eighteen

752 27 3
                                    

,,Das ist die letzte Ladung.",ruft der Pilot des kleinen Jets uns zu. Sam und Steve haben es offensichtlich geschafft, das Projekt Insight aufzuhalten. Denn vor ein paar Minuten sind die Helicarrier zu Boden gegangen. Einer von ihnen hat das Triskelion geschliffen, dabei gab es noch mehr Verletzte.
Der Jet landet und die Pfleger laden die letzten Patienten ab. Es sind lediglich einfache Schusswunden, die wir ohne Operation behandeln können. Amy und Summers haben das alles wirklich gut unter Kontrolle. Ein paar der anderen Ärzte haben sich schlafen gelegt oder sind nach Hause gefahren, schließlich arbeiten wir alle hier schon seit Stunden unter Hochdruck.
Mit schnellen Schritten betrete ich die Notaufnahme und eile direkt an das erste Bett im Raum.
,,Wie kann ich Ihnen helfen?",frage ich direkt. Wie alle anderen auch, arbeite ich präzise und schnell. Es gibt keine Zeit, um Zeit mit Freundlichkeit zu vergeuden. Ehe er mir antworten muss, erkenne ich einen Messerstich in seiner Schulter. Schnell winke ich einen Anfänger heran, die können nun die einfachen Aufgaben machen, schließlich sind jetzt genug Oberärzte für die Operationen da.
,,Einmal säubern und nähen, nicht einweisen.",ordne ich an und werde dann an den Eingang gerufen. Dort landet absurderweise ein Helikopter, was gerade aber absolut normal scheint.
,,Was haben wir?",will ich wissen. Als ich jedoch erkenne, wer dort heraus kommt, nehme ich das selbst in die Hand.
Meine Mom kommt auf mich zu:,,Nat hat einen wirklich heftigen Stromschlag abbekommen, sie war kurz weg. Sam hat sehr viel Staub eingeatmet und eine Wunde am Kopf.
,,Jule...!",rufe ich und schon kommt sie angerannt ,,Mach bitte ein EKG bei Romanoff und zeig mir dann die Werte." Dann wende ich mich an Sam und beförder ihn mit ein wenig Hilfe auf eine Trage. Als wir ihn rein bringen, drehe ich mich im Lauf noch einmal um:,,Bei euch beiden alles in Ordnung?"
Nach ihrem Nicken konzentriere ich mich auf Sam und mache mich in einem Traumaraum direkt an die Arbeit. Geschickt lege ich ihm einen Zugang und lasse eine Infusion in seinen Arm laufen. Langsam wird er wieder ansprechbar.
,,Sam? Kannst du mich hören? Hast du große Schmerzen?"
Er deutet keuchend auf seinen Hals, deswegen schnalle ich ihm eine Sauerstoffmaske um. Sein Brustkorb beginnt sich langsamer zu heben und er kommt langsam wieder zu Atem. Also fange ich an die Wunde an seinem Kopf zu säubern. Schlussendlich tackere ich die Wunde sauber und drücke Sams Hand.
,,Lass die Maske bitte noch ein wenig auf. Bis du ordentlich atmen kannst, wenn du noch etwas brauchst, kannst du dich melden.",fordere ich dann. Mein Körper bewegt sich zur Türe und dort drehe ich mich noch einmal um:,,Hast du... hast du was von Steve gehört?",frage ich zögerlich. Er sieht sofort auf, doch der Ausdruck in seinem Gesicht bedeutet nichts gutes. Sofort rutscht mir mein Herz in die Hose, aber noch wollte ich mir nichts anmerken lassen.
Nun sieht auch er den Ausdruck auf meinem Gesicht, doch er kommt sofort hastig auf mich zu:,,Nein, das wollte ich nicht sagen! Es ist nur - also er war auf dem Helicarrier, der abgestürzt ist."
,,Was?!", so viel Verzweiflung schwingt in meiner Stimme mit, dass sich letztlich doch Tränen in meinen Augen sammeln.
,,Hör zu, es wird bestimmt alles -",setzt er an, doch wir werden von einer durchdringenden Stimme unterbrochen:,,Dr.Hill?! Sofort in die NA.",ruft Amy mir zu. Sam folgt mir nach draußen, dort stehen ungefähr zehn Ärzte um ein Bett herum. Amelia und Jule sind bemüht, sie alle weg zu drängen.
,,Das ist Dr.Hills Patient, gehen Sie weg!",faucht Amy sie an. Das geht noch so weiter, bis Jule überraschenderweise das Wort ergreift:,,Alle verschwinden jetzt von diesem Bett, sonst trete ich Ihnen allen in den Arsch!"
Kaum hat sie das ausgesprochen, stehen nur noch sie beide am Bett und ich erkenne, wer da liegt. Eine einzelne Träne läuft an meiner Wange herunter. Seine Augen sind geschlossen und sein Atem geht ganz flach. Yang versucht mir etwas über seinen Zustand mitzuteilen, doch das höre ich schon gar nicht mehr.
Ich trete langsam an die Trage heran und nehme seine Hand.
,,Steve...?" Keine Reaktion.
Erst, als Sam hinter mich tritt und auf mich einredet, fange ich an zu schalten. Ich kann ihn retten und das werde ich auch!
,,EKG, Schädel-CT und dann schauen wir weiter.",ordne ich an und sofort setzt sich das Bett in Bewegung.
,,Sam, heb mich mal hoch.",fordere ich dann drängend und er setzt mich mit Leichtigkeit auf die Trage. Ich schnappe mir eine Nadel, einen Schlauch und lege dann einen Zugang. Ich nehme sofort mein Stethoskop und höre auf sein Herz. Als ich ein regelmäßiges Geräusch vernehme, bildet sich ein leichtes Lächeln auf meinem Gesicht.
,,Wir haben keinen Synusrhythmus mehr.",verkünde ich dann. Bei Summers und Yang entsteht ebenfalls ein Grinsen, doch Sam schaut nur entsetzt:,,Keinen Rhythmus?!"
Amy klärt ihn freundlich auf, während ich von der Trage springe und Steve ins CT gebracht wird.
,,Doch, er hat einen regelmäßigen Rhythmus.",erklärt sie. Mit diesem ganzen medizinischem Kram kann er wahrscheinlich gar nichts anfangen, aber er tut trotzdem so, als würde er es verstehen.
Nach ein paar Minuten im CT zeigt er keine Auffälligkeiten, deswegen nehmen wir ihn nur stationär auf.
Ich lasse ein paar Stühle in das Zimmer stellen und wende mich dann an Sam, der ratlos im Türrahmen steht.
,,Es geht ihm soweit gut. Wenn er in den nächsten Tagen aufwacht, ist alles in Ordnung. Ich würde auch hier bleiben, aber ich hab noch wirklich viel zu tun, also -",fange ich an, er bietet jedoch an:,,Ich bleibe gerne bei ihm, aber du solltest dich mal hinlegen." Kaum hat er das ausgesprochen, spüre ich die Müdigkeit in meinen Knochen. Wir sind seit heute Morgen auf den Beinen und jetzt fängt langsam schon an die Sonne unter zu gehen. Alleine das Gefühlschaos, welches ich heute durchlebt habe, könnte mich für drei Tage schlafen lassen.
Genau im richtigen Moment kommt Amy um die Ecke, als sie mich sieht, beginnt sie zu lächeln. Kurzerhand schiebe ich sie in den Raum hinein. Als sie sich ratlos umdreht, grinse ich sie zerknirscht an:,,Du schläfst jetzt. Aber da du dich hier nicht zur Ruhe setzen willst, wird Sam auf dich aufpassen."
Denn sie ist so ehrgeizig wie ich, nur kann ich zumindest ein Auge auf sie haben. Ausserdem wird Sam sehr gut auf sie aufpassen.
,,Gute Nacht.",zwinker ich ihr zu und verlasse den Raum, um den Bereitschaftsraum aufzusuchen. Doch auf dem Weg dorthin läuft mir Jule über den Weg. Sie hat mich nicht gesehen, deswegen läuft sie genau in mich rein. Als wäre das noch nicht genug, torkelt sie dann gegen einen Notfallwagen und kurz bevor sie hinfällt, halte ich sie oben.
,,Wo willst du denn hin? Die anderen Anfänger sind doch schon längst Zuhause!",frage ich sie. Die Assistenzärzte haben nämlich vor dieser Situation eine Nachtschicht gehabt, deswegen sollten sie jetzt erst recht schlafen.
,,Aber hier wird so viel Hilfe gebraucht und es sind zwei neue in die Notaufnahme gekommen...",antwortet sie müde.
,,Wir machen einen Deal.",biete ich dann an:,,Du gehst schlafen und ich gehe in die NA. Morgen möchte ich dich frühestens um Sieben Uhr wieder hier sehen." Mit diesen Worten schiebe ich sie in den Bereitschaftsraum und warte, bis sie sich hingelegt hat. Tatsächlich ist Jule nicht die einzige, die schlafen will - der Raum ist überfüllt.
Wie versprochen gehe ich dafür jetzt in die Notaufnahme und mache mich wieder an die Arbeit. Sams Versprechen, dass ich schlafen gehen würde, verschiebe ich in meinen Hinterkopf.
,,Haben wir was akutes?",rufe ich in die Zentrale, als ich sie betrete. Als erstes desinfiziere ich meine Hände und anschließend ziehe ich mir ein paar Handschuhe an. In genau dem Moment kommt eine Schussverletzung rein, die ich sofort behandeln möchte. So geht es die nächsten Stunden weiter. Auch wenn ich immer müder werde, nehme ich mich jedem Patienten an, der hier rein kommt. Mit der Zeit wird es immer anstrengender, aber das Interesse an der Arbeit drängt sich in den Vordergrund.

𝑭𝒐𝒈 𝒊𝒏 𝒉𝒆𝒓 𝑯𝒆𝒂𝒓𝒕 // 𝐌𝐚𝐫𝐯𝐞𝐥 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt