Auf nackten Füßen schlich ich den Flur entlang. Es war mitten in der Nacht und es war vollkommen still im ganzen Haus. Nirgends brannte mehr Licht, was es noch unheimlicher erscheinen ließ, als es sonst in manchen Momenten schon war.
Ich konnte mich nicht darin erinnern, dass ich jemals allein um diese Uhrzeit im Haus herumgelaufen war. Manchmal, wenn ich mit Joker auf diesen Treffen war oder aus einem Club, wo er eine Besprechung gehabt hatte, zurückgekommen war. Doch dann war es noch immer laut und hell im Haus gewesen, nun war ich allein und es schien das erste Mal zu sein, dass um mich herum wirklich alles ruhig war.
Einmal mehr fragte ich mich, wo Joker sich gerade aufhielt, ob er noch im Keller mit James beschäftigt war oder schon zu seinem nächsten Treffen aufgebrochen war. Ich hoffte insgeheim, dass es nicht auf letzteres hinaus lief, denn ich wollte ihn sehen. Seit ich wieder aufgewacht war, hatte ich die ganze Zeit darauf gewartet, dass er kam, doch er tat es nicht.
Irgendwie konnte ich mich nicht davon überzeugen, dass er tatsächlich noch mit James beschäftigt war. Nicht, dass ich an ihm zweifelte und glaubte, dass er mich wieder allein lassen würde. Der Gedanke kam wohl eher daher, dass ich nicht glauben wollte, dass er sich Stunden lang mit der Folter dieses Mannes beschäftigen konnte. Mit war durchaus bewusst, dass Joker nicht menschlich handelte, aber etwas derartiges zu tun, war schrecklich, egal, wie verdammt sehr James es verdient hatte.
Nachdem ich vergeblich auf Joker gewartet hatte, war ich schließlich aufgestanden, um in die Küche zu gehen, denn das laute Knurren meines Magens hätte früher oder später wirklich jeden in diesem Haus aufgeweckt. Ganz davon abgesehen, dass ich unerträglich wurde, wenn ich hungrig war, und so sicher nicht Joker begegnen wollte.
Folglich befand ich mich nun auf dem Weg in die Küche und hatte bereits die Treppe erreicht, die ich nun auf Zehenspitzen herunter lief. Manche der Stufen knarzten, wobei ich erschrocken zusammenzuckte und mir immer wieder in den Kopf rufen musste, dass ich keinem Horrorfilm war. Ich konnte mir nicht erklären, was in meinem Kopf falsch war, doch gerade bei diesem Gedanken schien mein Gehirn nach gruseligen Figuren und Erinnerungen zu suchen.
Ich war froh, als ich in der Küche ankam, den Kühlschrank öffnete und dieser den Raum zumindest spärlich beleuchtete. Natürlich war noch immer nicht mehr darin als am Morgen, doch ich gab mich nun einfach mit einer Scheibe Brot zufrieden, solange ich nur irgend etwas zu essen bekam.
Ohne einen Teller oder sonst was, hüpfte ich mit dem Brot in der Hand auf den Tresen und lehnte mich an die Wand, während meine Beine über dem Boden baumelten. Es war anstrengend überhaupt etwas in der Dunkelheit erkennen zu können, aber das Licht wollte ich nicht anmachen. In dieser Nacht wollte ich lieber keinem begegnen, der für Joker arbeitete.
Kaum war dieser Gedanke zu Ende gedacht, hörte ich wie die Tür zur Garage geöffnet und gleich darauf wieder geschlossen wurde. Mit dem letzten Stück Bort bereits im Mund, erstarrte ich mitten in meiner Bewegung. Ich wagte mich nicht einmal zu atmen, als ich hörte, dass jemand den Flur entlang ging.
Ich konnte mitverfolgen wie die Schritte der Küche immer näher kamen und schließlich an der geöffneten Tür vorüber gingen. Angespannt wartete ich ab bis ich hörte, dass die Schritte sich weiter entfernten und schließlich jemand die ersten Stufen der Treppe nach oben ging.
Leise, aber dennoch erleichtert atmete ich aus. Erst danach begann es in meinem Kopf langsam zu arbeiten, was mich realisieren ließ, dass außer mir nur Joker selbst diese Stufen hochging. Außerdem klang es jetzt so, als würden die Schritte anstatt sich zu entfernen, wieder näher kommen. Es konnte unmöglich sein, dass er gehört hatte, wie ich ausgeatmet hatte.
Oder?
Mit einem leisen Klicken ging plötzlich das Licht in der Küche an und ich kniff die Augen zusammen. Für einen Moment schien mein Kopf zu explodieren, dann gewöhnte ich mich langsam an die Helligkeit. Ich schaffte es meine Augen wieder zu öffnen, musste aber ein paar Mal blinzeln. Mit jedem Mal, dass ich meine Augen öffnete, konnte ich die Gestalt im Türrahmen besser erkennen. Bis ich Joker ganz deutlich dort vor mir sah.
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What if...? [+18]
FanficMadlin wohnte schon ihr ganzes Leben lang in Gotham City und da sie nichts anderes kennt fühlt sie sich hier wohl, so viele dunkle diese Seiten auch hatte. Vielleicht war es, weil etwas viel aufregenderes als eine Schießerei in der Bar des Jokers, w...