Ich hatte mich geirrt. Gewaltig geirrt. Ich konnte nicht einfach ein anderes Leben hier in Chicago anfangen, konnte nicht mal ein bisschen mit der Vergangenheit abschließen. Sobald ich meine Augen schloss wurde ich immer von demselben Alptraum heimgesucht, schlief nie sehr lange. Auf nichts hatte ich Lust, saß die meiste Zeit nur in meinem dunklen Zimmer und starrte ins Leere. Nicht einmal essen wollte ich, eine Mahlzeit am Tag reichte mir schon, obwohl Grace das gar nicht gefiel, aber sie konnte mich nicht dazu zwingen. Ich aß nur, wenn da wieder diese höllischen Kopfschmerzen waren, die auch jedes Mal präsent waren, wenn ich aus meinem Schlaf aufschreckte. Es vergingen viele Tage und ich konnte mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal nicht diese Leere gespürt hatte oder ehrlich gelächelt hatte. Ich tat es Grace zu liebe von Zeit zu Zeit, aber es war immer nur aufgesetzt, damit sie sich keine Sorgen machte, aber bei meinem sonstigen Verhalten war es mir wohl kaum möglich einen mental gesunden Eindruck zu machen. Mir selbst versuchte ich gar nicht erst das vorzumachen. Noch immer war ich unfähig mir zu erklären, wieso ich so drauf war, aber ändern konnte ich es auch nicht, denn was immer es war saß ganz fest in mir fest und ließ keinem anderen Gefühl die Chance die Oberhand zu gewinnen.
Der Tag heute verlief so wie auch schon die letzten. Ich saß auf meinem Bett, den Kopf an die Wand hinter mir gelehnt, starrte die Wand an und dachte an gar nichts. Eben hatte ich von einem erneuten großen Verbrechen in Gotham gehört. Noch immer hatte sich dort gar nichts beruhigt. Im Gegenteil, ich hatte das Gefühl, es wurde von Tag zu Tag nur noch schlimmer. Heute hatte es einen Vorfall in der Innenstadt gegeben, zwei dutzend Männer mit Masken hatten wie Verrückte in den Läden und auf den Straßen in die Luft geschossen und eine große Panik verbreitet, im gleichen Augenblick sollen die oberen Geschosse der Häuser explodiert sein und es gab einen Regen von Spielkarten. Natürlich hatte es wieder Tote gegeben und erneut war die Fledermaus zu spät gewesen. Es schien beinahe so, als wäre der Joker für den so genannten Helden, plötzlich unsichtbar geworden. Natürlich war ich froh darüber, dass er nicht gefasst wurde, aber gleichzeitig machte es mich auch verrückt, dass er noch immer in diesem Haus war, nach mir suchte und wahrscheinlich schon aller Hand Pläne für mich geschmiedet hatte, wenn er mich finden sollte.
Ich fasste einen Entschluss, einfach aus dem Moment heraus. Ich erhob mich von meinem Bett und begab mich aus dem Zimmer raus. Die Sonne, die den Flur flutete, blendete mich, obwohl sie nicht einmal sehr stark war. Meine Vorhänge waren in der letzten Zeit immer geschlossen gewesen, denn das Licht hatte meine Kopfschmerzen nur noch schlimmer gemacht. Ich begab mich auf direktem Weg in die Küche, wo Grace gerade mit einer großen Kanne Kaffee über ein paar Unterlagen gebeugt saß. Ich dachte gar nicht weiter darüber nach, was ich vorhatte, denn ich würde nur wieder Zweifel bekommen und davon hatte ich nun schon genug. Ich setzte mich ihr Gegenüber, woraufhin sie überrascht den Kopf hoch.
"Ich will mit dir darüber reden.", sagte ich geradewegs heraus. Verblüfft sah sie mich an, bevor ich wieder dieses mütterliche in ihrem Blick erkannte. "Wie deine Patienten.", schob ich deshalb noch schnell hinterher. Sie schien verwirrt zu sein, schüttelte aber langsam den Kopf.
"Vielleicht solltest du dir lieber einen anderen Psychologen dafür suchen. Ich habe eine Verbindung zu dir und die kann ich nicht einfach außer Acht lassen, wenn du mit mir reden willst, aber ich habe mir schon gedacht, dass du bald darüber reden willst.", erklärte sie. Nun war ich diejenige, die mehr als verwirrt war. Klar, ich konnte irgendwo nachvollziehen, dass sie als meine Tante nicht einfach ihren Mutterinstinkt ausschalten konnte, aber es verwirrte mich, dass sie bereits mit sowas gerechnet hatte.
Sie kramte einen Zettel mit einer Adresse und einem Namen heraus. "Ich kenne Emily schon seit vielen Jahren und sie ist wirklich gut in dem, was sie tut. Wenn du wirklich eine Therapie brauchst, dann solltest du zu ihr gehen.", schlug sie vor. Ich nahm den Zettel entgegen und las die wenigen Worte durch. Diese Adresse war mir bekannt.
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What if...? [+18]
FanficMadlin wohnte schon ihr ganzes Leben lang in Gotham City und da sie nichts anderes kennt fühlt sie sich hier wohl, so viele dunkle diese Seiten auch hatte. Vielleicht war es, weil etwas viel aufregenderes als eine Schießerei in der Bar des Jokers, w...