Chicago war ganz anders als Gotham und kein Ort, an dem ich mich jemals wohlfühlen könnte. Es war eine riesige Stadt, mit unglaublich vielen Menschen, unzähligen hohen Gebäuden und einer ziemlich schwülen Luft überall. Ich hätte niemals damit gerechnet, dass es Grace an so einen Ort verschlafen würde, wo man von Imbissbuden und Menschen nur so erschlagen wurde. Gotham hatte auch allelei Fabriken und Hochhäuser, aber dort war es anders. Dort herrschte eine ganz andere Atmosphäre, als hier. Vielleicht gefiel es mir hier aber auch einfach nicht, weil ich Gotham so gewohnt war. Die Gefahr, die dort hinter jeder Ecke lauerte, für einen gewissen Nervenkitzel sorgte, die verschiedenen Bezirke und vielen Bars. Und natürlich Joker. Er war dort und ich hatte das Gefühl, als ich Gotham verlassen hatte, war wegen ihm ein Teil von mir dort geblieben. Ich spürte diese unendliche Leere in mir, ich gehörte hier nicht her, fühlte mich einsam und seltsam krank. All die Menschen um mich herum nahm ich eigentlich kaum wahr, war wie in einem Bann gefangen, konnte mich nicht konzentrieren, auf etwas anderes als J. Wieso hasste ich ihn nicht? Wieso vermisste ich ihn nach allem, was er mir angetan hatte? Wieso schmerzte es ohne ihn zu sein, wenn ich gleichzeitig so eine große Angst verspürte? Es gab zu viele Fragen und keine einzige Antwort.
Ich stand mittlerweile vor einem roten Hochhaus und suchte auf den unzähligen Schildern nach Parks. Es dauerte lange, bis ich Reihe für Reihe durchgegangen war und ich den Namen meiner Tante endlich fand. So dankbar war ich, dass sie mich aufgenommen hatte, und gleichzeitig war ich am Boden zerstört. Eine seltsame Kombination, die ich so noch nie erlebt hatte. Ich musste mich tatsächlich dazu überreden endlich auf die Klingel zu drücken, denn meine Zweifel wuchsen mit jeder Sekunde gewaltig. Schließlich schaffte es mich durchzuringen und kurz darauf erklang ein lautes Surren und ich konnte die Türe öffnen. Ich musste zwei Stockwerke nach oben gehen, dann stand ich auch schon vor Grace, die mit einem breiten Grinsen in der Tür stand und die Arme ausbreitete. Mir fiel sofort auf wie sehr sie sich verändert hatte, aber es störte mich nicht. Noch immer erinnerte mich alles an ihr an damals und ich umarmte sie fest. Es tat gut endlich wieder ein bekanntes Gesicht zu sehen.
"Madlin, es ist so schön dich zu sehen. Es ist ewig her.", begrüßte sie mich. Das war es in der Tat, es waren einige Jahre vergangen, seit wir uns das letzte Mal gesehen hatten und ich erinnerte mich noch gut daran, dass wir nicht gerade gut auseinandergegangen waren. Aber um darüber zu reden hatte ich gerade wirklich keinen Kopf.
"Ich sollte wohl nicht hier sein, aber ich hatte keine Ahnung, wo ich sonst hin könnte.", gab ich zu, merkte wie sich erneut ein Kloß in meinem Hals bildete. Grace löste sich von mir, um mir in die Augen zu sehen und mir ein aufmunterndes Lächeln zu schenken.
"Mach dir keine Sorgen, Kind. Meine Tür steht dir immer offen und du kannst so lange bleiben, bis du dich erholt hast und nach Gotham zurückkehren willst.", erklärte sie. Ich wollte jetzt zurück, keine Sekunde länger in dieser Stadt bleiben, aber ich konnte nicht, doch ich konnte ihr unmöglich etwas von dem Joker und allem anderen erzählen. Oh Gott ich würde sofort in Arkham landen, wegen einer ganz eindeutigen Störung in meinem Kopf.
"Danke, Grace. Ich brauche nur ein bisschen Ruhe, es ist- wirklich viel passiert.", sagte ich mit einem aufgesetzten Lächeln, obwohl ich wusste, dass meine Tante es durchschauen würde. Sie hatte bereits diesen kranken Pysochlogenblick aufgesetzt, den ich früher schon so gehasst hatte, obwohl mir die ein oder andere Therapiestunde jetzt sicher nicht schaden würde. Nur ging das ganz sicher nicht mit ihr. Immerhin waren wir verwandt und sie würde nichts anderes tun als sich Sorgen machen. Aber jetzt brauchte ich wirklich Ruhe, auf dem Flug, der fast dreizehn Stunden gedauert hatte, hatte ich kein Auge zubekommen, wollte jetzt einfach nur schlafen.
"Na dann komm rein, ich habe schon ein Zimmer für dich vorbereitet.", schlug sie vor und ich folgte ihr in die kleine Wohnung. Es wunderte mich, dass sie überhaupt Platz für ein Gästezimmer hatte, aber es gab tatsächlich eins.

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What if...? [+18]
FanfictionMadlin wohnte schon ihr ganzes Leben lang in Gotham City und da sie nichts anderes kennt fühlt sie sich hier wohl, so viele dunkle diese Seiten auch hatte. Vielleicht war es, weil etwas viel aufregenderes als eine Schießerei in der Bar des Jokers, w...