im Gras vor sich hin und murmelte etwas über Pferdebrötchen und Steakschafe. Gerade war Jean dabei Ruby eine Aufgabe zu stellen und beschloss ihr die Erwin/Levi-Aufgaben heimzuzahlen. Überraschenderweise ließ er ihr sogar die Wahl zwischen der Aufgabe Erwin eine zu scheuern und ohne Entschuldigung abzuziehen oder Levi zu sagen, dass sie ihn abgöttisch liebte. Zu aller Verwunderung griff sie nicht zum Glas und wählte Levi. Nur mich überraschte die Wahl nicht sonderlich. Immerhin wusste Levi schon, dass wir ihn richtig toll fanden und außerdem war Ruby betrunken wie sonst was. In dem Zustand traute ich ihr alles zu ... eigentlich traute ich ihr in jedem Zustand alles zu.

Sie schlingerte mehr zu dem Schwarzhaarigen als dass sie ging. Levi saß mit dem Rücken zu ihr, weshalb sie ihm eine Hand auf die Schulter haute und dabei so viel Schwung hatte, dass sie Levi fast verfehlte und selbst beinahe umkippte.

Levi, der Ruby nun als Stütze diente, drehte den Kopf zu ihr und zog eine Augenbraue hoch. Lallend und schwankend erklärte sie: „Weiss' du, ich hab' dich gans doll lieb, Levi. Ich weiss nich', ob du's weiss, aber du bis' mein Held." Kurz sah es so aus als würde sie ihm noch einen Kuss aufdrücken wollen, aber das machte sie dann doch nicht.

Levis Augenbraue wanderte weiter nach oben. Ruby drehte sich, ohne den Hauptgefreiten weiter zu beachten, um und marschierte torkelnd wieder zu ihren Kameraden. Levi unterdessen drehte sich wieder kopfschüttelnd seinem Krug zu. So wie er dasaß, hätte man denken können, dass er Alkoholiker war.

Als Ruby wieder bei der Gruppe ankam, wurde sie von allen angestarrt wie ein Wal, der einen Zylinder aufhatte und einen Stepptanz aufführte. Wenn man es aus ihrer Sicht betrachtete, konnte ich das sogar nachvollziehen. Die dachten sicher alle, sie würde ohne Kopf wieder zurückkommen.

Nach einem „Was is'?" von meiner besoffenen Freundin, aufgrund der entsetzten Blicke, begannen die drei Jungs zu grölen und zu jubeln. Und zwar so euphorisch, dass sie alle fast von der Bank auf den Boden fielen. Das bestätigte mich mal wieder in der Entscheidung solchen Veranstaltungen fernzubleiben. Alles nur Vollidioten.

Connie hob seinen Bierkrug und rief: „Auf Ruby! Die mutigste", er stieß ein „Higgs" aus, „von uns allen! Prosss'!" Und schon wurde angestoßen, wobei Eren nun doch rückwärts von der Bank fiel und sich noch als Draufgabe sein Getränk übergoss. Ja, eine Bierdusche war ja auch was Schönes.

Neben mir stemmte sich Armin auf und seufzte zu seiner Kindheitsfreundin gewandt: „Ich glaube, wir bringen ihn lieber ins Bett." Ich erwiderte zu Armin und Mikasa, die Eren unter die Arme griffen: „Gute Nacht." Mir wurde von den zwei Nüchternen noch zugenickt und schon schleiften sie den biergetränkten Eren zwischen sich zum Tor.

So saß ich nun mit drei Hageldichten am Tisch und hatte keine Ahnung, was ich tun sollte. Ich sah mich kurz um, um zu sehen, zu wem ich mich dazusetzen könnte, der noch einigermaßen normal war. Meine Augen erfassten Moblit, der Hanji hinter sich her ins Schloss zog. Sie wehrte sich zwar, aber als Betrunkene hatte sie Moblit, der putzmunter war, nicht sonderlich viel entgegenzusetzen.

Mein Blick glitt weiter und traf den Tisch, an dem Levi und Erwin saßen. Kommt zwar vielleicht ein bisschen komisch, aber besser als mit den drei zukünftigen Alkoholleichen am Tisch sitzen zu bleiben.

Mit einem Seufzer stand ich auf und marschierte mit meinem halbvollen Krug Wasser zu den zwei Ranghöheren. Ich blieb an einem Tischende stehen und deutete müde zu ihnen: „Stört es, wenn ich mich setze?"Levi schaute mich gar nicht an, wohingegen Erwin lächelnd auf die zahlreichen leeren Plätze wies: „Bitte." Mit einem „Danke" plumpste ich neben den Kommandanten und beobachtete Ruby wie sie versuchte auf den Tisch zu klettern. Wenn sie so weitermachte, würde ihr Arm bald schon wieder im Verband stecken.

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