𝑭𝒐𝒈 𝒊𝒏 𝒉𝒆𝒓 𝑯𝒆𝒂𝒓𝒕 // 𝐌𝐚𝐫𝐯𝐞𝐥

thirty-six

Ich wache auf und finde mich selbst auf einer der Tragen wieder, die eigentlich für medizinische Notfälle genutzt werden. Etwas verwundert hebe ich meinen Kopf und blicke an mir herunter. Was soll das denn jetzt? Mir geht es gut, ich lebe. Ich sollte nicht auf dieser Trage liegen.
,,Hey... was soll das?",krächze ich und versuche aufzustehen. Allerdings werde ich von niemand anderem als Zoey zurück gedrückt:,,Das wirst du jetzt nicht tun. Wir checken dich erstmal durch."
Mit verdrehten Augen lehne ich mich zurück und seufze einmal laut. Das einzige was ich jetzt will, ist mein Bett und eine Cola mit Eiswürfeln. Aber so wie ich aussehe, wird das erstmal nichts.
Im Behandlungszimmer lasse ich mir geduldig von Zoey einige Messgeräte anlegen, die meinen Puls und meinen Blutdruck beurteilen sollen. Die Tür öffnet sich und Hailey kommt zusammen mit Zola und einem tadelnden Blick hinein.
,,Das habe ich garantiert nicht mit Pass auf dich auf gemeint.",witzelt diese und legt mir eine Hand auf die Schulter.
,,Aber immerhin hat dein Prince Charming dich gerettet.",schmunzelt Zola hingegen und wackelt mit ihren Augenbrauen. Damit habe ich definitiv nicht gerechnet und so entfährt mir ein lautes Lachen, gemischt mit einem empörten Gesichtsausdruck.
,,Das habe ich mir ja nicht ausgesucht.",entgegne ich daraufhin und versuche meinen Gesichtsausdruck möglichst neutral zu halten. In meinem Kopf schwirrt zugegeben immernoch einiges herum, das meiste davon hat mit Steve zu tun. Es tat gut, ihn mal wieder zu sehen. Sein Geruch, seine Art, seine Wärme - alles.
Apropos, wo ist er überhaupt?
Mit meinen Augen suche ich den Raum und mögliche Fenster ab, aber hier ist nichts auffälliges zu sehen.
,,Er ist mit Katie im Konferenzraum.",beantwortet Hailey meine Frage ohne, dass ich sie überhaupt aussprechen musste. Beruhigt bin ich davon aber ganz und gar nicht. Katie macht schon länger einen fraglichen Eindruck auf mich. So als würde sie alles tun, um mir auf irgendeine Weise mein Leben zu vermissen. Naja, irgendwie habe ich mir das auch selbst eingebrockt. Immerhin war ich diejenige, die auf dem Flug die Koordinaten von ihrer eigenen Organisation freigegeben hat und dann auch noch an Katie! Etwas dümmeres hätte mir wohl nicht passieren können.
Die Tests sind fertig und Zoey gibt mir ein Papier mit der Auswertung.
Schlafmangel, Nachwirkung der Toxine, Eisenmangel.
,,Ernsthaft, Eisenmangel? Worauf hast du bitte getestet?",frage ich Zoey amüsiert.
,,Das komplette Paket.",grinst diese und hält mir einen weiteren Zettel vor die Nase:,,Herzlichen Glückwunsch, du bist nicht schwanger."
Alle brechen in ein kleines heiteres Lachen auf und ich Lächel mehr in mich hinein, das hätte ich ihr vermutlich auch selber sagen können. So langsam kommt meine Kraft zurück und ich stehe nach Protest der anderen Erfolgreich auf. Aus dem Medikamentenschrank nehme ich mir ein paar Tabletten, die meinen Zustand um einiges Verbessern sollten.
,,Ich glaube ich werde erstmal eine Runde schlafen.",verkünde ich dann und verlasse den Raum, an meiner Seite Hailey, die auf mich aufpasst als könnte ich jede Sekunde mein Bewusstsein verlieren.
,,Mir geht es gut.",sage ich nochmal und mache mich dann auf den Weg zum Konferenzraum.

Ein paar Minuten später öffne ich die Türe zum Konferenzraum und setze ein übertriebenes Lächeln auf.
,,So leer wie der Tank vom Jet ist, kommt ihr hier heute nicht mehr weg. Wir können euch aber einen Schlafplatz anbieten.",spreche ich zu ihnen. Katie setzt ebenfalls ein Grinsen auf und schnurrt:,,Das wäre wirklich nett."
Anstatt etwas zu sagen nicke ich, nun fängt die Schlange schon an, mich mit meinen eigenen Waffen zu schlagen.
Hailey bemerkt wohl meine Stimmung, denn sie übernimmt das reden:,,Dann folgt uns bitte."
Wir beide gehen vor und führen die beiden durch die Flure unseres Bunkers. In mitten eines Gangs murmelt Hailey mir zu:,,Wir haben nur ein freies Zimmer."
Ein wenig geschockt blicke ich zu ihr herüber. Das Zimmer ist eines der Einzelzimmer, mit Doppelbett und in dem Flur, wo sich auch unsere Zimmer befinden. Die Azubis teilen sich jeweils zu zweit ein Zimmer, wie im Internat, aber bis jetzt hat sich noch niemand beschwert. Trotz des Kleinen Schocks, nicke ich nur und setze meinen Weg fort. Na Toll, jetzt werden die beiden sich wahrscheinlich noch ein Zimmer teilen. Es ist doch zum Haare raufen! Kann hier nicht einmal irgendwas funktionieren?
Der Schlafbereich wird mit Hilfe einer Glastüre vom Rest der Basis abgetrennt, so hat man wenigstens ein bisschen das Gefühl von einem Zuhause. Während Hailey ihre Personalkarte zückt, um diese Türe zu öffnen, kann ich einen Blick in das spiegelnde Glas werfen. Mein Gesicht sieht wirklich nicht gut aus, die Lippe ist noch immer dick und einige blaue Blessuren schmücken mein Gesicht. Hinter mir erkenne ich ganz leicht, dass Katie beginnt gehässig zu grinsen.
,,Nettes Pfeilchen.",kommentiert diese das ganze. Somit bemerke ich, dass Steve mich von der Seite anblickt, aber das ignoriere ich fürs erste. Er meint es sicherlich nicht böse, aber es wäre schön, wenn ich einen einzigen Tag mal nicht an mein verkorkstes Liebesleben erinnert werden muss.
Die Türe öffnet sich mit einem lauten Ton und wir treten ein. Das ist der eine Flur, der nur Zoey,Zola,Hailey und mir vorbehalten ist, einfach damit wir auch mal zur Ruhe kommen können. Jedes Zimmer wurde individuell eingerichtet und hat ein Bad.
,,Hier schlafe ich, Zola, Zoey.",murmelt Hailey und zeigt dabei auf die entsprechenden Türen ,,Und hier April." Meine Tür ist die letzte im Flur, aber das ist unwichtig. Dann zeige ich auf eine Tür zwischen meiner und Zoeys liegt:,,Hier ist ein Zimmer frei, allerdings-",sage ich und öffne die Türe, freier Blick auf das einzige  Bett im Raum:,,...gibt es nur ein Bett."
,,Ich kann aber heute bei April schlafen, dann ist ein weiterer Raum frei-",wirft Hailey ein, wird aber von Katie unterbrochen:,,Das ist kein Problem."
Langsam staut sich ein wenig die Wut in mir, was denkt sie sich eigentlich, wer sie ist? Da lade ich sie in meine Basis ein und die blöde Kuh zieht so eine Show ab.
Bevor ich meiner Wut Luft machen kann, nicke ich das knapp ab und mache auf dem Absatz kehrt, um in mein Zimmer zu verschwinden.
,,Gute Nacht.",sage ich freundlich und richte dabei mein Lächeln genau auf Katie. Dann jedoch wende ich mich an Hailey:,,Ich brauche jemanden, der Morgen mein Sechs Uhr Training übernimmt. Sieben Uhr sollte ich schaffen."
Der Fakt, dass ich bis sieben Uhr höchstens drei Stunden Schlaf bekommen kann, zieht einfach an mir vorbei. Haben sich meine Neulinge ja nicht ausgesucht, dass ich mich verletzen lasse. Wie sagt man so schön? The Show must go in.
Bevor meine Zimmertür ins Schloss fällt, höre ich noch ein kleines protestierendes Gemurmel von Hailey:,,Stimmt, ist ja nicht so als ob du Schlafmangel hättest." Der Satz trieft fast vor Ironie, aber darauf kann ich mich nicht konzentrieren. Das einzige, was mit mir noch passiert, ist das ich todmüde in mein Bett falle.