Es war ein anderer Club als der in dem ich gearbeitet hatte. Es gab Tänzerinnen, die von Tisch zu Tisch sprangen und seltsame Verrenkungen machten, die Kellnerinnen setzten sich zu den Kunden an den Tisch, um ihnen anderweitig Wünsche zu erfüllen. Man hätte es auch als Stripclub bezeichnen können, aber das wollte ich lieber nicht laut sagen. Jonny bahnte sich schnell einen Weg durch die Tische hindurch zu einem mit goldenen Ketten abgetrennten Bereich, der wohl sowas wie ein VIP-Bereich war. Ich folgte ihm, musste aber aufpassen nicht in irgendwelche Tänzerinnen reinzulaufen oder in leere Gläser reinzutreten. Vor den Ketten blieb Jonny stehen und wartete, bis ich neben ihm stand. Dahinter konnte ich Sofas und Tische sehen, die ebenfalls alle in einem Goldton schimmerten. Ich konnte auch den Joker sehen, der in einem weißen Hemd und einer schwarzen Hose gegenüber von einem anderen Mann saß und diesen gelangweilt ansah, während er seine Hände auf einen Gehstock stütze. Jedes Mal, wenn er sich auch nur ein Stück bewegte sah man dieses verrückte Etwas an ihm, aber dabei blieb er vollkommen ernst. Er spielte mit diesem Mann, er wollte ihn in die Irre treiben, denn genau das bereitete dem Joker Spaß. Völliges Chaos, egal ob psychisch oder physisch. Auf eine seltsame Art und Weise fand ich es interessant wie er es schaffte gleichzeitig vollkommen verrückt und doch so respekteinflößend zu wirken.
„Ich werde vorgehen sonst dreht er vollkommen durch, wenn du dich einfach neben ihn stellst.“, erklärte er eindringlich. Ich nickte bestätigend, auf einen Anfall konnte ich gut verzichten. „Ich werde dir ein Zeichen geben, wenn du kommen kannst. Bis dahin verhälst du dich ruhig und wartest.“ Seine Stimme war scharf, er wollte Mister J wohl auf keinen Fall verärgern. Ich nickte abermals stumm und er verschwand.
Falls jemand in meine Richtung sah wollte ich nicht starten und wandte mich ab. Mein Blick ruhte auf dem wilden Treiben auf der anderen Seite des Clubs. Bunte Lichter flackerten durch den Raum und Nebel lag auf den Tischen. Das Lachen war laut und ekelhaft, der Geruch von Zigarette, Alkohol und Schweiß lag in der Luft. Am liebsten wäre ich wieder nach draußen an die frische Luft gegangen, aber dann hätte ich wohl ein wesentlich größeres Problem als den schrecklichen Geruch. Ich drehte mich wieder so, dass ich Jonny sehen konnte, der mir wenig später mit einem Nicken signalisierte, dass ich kommen sollte.
Ich schob die Ketten mit den Händen weg, was diese Klirren ließ. Es kam mir vor, als würde ich einen völlig anderen Raum betreten, so sehr änderte sich plötzlich die Stimmung. Ich versuchte mich dadurch nicht aus dem Konzept bringen zu lassen und ging auf den Tisch zu. Die drei Männer sahen mich alle an, während ich meine Schritte automatisch der Musik im Hintergrund anpasste und in wenigen Sekunden bei ihnen war. Der Mann, der wohl mit dem Joker Geschäfte machte sah mich mit einem hungrigen Blick an, weshalb ich schnell meinen Blick von ihm abwandte, doch trotzdem spürte ich wie sich seine Augen in meine Haut bohrten. Es war mir unglaublich unangenehm. Ein Knall erklang und ich zuckte heftig zusammen. Der Mann kippte zur Seite und fiel tot auf den Boden. Augenblicklich war das beklemmende Gefühl verschwunden, was mich verstörte mich aber gleichzeitig auch schmunzeln ließ. Dann erst merkte ich, dass es wohl nicht angebracht war, dass ich schmunzelte wenn jemand erschossen worden war. Schnell sah ich wieder von der Leiche auf und traf den Blick des Clowns.
Er sah nicht mehr so desinteressiert aus, sondern amüsiert. „Was habt ihr denn schönes für mich?“, fragte er neugierig und ich holte den Brief aus meiner Jackentasche hervor. Ich legte ihn geöffnet auf den Tisch vor den Joker, der sich daraufhin nach vorn beugte. Sein unverkennbares Lachen erklang. „Wunderbar.“ Ich biss mir auf die Unterlippe, natürlich wollte er ihn haben. „Jonny, du lässt alles vorbereiten, wir kriegen wohl demnächst einen Gast.“, sagte er freudig und Jonny verschwand sofort. Er konnte mich doch nicht mit dem Joker allein lassen. „Setzen.“, wies er mich an und ich tat, was er wollte. Ich stieg über die Leiche hinweg und setzte mich auf den Platz. Ich konnte nicht verhindern, dass mein Atem schneller wurde, als ich mit den Clown allein war. „Ich sagte dir bereits, dass ich dich nicht töten werde meine Hübsche.“, sagte er. Und noch immer konnte ich ihm nicht glauben, deshalb antwortete ich nicht. „Du wirst eine Nachricht an Gabriel schreiben und ihn zu uns führen.“, erklärte er und gab mir ein altes Tastenhandy. Mit zitternden Fingern nahm ich es entgegen und öffnete den Kontakt mit Gabriels Namen. Zögernd sah ich zu meinem Gegenüber, der plötzlich ein Messer in seiner Hand hin und her drehte. „Lass mich nicht warten Maddi.“, raunte er. Schnell senkte ich meinen Blick wieder und sah auf die Tasten.
Gabriel, ich habe deine Nachricht erhalten und werde dir helfen. Ich werde dich von hier weg bringen, aber dafür muss ich wissen, wo du bist, damit wir einen Treffpunkt ausmachen können. Dann werde ich dich nach New York bringen, wo du in meinen Reihen untertauchen kannst.
~A
Ich drückte auf senden und zu meinem Erstaunen wurde die SMS sofort gelesen. Ich sah zum Joker, der mich herausfordernd ansah. „Was ist?“, fragte er schroff. „Er antwortet.“, erklärte ich schlicht, als das Handy auch schon vibrierte.
Ich verstecke mich in einer alten Lagerhalle ziemlich in der Innenstadt. Ich schlage vor du kommst nach hier. Ich schicke dir die Adresse.
~G
Ich schluckte. Gabriel hatte so eben seinen Tod besiegelt, indem er mir die Adresse der Lagerhalle geschickt hatte. Stumm gab ich das Handy an den Joker zurück, der zufrieden begann die Nachrichten zu lesen. Schon wieder lachte er, erhob sich dann aber ruckartig. Zwei Männer in Anzügen kamen zu uns. Ich hatte sie vorher überhaupt nicht bemerkt. „Holt die anderen, es ist an der Zeit ein wenig Chaos zu stiften.“, sagte er hocherfreut. Ich stand langsam auf und wollte schon gehen, als der Joker meine Hand nahm und mich mitzog. „Du wirst nirgends hingehen. Mitkommen.“, sagte er scharf und brachte mich zu seinem Sportwagen. Er öffnete die Beifahrertür und ich stieg ein wenig überfordert ein. Was hatte ich denn jetzt noch mit der ganzen Sache zu tun? Der Joker warf die Tür zu, bevor er selbst auch einstieg und losfuhr. Ich krallte meine Fingernägel in den Sitz, während ich in den Sitz gedrückt wurde und mein Herz sich überschlug.

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What if...? [+18]
FanfictionMadlin wohnte schon ihr ganzes Leben lang in Gotham City und da sie nichts anderes kennt fühlt sie sich hier wohl, so viele dunkle diese Seiten auch hatte. Vielleicht war es, weil etwas viel aufregenderes als eine Schießerei in der Bar des Jokers, w...