TWO

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Es fiel mir schwer überhaupt ein Auge zu zumachen, als ich am frühen Morgen wieder nach Hause kam. Meine Ohren nahmen plötzlich jedes kleinste in meiner Wohnung war. Das Holz meiner Möbel knackte hin und wieder und ließ mich jedes Mal zusammenzucken. In meinem Kopf verschwamm die Angst vor dem Joker mit der Angst vor dem finsteren Typen, den ich zurecht gewiesen hatte. Sein Blick war so wütend gewesen, als ich mich umgedreht hatte, dass es mir nun Schauer über den Rücken laufen ließ. Im ersten Moment war es mir kaum aufgefallen, aber jetzt dachte ich pausenlos daran. Selbst als meine Wohnung mit Sonnenlicht durchflutet wurde und ich mir mehr als sicher sein konnte, dass ich allein war, spürte ich noch das beklemmende Gefühl der Angst in mir.

Ohne auch nur eine Stunde geschlafen zu haben, musste ich mich dann, sobald der Abend einbrach und ich missmutig mein Abendessen gegessen hatte, wieder zur Bar aufmachen. Ich verabschiedete mich von meiner Katze, kraulte sie kurz zwischen den Ohren kraulte.

Es war Samstag, deshalb begann die Arbeit schon etwas früher. Heute wurde ich sowohl als Barkeeperin als auch als Kellnerin eingesetzt. Das einzige, was mich dabei von den eigentlichen Kellnerinnen unterschied, war, dass es mir gestattet war Kleidung zu tragen, die nicht als 'ein Hauch von Nichts' bezeichnet werden konnte.

Dennoch mochte ich das Wochenende nicht. Und heute noch weniger als sonst. Irgendwie hatte ich so ein Gefühl, dass die heutige Schicht kaum besser werden würde, als die letzte, aber daran konnte auch einfach nur die Müdigkeit schuld sein. Sie legte einen trüben Schleier über alles um mich herum und auch über all meine Gedanken. Ich hoffte inständig, dass der Joker und dieser andere Mann ihre Geschäfte gestern abgeschlossen hatten und ich keinen von ihnen heute wiedersehen musste. Mein Magen wand sich in mir, wenn ich darüber nachdachte diesen Typen wieder bedienen zu müssen. Am liebsten wäre ich zu Hause geblieben, aber das war natürlich nicht möglich.

Einerseits, weil ich nicht arbeitlos auf der Straße landen wollte, weil ich wichtige Stunden für ein ausreichendes Gehalt versäumte, andererseits, weil ich keine Lust hatte mir den Zorn des Jokers zuzuziehen, weil ich mich nicht an seine Regeln hielt. Selbst wenn er sich nicht dafür interessieren sollte, ich wollte mich genauso wenig mit einem seiner Männer anlegen, die immer mit ihren Waffen durch die Gegend liefen und - wenn sie gerade keine Masken trugen - immer finstere angsteinflößende Gesichter machten.

Als ich an der Bar eintraf, bahnte ich mir schnell den Weg zur Bar. Dabei bemerkte ich, dass die Frauen in ihren kurzen Kleidern und hohen Schuhen schon einiges zu tun hatten und volle Tabletts an die Tische brachten. Sie wirkten gestresst, aber ob das wegen der vielen Menschen oder wegen den Kommentaren und Aktionen einiger Männer hier war, war schwer zu sagen.

An der Bar traf ich auf Beth, sie schien wie ich heute eher weniger enthusiastisch. Sie umarmte mich heute nicht, nickte mir nur kurz zu und widmete sich dann mit einem erstaunlich neutralen Gesichtsausdruck den Kellnerinnen, die die Bestellungen aufgaben oder abholten.

Sonst konnte ich immer sofort erkennen, dass sie gerne eine nach der anderen wie eine Furie angesprungen wäre, weil sie nie auch nur zwei Sekunden warten konnten und nicht verstanden, dass manche Drinks länger dauerten. Für einen Moment betrachtete ich sie stirnrunzelnd, aber dann wurde ich ebenfalls belagert und hatte keine Zeit mir weiter Gedanken über ihr verändertes Verhalten zu machen. Vielleicht hatte sie mit Meditation begonnen, manche schwören darauf.

Immer dann, wenn ich gerade mit einer Bestellung fertig und keine Kellnerin in der Nähe war, war es an mir das Tablett in den vorderen Bereich zu dem jeweiligen Tisch zu bringen. Von Zeit zu Zeit brauchte ich gern extra lange, aber als es immer voller wurde, war das keine gute Idee mehr. Außerdem war Beth heute sehr gewissenhaft und konzentriert bei der Sache, was bedeutete, dass ich so oder so niemanden zum Reden und Ablenken hatte. Folglich begab ich mich in das Getümmel und versuchte mich genauso gut wie meine Freundin zu konzentrieren. 

What if...? [+18]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt