FOURTEEN

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Joker

Ich bemerkte es sofort, als Maddi eintrat, denn für einen Moment waren ihr mal wieder alle Blicke zugewandt. Doch ihrer war nur auf einen Jungen gerichtet, der wohl der Sohn von Gabriel war. Allein deswegen aber auch weil er Maddi so zum Lachen brachte, konnte ich ihn nicht leiden. Wären er und die Anwesenden nicht wichtig für meinen Plan hätte ich ihm auf der Stelle eine Kugel in den Kopf jagen. Dafür wie er sie ansah und geradezu mit seinem Gelaber erstickte. Doch zu meinem Missfallen schien  Maddi das auch noch zu genießen, denn immer wieder ging sie auf seine belanglosen Worte ein und animierte ihn dazu weiter zu reden. Ich verdrehte genervt die Augen. Den Worten von Marco folgte ich schon lange nicht mehr, aber sie interessierten mich auch nicht, ständig redete er über unnütze Dinge und kam einfach nicht zum Punkt. Auch für ihn hatte ich bereits eine Kugel in meiner Pistole reserviert, sobald mein Plan in die Tat umgesetzt worden war. Doch momentan war ich einfach nicht bei der Sache und das machte mich wütend, denn Schuld war dieses sonderbare einfache Mädchen, was mich auf eine Art und Weise faszinierte, die ich noch nicht genau kannte. Sie machte etwas mit meinem Kopf und meinem Verstand, was meine Gedankengänge ständig zurück auf sie lenkte und dem entsprechend lag auch mein Blick ständig auf ihr. Ich spürte das unbändige Verlangen diesem Jungen endlich den Hals umzudrehen, damit sein dämliches Grinsen endlich verschwand. Es machte mich Wahnsinnig, dass Maddi mich nicht eines Blickes, eines einzigen kurzen Blickes gewürdigt hatte, seit sie angekommen war. Nur Augen für ihn hatte sie. Ich knirschte mit den Zähnen, was Marco kurz verstummen ließ, doch zu meinem Bedauern redete er gleich darauf auch schon wieder weiter.

Maddi hatte sich verändert und diese Veränderung gefiel mir. Sie zeigte viel mehr Sicherheit und Stärke in ihrer Bewegung ihrem Ausdruck und doch war da dieser kleine Teil von ihr, der immer in ihre eigene kleine Welt abtauchte und sie kurz unaufmerkasm werden ließ. Gestern, als sie den Mann kurz vor seinem Tod noch ein wenig mehr hatte leiden lassen, hatte sie mich das Gefühl von Stolz spüren lassen. Dabei war es diesmal nicht ich gewesen, der sie auf diesen Weg geführt hatte, sonder sie hatte ihn selbst gefunden und war mehr als bereit ihn zu gehen. Und dennoch war dort diese Unsicherheit und eine gewisse Furcht, die das alles noch so viel besser machten. Das Mädchen machte mich verrückt und das auf eine mir komisch erscheinende Weise. Es gefiel mir nicht, dass sie für Chaos in mir sorgte und doch konnte ich sie nicht aus meinem Kopf verbannen.

Madlin

Ich spürte den Blick des Jokers auf mir, wagte es aber nicht in seine Richtung zu sehen. Ich konzentrierte mich voll und ganz auf Matteo, was mir doch zunehmend schwerer fiel, den nur zu gerne wollte ich in diese stechenden grünen Augen sehen. Ich konnte mir selbst dafür keine vernünftige Erklärung geben und das machte mich nervös. Ich mochte es nicht dem Blick des Clowns so schutzlos ausgeliefert zu sein, denn er sorgte dafür, dass ich begann mich unwohl zu fühlen, was die Stimmen in meinem Kopf lauter werden ließ. Ich durfte nicht abdriften, ich musste konzentriert bleiben und meine Fassade aufrecht zu behalten. Wieso sorgte dieser verdammte Clown dafür, dass ich die Kontrolle allmählich verlor. Ich bemerkte, dass ich aufgehört hatte Matteo zuzuhören versuchte aber weiterhin mitzulachen, wenn er lachte.

Ich war froh, als wir dann doch alle in einen Besprechungsraun geführt wurden und die anderen begannen sich über ihre Pläne auszutauschen. Eine Zeit lang versuchte ich ihren Ideen und Komplikationen zu folgen, aber viel zu schnell verlor ich mich wieder in meinen Gedanken. Ich fragte mich warum ich das alles überhaupt noch tat. Joker hatte seinen Verräter gefunden und konnte mit ihm machen, was immer er wollte. Eigentlich brauchte er mich gar nicht mehr, aber dennoch musste ich hier sitzen und warten, dass es endlich vorbei war. Das Problem war, dass ich für all das nicht einmal Geld bekam und somit auch kein neues anderes Leben anfangen konnte. Vielleicht außerhalb von Gotham City, weit weg vom Joker und seinen Machenschaften. Das war leider nur eine irrsinnige Wunschvorstellung, die nie wahr werden würde, denn obwohl Joker versprach mich nicht zu töten, wusste ich, dass ich ihm früher oder später lästig werden würde und dann hatte ich für ihn kleinen Nutzen mehr. Weil ich aber alles hier mehr oder weniger mitbekam und er mich nicht glauben würde, dass ich nicht geradewegs zur Polizei laufe, ist die einzige Möglichkeit mich loszuwerden ohne viel zu riskieren - der Tod.

Ich bemerkte gar nicht, dass die anderen sich bereits erhoben hatten und als Matteo mir kurz auf die Schulter tippte schreckte ich ungemein heftig auf. Schnell stellte ich mich ebenfalls hin, und obwohl die anderen noch Pläne der Stadt und etwas in der Art machen wollten, verabschiedete ich mich. Ich konnte nicht länger unnütz hier herum sitzen und den ständig streitenden Stimmen in meinem Kopf zuhören. Denn ich merkte, dass diese langsam dafür sorgten, dass mein Herz begann gefährlich schnell zu schlagen und meine Hände begannen zu zittern. Und bevor ich vor versammelter Mannschaft eine Panikattacke erlitt, wollte ich lieber wieder schnell an die frische Luft. Ich musste endlich wieder aufatmen und einen freien Kopf bekommen.

Ich ging also eilig aus dem Haus und versuchte dabei sämtlichen Blicken auszuweichen, aber einer verfolgte mich dennoch, bis ich die Tür hinter mir geschlossen hatte. Die drei Männer kamen direkt auf mich zu, aber ich hielt sie mit einer einfachen Handbewegung auf Abstand. Ich konnte nicht schon wieder ins Auto steigen und zum Haus fahren. Auch wenn ich sonst nirgendwo hin konnte, wollte ich wenigstens diesen Weg zu Fuß gehen. Es konnte gefährlich sein nachts im Dunkeln durch die Straßen von Gotham zu laufen, aber ich wohnte mit dem Joker in einem Haus, also konnte es wohl kaum noch schlimmer werden. Die Männer ließen sich recht schwer abwimmeln, denn ständig hielten sie ihre Waffen auf mich gerichtet und drohten auf mich zu schießen, wenn ich weiter ging.

„Ihr werdet sicher nicht auf mich schießen, so lange Mister J es euch nicht erlaubt hat.“, fauchte ich genervt. „Mister J wird es aber auch nicht gefallen, wenn wir sie alleine durch die Stadt laufen lassen.“, stellte der jüngste fest. Ich verdrehte die Augen. „Na dann tu mir doch den Gefallen und richte ihm etwas von mir aus.“, sagte ich schmunzelnd und zeigte ihm den Mittelfinger. Dann drehte ich mich um und ging einfach davon. Wären diese Männer nicht ganz so dumm gewesen, hätten sie mich einfach begleitet, aber so viele Gehirnzellen hatten sie dann doch nicht. Mir war es nur recht, denn so konnte ich völlig für mich allein sein. Allein mit diesen nervigen Stimmen. So sehr ich mich auch anstrengte und zwang sie zu vertreiben, gelang es mir nicht. Immer wieder stritten sie sich darüber, was ich von meinen Taten halten sollte, wie ich mich fühlen sollte. Die eine Stimme stellte wohl mein Ich von vor ein paar Wochen da und die andere die neue veränderte Version von mir. Ich konnte mich nicht entscheiden auf welcher Seite ich stand, aber ich musste mich bald entscheiden, um diesem ganzen Streit endlich ein Ende zu setzen. Denn ich wusste, lange konnte ich das nicht mehr durchhalten, irgendwann würde ich mir notfalls auch eine Kugel in den Kopf jagen, um endlich meine Ruhe zu bekommen.

What if...? [+18]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt