FOUR

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Es war mir egal, dass ich die Schicht im Club verpasst hatte, dort hatte ich nichts mehr verloren. Ich wusste nicht, ob ich den Job kündigen musste, oder ob ich es einfach dabei belassen konnte nicht mehr hinzugehen. Ich entschied mich für letzteres, um möglichen Problemen aus dem Weg zu gehen. Weder hatte ich große Lust Beth über den Weg zu laufen, noch irgendeinem von Jokers Angestellten zu erklären, was an diesem Abend falsch gelaufen ist. Das schlimmste wäre natürlich Mister J persönlich zu treffen. Wer wusste, ob ich dann nicht eine Kugel im Kopf haben würde. Darauf konnte ich ganz gut verzichten.

Ich setzt mich lustlos und auch ein wenig verzweifelt an den Küchentisch und dachte nach. Ich wusste nicht, was ich jetzt tun sollte. Wenn ich kein Geld bekam, konnte ich auch nicht weiter meine Wohnung, mein Leben finanzieren. Leider hatte ich aber nicht gerade die besten Voraussetzungen für einen anderen Job als Barkeeperin oder Kellnerin. Ich hatte nie das Geld gehabt studieren zu gehen, also war ich in der oberen Schicht der Arbeitswelt unbefugt zu arbeiten. Ich hatte zu wenige Qualitäten dafür und das bedeutete, dass ich in meiner Schicht bleiben musste. Ich wusste aber, dass die Clubs und Bars, die nicht dem König der Unterwelt hörten, noch schlimmer waren. Der Joker war bekannt dafür, dass er zwar jede Gewalt ohne mit der Wimper zu zucken anwendete, Missbrauch und Vergewaltigung aber verabscheute. Ich war mir nicht sicher, ob ich, wo es selbst in seinem Revier immer noch Leute gab die grabschten und piffen, mich in einer anderen Bar lange halten konnte. Vor allem als Frau, die dann wohl möglich auch noch wie eine Hure durch einen Club laufen musste.

Ich aller Ruhe trank ich meinen Tee und schaute, was im Fernsehn lief. Ich fühlte mich nutzlos, weil ich nichts mehr hatte wo ich drauf hin arbeitete. Ich war ganz offiziell arbeitslos und bald auch noch obdachlos. Ich war mehr oder weniger dazu gezwungen mich in einem der dreckigen Clubs von irgendeinem Mafiaboss zu bewerben. Wieso bin ich bloß nicht schon längst aus Gotham City verschwunden. Überall konnte es eindeutig nur besser werden. Aus dem Fenster hinaus konnte ich sehen, dass jemand etwas in meinen Briefkasten warf und ich mühselig erhob ich mich vom Sofa. Ich schloss die Tür auf und zog eine kleine Karte aus dem Briefkasten hervor. Ungläubig sah ich diese an. Es war eine Spielkarte auf die eine kleine Nachricht gedruckt war.
4 Uhr im Park
  ~J
Das J war genauso unnötig wie eine Nonne im Puff. Schon als ich die Spielkarte gesehen hatte, hatte ich gewusst von wem die Nachricht war. Für eine Sekunde überlegte ich die Karte einfach in den Müll zu werfen und mich wieder meinen Slebstzweifel zu widmen, aber es machte keinen Unterschied, ob ich in den Park ging oder hier blieb. So oder so wusste der Joker wo ich war. Ich konnte ihm also gar nicht mehr entkommen. Ich hielt mein Testament in der Hand, aber komischer Weise verspürte ich keine Angst. Was hielt mich dennoch am Leben? Meine Eltern hatte ich nie wirklich kennengelernt, mein Bruder war gestorben und sämtliche Angehörige lebten weit weg. Außerdem hatte mich meine einzige Freundin hier angeschrien und wollte mich nicht mehr sehen. Ich entschied mich also meinem Schicksal zu folgen.

Je mehr Zeit verstrich desto nervöser wurde ich und trommelte mit meinen Fingern auf den Holztisch in der Küche. Als es halb vier wurde und der Zeiger an meiner Uhr sich quälend langsam bewegte sprang ich auf, nahm mir meine Jacke und verließ die Wohnung ohne mich von meiner Katze zu verabschieden, da sie mir direkt nach draußen folgte und verschwand. Ich kümmerte mich nicht lange darum, sonder trat meinen Weg zum Park oder auch meiner Hinrichtung an. Ich hoffte nur es wurde recht schnell passieren, aber Mister J wollte sicher nicht so viel Zeit mit mir verschwenden. Mir war durchaus bewusst, dass er wohl viel zu tun hatte mit seinen ganzen Verbrechen, die jeden Tag plante und druchzog. Da war ich wahrscheinlich nur zusätzlicher Zeitaufwand.

Ich stapfte durch die Kieswege des Parks und konnte schon von weitem das Lachen des Jokers hören. Es war unverkennbar und ich fragte mich, ob er wohl nie damit rechnete, dass ungewünschte auftauchten. Meine Frage klärte sich schnell, als ich eine Leiche auf dem Boden liegen sah. Blut verteilte sich auf dem Gras und färbte es rot. Bei genauerem hinsehen, erkannte ich den Begleiter des Idiotens in der Bar, der nun ein Loch zwischen den Augen hatte. Mir entfuhr ein kurzes zufriedenes Schnauben und ich schmunzelte. Plötzlich lagen die Blicke wieder auf mir und ich dachte daran, dass ich wohl die nächste sein würde, die dort auf dem Boden lag. Schnell wurde ich wieder ernst, aber mein Fluchtinstink wurde nach wie vor nicht aktiviert.

Zu meinem Erstaunen lachte der Joker, als er meine Reaktion auf die Leiche bemerkte. „Faszinierend.“, sagte er und kam auf mich zu. „Wie schön, dass du uns mit deiner Anwesenheit beehrst Maddi.“ Ich versuchte ihm in die Augen zu sehen, aber es jagte mir eine Gänsehaut ein dem Blick standzuhalten. „So oder so hätten Sie mich gefunden.“, gab ich zu. Er schnalzte mit der Zunge. „Sie. Oh bitte sag doch bitte du zu mir.“, sagte er, während er mich umkreiste. „Von mir aus.“ Es war mir unangenehm wie er mich musterte und sich seine Blick in meine Haut bohrten. Plötzlich blieb er stehen und zog eine Waffe. Ich spürte sie an meinem Hinterkopf und ich kniff die Augen fest zusammen. Zwar hatte ich nichts zu verlieren, aber den Tod fürchtete ich dennoch. „Also doch Angst.“, stellte er fest. Langsam öffnete ich meine Augen wieder. Er stand noch immer hinter mir. Ich biss mir nervös auf die Unterlippe, wenn er mich töten wollte, sollte er es doch endlich tun. „Es ist doch so, oder?“ Natürlich brauchte er eine Bestätigung, dieser Mann war immerhin wahnsinnig in seinem Hirn geisterten bestimmt so einige absurde Gedanken herum. „Jeder fürchtet sich vor irgendwas.“, gab ich zurück und er löste die Waffe von meinem Kopf. Neugierig trat er vor mich, fokussierte mich mit seinem Blick. „Vor was genau fürchtest du dich?“, fragte er neugierig. Auf seinem Gesicht zeichnete sich dieses irre Grinsen ab. „Menschen wieder zu sehen, die ich nicht leiden kann.“, erklärte ich, was zum Teil sogar stimmte. Ich würde mit Absicht in die Hölle gehen, wenn ich dort meinen Bruder nicht wiedersehen müsste. Aber ein viel wichtigerer Aspekt spielte eine Rolle. Ungenutzte Möglichkeiten. Existiert zu haben aber nicht wirklich gelebt zu haben. Der Joker war mit meiner Antwort zufrieden. Er wandte sich von mir ab und lief ein paar Schritte weiter weg. Erst jetzt erkannte ich zwei weitere Männer, die sich hinter den Bäumen positioniert hatten.

„Es war eine fabelhafte Show vor zwei Tagen. Ich muss sagen, ich hatte dich diese Nacht fast vermisst. Es ist so langweilig ohne ein wenig Unterhaltung.“, erklärte er. „Ich steh eher so auf Shows, die nicht auf meine Kosten gehen.“, gab ich zu und er lachte erneut. Er schien wohl ganz guter Laune zu sein. Vielleicht würde ich ja doch noch mit dem Leben davon kommen. Ruckartig drehte er sich plötzlich wieder zu mir um und hob die Hand, in der er die Waffe hielt. „Doch das ist nicht der Grund, warum du hier bist.“ Ich hob eine Augenbrauen. War es nicht? „Ach? Und warum sonst wolltest du dann, dass ich herkommen?“, fragte ich schroff. Seine Mine änderte sich und wurde ernster. „Ich will, dass du für mich arbeitest. Mein Spitzel wirst.“, sagte er. Mein Mund klappte auf und meine Augen weiteten sich. Er wollte, dass ich für ihn persönlich arbeitete. Zwar hatte ich in seiner Bar gearbeitet, aber das war etwas anderes. „Spitzel?“, wiederholte ich seine Worte. „Dein loses Mundwerk und dein Unwissen werden mir von großem Nutzen sein.“, erklärte er. Ich versuchte verkrampft alles zu verarbeiten. „Was lässt dich denken, dass ich das machen will? Und warum ich?“, hakte ich weiter nach. Er ließ seinen Kopf kreisen. „Zu viele Fragen.“ Ich legte den Kopf schief und ich war schockiert von mir selbst, dass ich tatsächlich darüber nachdachte das Angebot anzunehmen. „Das war keine Bitte, Maddi.“, fügte er hinzu. Natürlich. Der Joker nahm sich was immer er wollte, ich würde da wohl keine Ausnahme bilden. Ich könnte versuchen zu fliehen, aber spätestens bei der nächsten Kreuzung hätte er mich wieder eingefangen und sich das mit dem Überleben anders überlegt. „Wunderbar.“, sagte er und klatschte in die Hände. „Bringt die Kleine zum Wagen.“ Erschrocken schaute ich zu den Männern, die plötzlich neben mir auftauchten und mich grob an den Armen packten und mitschleifen wollten. Erfolglos versuchte ich mich loszureißen und konnte ein amüsiertes Lachen aus dem Mund des Mannes mit einem Hundekopf auf den Schultern hören. Absofort befand ich mich also wirklich im Zirkus und würde so schnell wohl nicht wieder rauskommen.

What if...? [+18]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt