Ich wollte schreien, schreien so laut es ging, in der Hoffnung würde mit dem Schrei aus meinem Körper verschwinden. In der Hoffnung dann wäre es vorbei, aber aus meinem Hals kam nur ein schwaches Krächzen. Ich war am Ende meiner Kräfte. Hatte nichts gegessen, nicht geschlafen, keinen einzigen Sonnenstrahl gesehen. Früher oder später würde ich dehydrieren oder verhungern. Dann war so oder so alles vorbei. Es war seltsam, dass ich diesen Moment herbei sehnte, nicht erwarten konnte erlöst zu werden. Das war der einzige klare Gedanke, den ich fassen konnte, denn ansonsten war mein Kopf leer. Hin und wieder meinte ich eine bekannte rauer Stimme zu hören, doch wusste ich, dass sie nicht echt war. Er war nicht hier, rettete mich nicht, half mir nicht. Mit der Zeit hatte ich die Hoffnung aufgegeben, mich damit abgefunden früher oder später hier zu sterben. Seine grünen Augen und sein Atem auf meiner Haut verließen mich dennoch nicht. Sie gaben mir meine letzte Kraft in der abgestandenen Luft zu atmen, genügen Luft zu kriegen, obwohl meine Lunge sich immer wieder zuschnürte. Ich wartete nur darauf, dass sich die Tür wieder öffnete, dass die Frau wieder zu mir kam. Ich war mir sicher, das würde sie. Früher oder später.
Da war es wieder. Das Klicken, bevor die Tür sich öffnete. Kraftlos hob ich kurz den Kopf, ließ ihn aber gleich wieder sinken, als ich Mike und Katlin als verschwommene Gestalten erkannte. Meine Sicht war vom schlechten Licht getrübt und das ständige Flackern der Neonröhre machte mich wahnsinnig. Dementsprechend schlecht konnte ich sehen, was sich vor mir abspielte. Wie gewohnt setzte Mike sich, während Katlin abwartend neben ihm stehen blieb. Tatsächlich hatte sie noch kein einziges Mal, als sie bei mir war gesprochen. Beim letzten Mal hatte sich schwer geatmet, nachdem sie mir die ganzen Schläge verpasst hatte, aber mehr war da nicht gewesen. Ich schluckte und selbst das schmerzte in meiner Kehle, die noch immer von der Eisenkette eingedrückt wurde.
„Ich nehme an, dass du auch heute nicht mit uns sprechen wirst, denn du weißt ja nichts.“, spottete Mike, woraufhin ich ihn wieder ansah. Er wollte es einfach nicht verstehen.
„Ich kann euch nicht helfen.“, erwiderte ich schwach. Er seufzte schwer und schüttelte den Kopf.
„Nun, das habe ich ebenfalls bemerkt. Leider ist meine Geduld auch irgendwann aufgebraucht und so neigt sich unsere Bekanntschaft auch schon dem Ende.“, sagte er theatralisch. Ich spürte wie sich Tränen in meinen Augen sammelten, bemühte mich aber auch gar nicht sie zurückzuhalten. Ich war am Ende, gebrochen und das wusste Mike genauso gut wie ich. Also was hatte es für einen Sinn nun noch stark wirken zu wollen.„Es wird noch genug Frauen wie dich geben, die er sich nehmen wird. Wir werden so oder so bekommen, was ich will. Du warst eine schöner Zeitvertreib.“ Er sagte das, als wäre es eine Ehre für mich. Er machte ein Zeichen, dann trat Katlin auf mich zu und zog mit einer schnellen Bewegung eine Pistole, die sie natürlich auf mich richtete. Ich bildete mir ein außerhalb des Raumes Schüsse zu hören und noch mehr Schreie als sonst, aber wahrscheinlich war es doch nur die plötzlich Angst, welche mich nun überkam. Sie war vermischt mit Erleichterung, denn in wenigen Sekunden würde Katlin mich von meinen endlosen Schmerzen erlösen. Doch nun zögerte sie, drehte sich zu Mike um, der wie erstarrt wirkte.
Kaum Zeit verging, da ertönte ein ohrenbetäubender Knall und ich wurde unsanft gegen die Wand geschleudert. Mein Schädel begann sofort zu pochen und ich nahm nur noch nebenbei wahr, was sich daraufhin vor mir abspielte. Alles war voller Staub, die anderen beiden lagen bewusstlos auf dem Boden, die Waffe lag nun unmittelbar neben mir. Durch die aufgesprengte Tür kamen drei Leute herein. Ich brauchte nicht lange, um einen grünen Schopf auszumachen, der zielstrebig auf mich zu kam. Ich hob meinen Kopf ein Stück weiter an, als ich kalte Hände an meinen Wangen spürte. Ich sah in grüne Augen, die ich mir so lange vorgestellt hatte. Ich wollte etwas sagen oder wenigstens lächeln, aber ich konnte mich kaum mehr bewegen. Die Explosion hatte mir den Rest gegeben.
„Lass uns nach Hause gehen, meine Hübsche.“, raunte er sanft, schaffte es irgendwie mich von den Eisenketten zu lösen und hob mich hoch. Ein schlang meine tauben Arme um seinen Hals, um mich an ihm festzuhalten, während er mich nach draußen trug. Ich atmete seinen Geruch ein, der wie eine beruhigende Droge auf mich wirkte. Ich fühlte mich wieder sicher, er hatte mich nicht im Stich gelassen, er hatte mich gerettet. Als wir ins Helle traten konnte ich meine Augen nicht mehr länger offen halten und lehnte mich erschöpft an Jokers Brust. Nach ewiger Zeit schaffte ich es schließlich endlich einzuschlafen.

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What if...? [+18]
FanficMadlin wohnte schon ihr ganzes Leben lang in Gotham City und da sie nichts anderes kennt fühlt sie sich hier wohl, so viele dunkle diese Seiten auch hatte. Vielleicht war es, weil etwas viel aufregenderes als eine Schießerei in der Bar des Jokers, w...