FOURTYEIGHT

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Wie zur Hölle hatte er mich bemerkt?

Wahrscheinlich war es unnötig, dass ich mir diese Frage stellte, immerhin war er der Joker. Die viel wichtiger Frage war, warum hatte er über all das gesprochen, obwohl er wusste, dass ich hier stand?

Während wir im Auto gesessen hatten, hatte er kein Wort über die Machenschaften von Pablo oder wie auch immer jetzt wirklich heißen mochte, verloren. Hätte er mir sofort gesagt, was los war, dann hätte ich ihm nicht diese ganzen Vorwürfe gemacht.

Nun, ausgesprochen hatte ich sie nicht. Und doch fühlte ich mich schrecklich weil ich sie überhaupt gedacht hatte. Mal wieder hatte er mich beschützt, davor bewahrt wie ein wertloser Gegenstand nach Indien verschifft zu werden, um dort sonst was tun zu müssen.

Ich war dämlich. Ganz eindeutig dämlich. Immer und immer wieder zweifelte ich an ihm, obwohl er schon so unglaublich viel für mich getan hatte. Ich erinnerte mich noch gut an Johnny's Worte. Joker würde mich nie auf die Weise lieben, wie ich Liebe kannte, er könnte mich nur auf seine Weise lieben.

Es kam mir noch immer seltsam vor Joker und Liebe in einem Satz zu verwenden, doch ich möchte diesen Gedanken. Er ließ es in meinem Bauch kribbeln und sorgte dafür, dass sich Gänsehaut auf meinem Körper ausbreitete. Das brachte meine Nervosität nicht unbedingt dazu, zu verschwinden.

Ich musste Joker jetzt gegenüber treten, trotz des Gefühlschaos, das in mir herrschte und ich wusste nicht, wozu mich das verleiten würde. Es fühlte sich an als würde das Kribbeln in meinem Bauch langsam zu Adrenalin werden und mir mehr Mut geben als es angebracht war. Auf keinen Fall durfte ich Dummheiten begehen. Auf keinen Fall wollte ich diejenige sein, die nachgab. Selbst, wenn ich nichts lieber wollte.

Nervös trat ich durch die Tür in das Zimmer. Joker saß auf hinter seinem Schreibtisch, Jonny stand, die Arme verschränkt und nachdenklich dreinschauend, davor. Ein wenig unbeholfen blieb ich mitten im Raum stehen.

"Hat dir niemand beigebracht, dass man die Gespräche anderer nicht belauscht?", fragte J und lehnte sich im seinem Stuhl zurück. Seine Augen ruhten nur auf mir, sein Blick schien mich langsam zu verschlingen.

"Es tut mir leid, ich - war bloß neugierig.", sagte ich ehrlich. Es hatte keinen Sinn zu versuchen ihn zu belügen. Er würde es merken.

Ein anzügliches Grinsen trat auf sein Gesicht, sein Blick an meinem Körper herunter, dann wieder hoch bis zu meinen Augen. Ich fühlte mich ihm vollkommen ausgesetzt, wurde mit seiner Präsenz konfrontiert, wollte am liebsten so schnell es mir möglich war von hier verschwinden.

"Aber natürlich warst du das, es scheint als hätten wir dich aus deinem Schlaf gerissen.", stellte er fest. Nun sah auch ich an mir herab.

Ich hatte vollkommen vergessen, dass ich nur meine Schlafsachen trug, aber wofür sollte ich mich denn schämen? Joker hatte mich schon mit wesentlich weniger Stoff am Körper gesehen und Jonny war ebenfalls das ein oder andere Mal in mein Zimmer gekommen, als ich nur sowas getragen hatte. Zeit sich zu schämen hatte ich später noch genug, wenn dieses Gespräch vorbei war.

Jokers Augen schweiften von mir ab und ich folgte seinem Blick, der auf Jonny landete. Dieser verstand ohne ein Wort, dass es für ihn an der Zeit war zu gehen und so verließ er das Zimmer. Nur kurz sah er mich an, doch kein Lächeln zierte seine Lippen, kein aufmunternder Blick stand in seinen Augen. Ein wenig enttäuscht sah ich ihm hinterher, bis er die Tür hinter sich schloss.

"Komm her.", sagte Joker, sobald das Klicken des Schlosses erklungen war. Ich presste meine Lippen nervös aufeinander, gehorchte aber und machte ein paar Schritte auf ihn zu.

Es gefiel mir nicht, wie er mich von unten herab ansah. Nun, wo ich so nah an ihm dran war, war es für mich noch schwerer der Versuchung zu widerstehen, zumal seine Augen schon fast schwarz vor Lust waren. Er wollte es auch. Er wollte mich. Und doch wusste ich, dass er nichts tun würde.

What if...? [+18]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt