𝑭𝒐𝒈 𝒊𝒏 𝒉𝒆𝒓 𝑯𝒆𝒂𝒓𝒕 // 𝐌𝐚𝐫𝐯𝐞𝐥

three

Eilig platze ich in den Trainingsraum rein, in dem meine Mutter gerade andere Agents trainiert. Die Rufe von Rumlow lasse ich hinter mir verklungen und ignoriere ihn. Schließlich muss er immernoch, den mittlerweile auch meinen Täter, in die Psychatrie einweisen lassen. Dort wird alles abgeklärt und er wird genaustens befragt, bis all seine Tathintergründe klar sind.
Sobald die Türe geöffnet ist, suche ich den Blick meiner Mutter. Sie schaut mich direkt an und scheint zu erkennen, dass irgendetwas nicht stimmt.
,,Mom...!",flüster ich geschockt und trete einen Schritt weiter in den Trainingsraum hinein.
Warum mich das alles so sehr mitnimmt?
Sobald ich auch nur unabsichtlich Hand an jemanden lege, übernehmen schreckliche Flashbacks die Kontrolle über mich. Bilder über Bilder und Gedanken an den einzigen Schuss, der dann mein Leben verändert hat. Die meiste Zeit kann ich die Erinnerungen gut verschließen, sie verschwinden in den Hintergrund meines Bewusstseins und dort kann ich sie für die restliche Zeit gut verstecken. Doch wenn diese Erinnerungen einmal in mir hochkommen, dann trifft es mich dafür umso härter, genauso wie jetzt.
,,Alle raus hier!",befiehlt sie den Agents im Raum, die sich verwundert anblicken - Kein Wunder.
Vermutlich würde ich mich auch so verhalten, wenn jemand anderes panisch in mein Krankenhaus stürmen würde.
Ich setze mich auf eine Bank am Rande des Trainingsraumes und schon sitzt sie neben mir.
,,Wir hatten da eben so eine Situation-",fange ich an und blicke sie direkt an:,,Ich habe eine Sekunde lang nicht aufgepasst und dann waren Rumlow und er am kämpfen."
,,Und Rumlow konnte ihn nicht alleine unter Kontrolle bringen?",fragt sie dann ein wenig belustigt. Rumlow ist ein wirklich guter Agent, er gehört zu den besten, klar wird man da verwundert, wenn er es mit einem einzigen Täter nicht aufnehmen kann. Sonst schaltet er schließlich eine ganze Gruppe alleine aus.
,,Ich denke es war der Überraschungseffekt.", murmel ich schulterzuckend.
,,Dann hab ich halt ein wenig geholfen."
,,War es denn so schlimm?",will sie mild lächelnd wissen.
Um ehrlich zu sein, fand ich es gar nicht schlimm. Die Gedanken, die mich danach quälen sind das Problem.
Auch als Ärztin habe ich einen Eid geschworen. Ich werde keinem Menschen mutmaßlich Gewalt zufügen und alles geben um Menschen zu retten. Ungeachtet von ihrer Nationalität, ihrem Alter, ihrem Geschlecht oder ihrer Verfassung.
Und mit dieser Aktion eben habe ich meinen Eid ein Stück weit gebrochen.
,,Nein...",antworte ich leise und schüttel leicht den Kopf.
,,Siehst du,es ist alles halb so wild.",entgegnet sie. Kurz darauf nimmt sie meinen Kinn und dreht ihn zu mir. Das Blut von dem Schlag ist mittlerweile getrocknet und klebt in meinem Gesicht, woraufhin sie eine Augenbraue hebt.
,,Ich war etwas langsam.",erkläre ich das ganze.
Meine Mom steht augenblicklich auf und winkt mich herausfordernd zu sich.
,,Was wird das?",will ich geschockt wissen, obwohl ich genau weiß, was sie vorhat. Ich sollte es schrecklich finden, aber schließlich wird das doch nur Training sein, oder?
,,Na los.",grinst sie, bis ich widerwillig aufstehe.
Die nächste halbe Stunde trainieren wir zusammen und ich stelle fest, dass ich doch nicht so eingerostet bin, wie ich dachte. Vermutlich ist kämpfen wie Fahrrad fahren, das verlernt man eben nie. Besonders nicht, wenn man schon seit seiner Kindheit dabei ist.
Gerade habe ich die Oberhand bekommen und befördere meine Mom mit einem geschickten Manöver auf den Rücken.
,,Gewonnen!",keuche ich verschwitzt und schwer atmend, als ich meinen Fuß auf ihrem Bauch platziere.
,,Gewonnen.",bestätigt sie und lächelt mich mit Stolz in ihren Augen an.
Ihre Kleine Tochter hat doch noch was drauf und offensichtlich kann sie es gar nicht abwarten, bis sie es allen wieder zeigen darf. Zumindest sagt mir das ihr Blick.
,,Denk gar nicht dran.",ermahne ich sie.
,,Vielleicht sollte ich Romanoff Bescheid sagen.",droht sie mir dann, aber ich schüttel bestimmt den Kopf.
Natasha Romanoff, ein großer Name hier bei Shield. Sie ist eine unbeschreiblich gute Agentin, aber auch eine sehr gute Freundin von mir. Früher waren wir sowas wie die Schwestern bei Shield, immer zusammen bei Missionen und vom Können her genau auf der gleichen Ebene. Ausserdem weiß Nat immer genau wie sie mich aus meinem Loch ziehen kann.
,,Nat bleibt genau da wo sie ist.",bestimme ich.
Es macht mich stolz, dass sie ein Teil der Avengers ist, denn sie hat sich das wirklich verdient.
Ich steige wieder von ihrem Bauch herunter und helfe ihr dann hoch. Dieses Training hat mir Spaß gemacht, es hat mir wieder meine anderen, alten Prioritäten gezeigt, die nicht alle unbedingt falsch waren.
Auf einmal ertönt ein Geräusch von der Tribüne. Jeder Trainingsraum hat eine Tribüne, auf der Agents zuschauen können und Vorgesetzte, wie Commander oder der Director können ausmachen, wen sie für Missionen haben wollen.
Mein Kopf schnellt zur Seite und auf der Tribüne stehen die vier Agents, die den Täter in die Notaufnahme gebracht haben - inklusive Rumlow.
Sie alle blicken erstaunt zu mir runter, sogar Rumlow sieht mich an, als wäre ich ihm eine Erklärung schuldig.
,,Wie lange stehen die da schon?",flüster ich leise zu ihr.
,,Keine Ahnung.",antwortet meine Mom genauso leise.
Ich folge ihr nach draußen und wir gehen gemeinsam bis zu ihrem Büro. Die Agents folgen uns mit einigem Abstand.
So schnell wie ich kann husche ich in das Büro und kauere mich auf dem Stuhl zusammen. Das letzte was ich jetzt will, ist eine Erklärung abliefern zu müssen.
Vor dem Büro sammelt sich eine Traube von Agents, offensichtlich hat sich das ganze schnell herum gesprochen.
Es dringen nur gedämpfte Worte zu mir durch, nur sowas wie:,,Erklärung" ,,Schulden" und ,,Akte mit Freigabestufe zehn."
Dann übernimmt bekannterweise Commander Hill die Führung:,,Also gut, zuhören! Dr.Hill schuldigt niemandem von euch eine Erklärung. Das geht alleine sie, Fury und mich was an. Zuwiderhandelnde werden ausfindig gemacht und haben mit Konsequenzen zu rechnen.",stellt sie klar und schließt die Tür laut hinter sich.
,,Danke.",Murmel ich, bevor ich mich mit dem Stuhl zu dem großen Fenster mit der fabelhaften Aussicht über Washington drehe.