THRITYSIX

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Charlie's Kleidungsstil war sehr... knapp. Sie hatte mir ein Kleid nach dem anderen gezeigt und keins davon ging sehr viel weiter als knapp über den Hintern. Außerdem waren sie alle sehr auffällig, schimmerten, hatten einen großen Ausschnitt oder Fransen. Nicht wirklich mein Stil, aber es war das einzige, was da war. Auch Abby borgte sich ein Kleid von ihrer Freundin, da in ihrem Schrank eher Kleidung war, die an Arbeit erinnerten. Also blieb mir nichts anderes übrig, als es ihr gleich zu tun. Ich entschied mich für ein Kleid, was mir noch irgendwie als eines der 'längeren' vorkam, obwohl dieser Begriff gerade wirklich relativ war. Das Kleid war dunkelrot, war völlig mit Paietten besetzt und war am Rücken offen, bis auf ein paar dünne Schnüre, dafür gab es keinen Ausschnitt. Wirklich wohl war mir immer noch nicht bei dem Gedanken jetzt in diesem Aufzug in einen Club voll mit Verbrechern, Killern und allem möglichen anderen zu gehen, aber ein anderer Club kam nicht in Frage, da Charlie arbeiten musste. Wahrscheinlich verdiente sie das Geld für diese Wohnung und Abby ging dafür in die Uni, die wohl von ihren Eltern finanziert wurde. Ich musste wohl oder übel in naher Zukunft auch wieder arbeiten müssen, aber das war im Moment eher unwichtig.

"Ich soll in den Schuhen bis zum Club laufen? Wollt ihr mich umbringen?", fragte ich, als wir vor die Tür traten und ich nirgends ein Auto sah. Ich musste ja wirklich zugeben, dass Highheels nicht gerade mein Style waren, aber in solchen Schuhen dann auch noch lange laufen zu müssen, war zu viel verlangt. Ich sah mich schon jetzt umknicken.

"Es ist nicht weit, beinahe direkt neben der Uni, das sind vielleicht zweihundert oder dreihundert Meter.", sagte Abby beschwichtigend. Sie hatte gut reden, denn sie hatte im Gegensatz zu mir Sneaker an, da auf ihr Kleid hohe Schuhe nicht so wirklich passten.

"Notfalls tragen wir dich. Komm gar nicht erst auf die Idee jetzt wieder reinzugehen.", warf Charlie ein und ging auch schon los. Sie war es eindeutig gewohnt diesen Schuhen zu laufen und gerade beneidete ich sie wirklich deswegen.

Je näher wir dem Club kamen, desto schneller schlug mein Herz und ich bekam ein ganz ungutes Gefühl, fast wie eine Vorahnung, aber ich versuchte es einfach zu ignorieren. Es würde kommen wie es kommen musste und jetzt konnte ich nichts mehr ändern, auch wenn alles in mir danach schrie umzudrehen. Grace hatte recht gehabt, ich war nicht mehr so selbstbewusst wie damals, sonst hätte ich mich durchgesetzt, wäre in der Wohnung geblieben, egal ob ich eine passende Ausrede gehabt hätte oder eben nicht.

"Ich muss den Hintereingang nehmen, wir sehen uns später bestimmt noch.", sagte Charlie, verabschiedete sich mit einem flüchtigen Kuss von Abby und schenkte mir noch ein Lächeln, bevor sie endgültig verschwand.

Abby nahm meine Hand und zog mich durch eine große offene Tür in den Club. Es war, als würde ich gegen eine Wand laufen. Ich wurde sofort von Musik, schwüler Luft und einem intensiven Geruch von Lavendel oder sowas ähnlichem empfangen. Dutzende Leute tanzten eng aneinander auf einer Tanzfläche in der Mitte des Raums. Am Rand standen halbrunde Sofas mit jeweils einem Tisch in der Mitte, wo hier und da ein paar Mädchen tanzten und von beinahe schon sabbernden Männern angegafft wurden. Ekelhaft. Es gab auch noch einen abgetrennten Bereich, wo es etwas ruhiger zu sein Schien, da dort keine tanzenden Leute waren, sondern nur die Tänzerinnen, die hier arbeiteten. Ich versuchte mich nicht darauf zu konzentrieren, wer dort hinten sitzen könnte, aber Abby ließ mir auch keine Zeit dazu, sondern zog mich direkt mit auf die überfüllte Tanzfläche. Hier tanzten alle eng an eng, der Bass ließ den Boden vibrieren und dröhnte in meinen Ohren. Ich brauchte nicht lange, um zu erkennen welches Lied es war, denn früher hatte ich es rauf und runter gehört. Wie von selbst begann ich mich zu der Musik zu bewegen, was mich ziemlich überraschte, aber ich merkte schnell, dass es gut tat einfach nur auf die Musik zu hören und meine Gedanken zu vergessen. Musik half doch immer wieder dabei für einen Moment glücklich zu sein.

What if...? [+18]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt