THIRTYFIVE

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Als das Flugzeug am Flughafen von Gotham landete zog ich automatisch meine Kappe noch tiefer ins Gesicht und fühlte mich wie in einen von diesem Filmen, wo die Agenten glaubten, dass eine einfache Kopfbedeckung ausreichte, um sie für alle anderen unentdeckbar zu machen. Das gleiche dachte ich gerade auch oder hoffte es zumindest. Die letzten Stunden über hatte ich mir eingeredet, dass es völlig idiotisch war, dass Joker nichts besseres zu tun hatte, als seine Männer noch immer nach mir suchen zu lassen. Irgendjemand musste schließlich die ganzen Anschläge durchführen, da blieb doch wohl nicht mehr so viel Zeit, um durch die Straßen von Gotham zu fahren, oder? Mein kranker Kopf wollte einfach so weitermachen wie bisher, als wäre nichts geschehen, aber glücklicherweise war mein Verstand wieder klar und hielt mich davon ab einfach so durch die Straßen der Stadt und wohl möglich direkt in die Arme des Jokers zu laufen. Oh Gott wollte ich mir gar das Wiedersehen gar nicht ausmalen, hoffte einfach es würde niemals wieder dazu kommen, auch wenn diese eine leise Stimme in meinem Hinterkopf ihn unbedingt sehen wollte, wieder in diese grünen Augen blicken wollte und seinen Geruch einatmen, ihn...
Okay, das war genug, ich musste mich jetzt wirklich konzentrieren, wenn ich lebend in meiner neuen Wohngemeinschaft ankommen wollte. Ich hatte keine Ahnung wer alles für Joker arbeitete, wie viele Leute es überhaupt waren, aber ich entschied mich dazu, dass ich nicht ständig über meine Schulter schauen wollte und meinen Blick einfach auf den Boden geheftet hielt.

Ich hatte nur Handgepäck dabei, einen Rucksack, mit allem Wichtigen, einer Menge Bargeld und etwas Kleidung. Mehr bräuchte ich hier erstmal nicht, den Rest bekam ich schon irgendwie im Laufe der Zeit. Doch fürs erste konnte ich ziemlich schnell aus dem Flugzeug und dem Flughafen verschwinden. Wenige Minuten später fand ich mich auf einer großen freien Fläche wieder, wo wie überall in Gotham stündlich ein Bus ankam. Es dauerte laut Zeitplan noch etwa eine halbe Stunde, bis der nächste Bus kam, also setzte ich mich neben eine ältere Frau, die wirklich nichts besseres zu tun hatte, als jetzt anzufangen irgendetwas zu stricken. Ich sah sie skeptisch an, kümmerte mich dann aber nicht weiter darum und sah einfach in die Ferne, wo ich bereits die hohen Gebäuden erkennen konnte und natürlich das größte von allen Wayne-Manor, dort lebte Bruce Wayne, ihm gehörte die größte Im- und Export Firma Wayne-Enterprise. Der Mann hörte seinen Namen wohl ziemlich gerne. Ich hatte das ein oder andere Mal im Fernsehen einen Bericht über ihn gesehen oder von ihm gelesen, aber wirklich interessieren tat er mich nicht, er war nur einer mehr von diesen reichen Leuten, die sich einen Dreck um das Wohlergehen der anderen scherten.

Die Zeit bis der Bus kam verging gähnend langsam und als er dann endlich mit einer viertel Stunde Verspätung vor uns hielt, hatte die Frau neben mir ungefähr neun Sockenpaare gestrickt. Zum Glück war ich nicht mit ihr Verwandt, sonst hätte ich wahrscheinlich eins davon bekommen. Ich war noch nie ein Fan von irgendwas selbst gemachtem gewesen. Man sagte zwar immer, man sollte die Arbeit dahinter würdigen, aber wenn ich mit dem Endergebnis nicht zufrieden war, viel mir das wirklich schwer. Aber im Moment hatte ich größere Probleme als Socken, denn bald würde ich mitten in der Innenstadt stehen, unter vielen Menschen, mitten in Gotham, wo in letzter Zeit viele Dinge geschehen waren und Joker sein Unwesen trieb. Ich war mir sicher, dass ich dafür keines Falls bereit war, aber jetzt wieder umkehren und zurück nach Chicago fliegen, war ausgeschlossen. Am Flughafen dort hatte Grace mich förmlich in den Flieger geschoben, da ich mich so gesträubt hatte von dort weg zu gehen. Noch immer verstand meine Tante meine Angst nicht, aber wenn sie nicht fähig war, mich nur als ihre Patientin zu sehen, dann würde sie es auch niemals erfahren. Direkt morgen hatte ich einen Termin bei Emily und hatte mir fest vorgenommen ihr alles zu erzählen. Es gab diese ärztliche Schweigepflicht, weshalb sie niemandem davon erzählen durfte, und darauf vertraute ich. Ich musste es, denn länger konnte ich all das nicht mehr allein mit mir herumtragen.

Als der Bus an meiner Haltestelle stehen blieb setzte mein Herz für einen Moment aus. Mit wackeligen Beinen erhob ich mich und ging durch den schmalen Gang bis zur Tür. Auf dem Bürgersteig empfing mich sofort ein buntes Treiben von vielen Menschen, die redeten, lachten und so schienen, als wäre hier vor zwei Tagen kein Anschlag gewesen. Ich fragte mich schon, was als nächstes geschehen würde, denn gestern war alles ruhig geblieben und im Gegensatz zu den anderen hier hielt ich das für kein gutes Zeichen. Andererseits könnte das bedeuten, dass es ihm mittlerweile egal war, er sich auf andere Dinge konzentrierte.

What if...? [+18]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt