Es kam mir vor wie eine Ewigkeit, bis Joker zurück in den Raum kam. Der Zeiger an der Wanduhr schien nur in Zeitlupe fortzuschreiten, was mich ungeduldig werden ließ. Meine Wunde brannte, in meinen Kopf begann langsam alles sich zu drehen. Man konnte sagen, dass es mir mittlerweile wirklich schlecht ging. Zum einen natürlich wegen des Blutverlusts, zum anderen aber auch, da ich schon den ganzen Tag lang unglaublich aufgeregt gewesen war. Seit ich von dem Zeitungsartikel erfahren hatte, stand ich unter Strom und die Tatsache, dass ich nun wieder bei Joker und in seinem Haus war, änderte nicht wirklich etwas daran. Ich wollte endlich schlafen und alle Ereignisse verarbeiten, soweit das überhaupt möglich war. Jedoch erwartete ich, dass vorher noch irgendetwas auf mich zukommen würde. Auf keinen Fall könnte ich mich jetzt einfach hinlegen und die Augen schließen. Das wäre wirklich viel zu schön. Stattdessen wartete ich angespannt auf dem Bett. Ständig zuckte mein Blick von der Uhr zur Tür des Bads, obwohl gerade mal zwei Minuten vergangen waren. Ein lautes Scheppern erklang durch die Tür, ließ mich zusammenzucken. Ich wollte schon aufstehen und nachsehen, da kam er endlich durch die Tür in das Zimmer zurück. Ich bemerkte seinen warnenden Blick, als er sah, dass ich mich hatte erheben wollen. Ich senkte den Blick, da ich seinen intensiven Augen nicht Stand halten konnte.
"Kaum wieder Zuhause und schon willst du wieder verschwinden.", spottete er, während er sich weiter auf mich zu bewegte. Natürlich wurde es angesprochen, damit hatte ich gerechnet. Und doch stieg ein merkwürdiges Gefühl in mir auf. War es Angst? War es Scham? Beides war gut möglich in Anbetracht der Tatsache, dass ich ihn mit meiner nutzlosen Aktion ziemlich verärgert hatte. Ich verfluchte mich innerlich, aber auch das war ja schon lange nichts neues mehr.
"Es tut mir leid.", murmelte ich leise, wusste, dass diese Worte überhaupt nichts änderten. Sie bedeuteten Joker gar nichts, selbst bei mir nicht. Ich konnte diese vier Worte so oft wiederholen wie ich wollte, im Endeffekt stünden wir noch immer am Anfang. Das war es wohl. Der Anfang. Mir war bewusst, dass es nicht plötzlich wieder so sein könnte wie zuvor. Es war viel eher so wie damals, als ich das erste Mal nach hier gekommen war. Keinerlei Verbindung, keinerlei körperliche Nähe, nur zwei Personen im selben Haus.
"Oh, es tut dir leid." Unbeeindruckt sah er mich an. Dann hockte er sich vor des Bett und holte einige Sachen aus seiner Jackentasche, darunter war Desinfektionsmittel, ein Tuch und ein Verband. Also wollte er mir helfen. Aber das war auch das gewesen, woran ich am wenigstens gezweifelt hatte. Dennoch war ich unglaublich dankbar, aber dies auszusprechen war genauso unnötig wie meine Entschuldigung. Auf noch mehr Spott konnte ich gut verzichten.
Er sprach nicht weiter, sondern gab bloß etwas von dem Desinfektionsmittel auf das Tuch und ging damit dann über meine Wunde. Es brannte höllisch. Ich gab ein leises Zischen von mir, ehe ich mir auf die Unterlippe biss, um den Schmerz zu unterdrücken. Für einen Augenblick fragte ich mich, woher Joker wohl wusste, wie man mit derartigen Verletzungen umging, aber das konnte ich mir sogleich ziemlich schnell selbst beantworten. Es war schließlich nicht so, dass er einfach in ein Krankenhaus spazieren konnte, wenn er angeschossen wurde oder sonst was. Obwohl ich es mir sehr schwierig vorstellte sich selbst verarzten zu müssen, vor allem, wenn eine Wunde genäht werden musste. Ich könnte mich niemals dazu überwinden diese kleine Nadel in meine Haut zu stecken, ich war schon von den Menschen begeistert, die sich Insulin spritzen konnten. Mal ganz abgesehen davon, dass schließlich auch ihr Leben davon abhing.
Ich hatte meinen Blick wieder von J abgewandt und nun fiel er rein zufällig auf eine Zeitschrift, die auf dem Sessel lag. Joker las in seiner Freizeit Zeitung? Ich überging diesen kurzen Gedanken einfach und kniff meine Augen zusammen, um das Bild erkennen zu können, was auf dem Titelblatt abgebildet war. Wenn ich mich nicht täuschte, war es die allbekannte Fledermaus. Ein sehr unscharfes Foto, aber dennoch erkannte man Batman ziemlich gut darauf. Dabei musste ich wieder an das Erlebnis im Krankenhaus denken. Ich hatte auf die Fledermaus gezielt, auf die Person, die eigentlich der Beschützer dieser Stadt war. Ich wusste, dass ich ganz eindeutig auf der falschen Seite stand, aber das war nochmal etwas ganz anderes. Bei dieser Erinnerung schüttelte ich mich. Kurz darauf erklang ein wütendes Knurren von Joker, der gerade fertig war meine Wunde zu säubern. Dann hatte er plötzlich Nadel und Faden in der Hand. Mit großen Augen starrte ich diese an. Meine Wunde musste doch nicht ernsthaft genäht werden?
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What if...? [+18]
FanfictionMadlin wohnte schon ihr ganzes Leben lang in Gotham City und da sie nichts anderes kennt fühlt sie sich hier wohl, so viele dunkle diese Seiten auch hatte. Vielleicht war es, weil etwas viel aufregenderes als eine Schießerei in der Bar des Jokers, w...