TWENTYTHREE

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Ich verbrachte den Tag damit zu zeichnen. Ich hatte schon lange nichts mehr gezeichnet und wollte mal wieder damit anfangen. Außerdem hatte mich die Erkenntnis am Morgen auf eine neue Idee gebracht. Ich habe Joker mal gesagt ich würde ihn zeichnen, sobald ich eine neutrale Meinung von ihm hatte. Ich konnte wohl behaupten, dass dies nun der Fall war. Ich hatte ihm verziehen, seine Geste akzeptiert, auch wenn ich mir nicht ganz sicher war, ob sie wirklich als Entschuldigung gelten durfte, aber wie auch immer. Ich konnte ihm nicht ewig böse sein, daß zeigte mir allein schon der Knoten in meinem Bauch, der sich mit jeder Stunde, die ich allein in seinem Zimmer verbrachte, vergrößerte und fester zuzog. Ich wollte ihm wieder in seine Augen sehen, seine kalten Finger auf meiner Haut spüren, seine raue Stimme und sein verrücktes Lachen hören. Ja ich vermisste ihn, obwohl ich gerade mal einen Tag lang ihn nicht beachtet hatte. Er machte mich wirklich verrückt und immer wieder fragte ich mich, ob es ihm wohl ebenso ging, er mich vermisste. Vielleicht holte er sich auch einfach nur zu sich, um mir zu zeigen, dass ich nicht das tun konnte, was ich wollte, aber dieser leisen Stimme in meinem Kopf schenkte ich möglichst wenig Beachtung. Immerhin hätte er mich dann auch schon anderweitig zu Recht gewiesen.

Die Zeit verstrich und ich war so konzentriert, dass ich ganz vergaß irgendwas zu essen oder überhaupt einen anderen Raum als das Badezimmer oder Schlafzimmer zu betreten. Ich zeichnete J exakt so wie ich ihn sah. Auf der einen Seite kühl, verrückt und bedrohlich, auf der anderen Seite anziehend, zuvorkommend und beschützend. Es war schwer das in ein Bild zu bringen, aber ich war mir sicher, dass es mir ganz gut gelang. Draußen ging die Sonne bereits unter, als ich meine Stifte weglegte und mein Werk zufrieden betrachtete. Es ärgerte mich, dass Joker nun immer den ganzen Tag über verschwunden war. Ich wusste nicht, ob ich tatsächlich mutig genug gewesen wäre, um mit ihm zu reden, aber dennoch störte es mich, dass er so lange fort war. Da hatte ich mich schon dazu entschlossen ihm zu vergeben, da ließ er sich nicht einmal hier blicken. Was für ein Idiot! Ich schmunzelte bei dem Gedanken daran, wie sehr er ausrasten würde, sollte ich ihn wirklich einmal so nennen. Oh ja, dann wäre ich direkt einen Kopf kürzer.

Als es bereits halb elf war, erlaubte ich mir endlich meine müden Augen zu schließen. Ich war mir sicher, dass Joker in der nächsten Zeit nicht auftauchen würde und deshalb war es in Ordnung, wenn ich einfach schlief. Vielleicht konnte ich es sogar schaffen am nächsten Morgen vor ihm aufzuwachen und dann doch noch mit ihm reden. Es war seltsam wieder in dem gewaltigen Bett einzuschlafen und zudem hatte ich mich dazu durchgerungen statt der Unterwäsche nun einen der freizügigen Schlafanzüge zu tragen und den BH einfach wegzulassen, aber mittlerweile war ich mir bei der ganzen Sache nicht mehr so sicher. Es bestand aus einem schwarzen Seidentop mit feinen Trägern und passender Hose im selben Stoff, die an den Enden mit Spitze verziert war und mir gerade so über den Hintern ging. Joker musste Spitze wirklich lieben, denn ansonsten wäre davon nicht so viel in meinem Kleiderschrank vorhanden. Es störte mich nicht, denn nichts von all der Kleidung wirkte irgendwie billig und das gefiel mir. Ich sah in den Sachen immer noch aus wie ich und damit waren auch beide Stimmen in meinem Kopf einverstanden. Auch wenn die eine der beiden erheblich leiser geworden war. Mein neues Ich hatte sich durchgesetzt und machte mir immer wieder deutlich, dass ich genau hierher gehörte. An die Seite des Jokers, an diesen Ort, in diese Situation.

Stimmen holten mich aus meinem Halbschlaf, aber ich war zu müde, um mich zu bewegen. Ich hatte gerade eine gute Position zum Schlafen gefunden, wollte nicht wieder aufstehen. Ich hatte völlig vergessen, dass ich ja nicht in meinem eigenen Zimmer war, sondern im Bett des Jokers lag und kaum mehr von der Decke bedeckt wurde, da es viel zu warm in dem Raum war. Ich seufzte und schloss wieder meine Augen, als ich das leise Klicken der Tür hörte. Verwirrt drehte ich mich nun doch auf den Rücken, wobei die Decke völlig von meinem Körper fiel und mein Top ein wenig nach oben rutschte. Zuerst störte es mich nicht, doch dann sah ich seine Augen in der Dunkelheit aufblitzen und war mit einem Mal wieder hellwach. Da war ja was.

What if...? [+18]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt