eight

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Das erste was ich höre, als ich wieder wach werde ist ein leises regelmäßiges Piepen. Ich öffne meine Augen und mit jedem neuen Atemzug scheint der Schmerz schlimmer werden.
Mit einem mal wird der Schmerz schlimmer und durchzuckt mich bei jeder noch so minimalen Bewegung. Der Herzmonitor scheint auf einmal verrückt zu spielen, denn das Geräusch ertönt nun fast dauerhaft. Ohne zu verstehen, was gerade passiert, beobachte ich die nächsten Sekunden ganz genau. Eine Schwester kommt hinein, doch ihre Anwesenheit verwirrt mich nur umso mehr. Direkt hinter ihr folgt meine Mom, sie ist die letzte Person, die ich erkenne bevor meine Augen wieder zufallen.
,,Kammerflimmern, wir brauchen den Reanimationswagen!",ruft plötzlich eine Stimme. Es ist Dr.Millers und sogar er scheint gestresst.
Als nächstes spüre ich die kalten Paddles auf meinem Dekoltee und ein Stromschlag durchfährt mich.
Wird er es diesmal rechtzeitig schaffen?
Wird Dr.Millers dieses Leben retten können?
,,Komm schon, Hill.",zischt er und dann wieder:,,Du hast schon mehr geschafft.
Wieder Schock.
Ein härterer Schock.
Innerhalb von einer Sekunde ändert sich die Situation.
Es ist wie ein Schauer, der mich durchfährt. Ein kalter, schneller Schauer, der doch so einiges in mir auslöst.
Vielleicht weniger als eine Minute ist vergangen, seitdem der Monitor keinen Ton mehr von sich gibt.
Kann das sein?
Das ein Herz einfach so aufhört zu schlagen?
Und wenn sich der Tod wirklich so friedlich anfühlt, wieso haben die Menschen dann so Angst davor?
Vielleicht ist der Tod nicht das Ende des Lebens, sondern eher der Ende vom Schmerz. Ist es so einfach?
Kann ich einfach diesen Entschluss machen, der mein Leben verändert oder gar beenden wird, wenn ich es wirklich will?
Doch schnell scheint mir diese Entscheidung abgenommen, jemand beginnt mit einer Herzdruckmassage.
Wieder Minuten später ist meine Entscheidung gefallen.
Ein zweites Mal öffne ich meine Augen, diesmal blicke ich in die Augen von Dr.Millers.
,,Weg.",Krächze ich gerade so laut, dass er es hören kann.
Wenn ich mich nicht irre, schleicht sich sogar ein kleines bisschen Erleichterung auf sein Gesicht, als er bemerkt, dass ich doch nicht gestorben bin. Hätte er wohl gerne.
An meinem Arm hängt eine starke Infusion, die mich wirklich benommen werden lässt und langsam kommen wieder die Gedanken an den Vorfall wieder hoch.
,,Wie lange?",Krächze ich wieder.
Millers schaut mich aufmerksam an, als würde es ihn wirklich interessieren, was ich zu sagen habe.
,,Du warst drei Tage bewusstlos.",antwortet er monoton. Als Antwort nicke ich ganz leicht mit dem Kopf und wende dann meinen Blick ab. Mehr als das will ich von ihm gar nicht wissen.
Ein Stück weit gebe ich ihm die Schuld daran, dass mir das zugestoßen ist. Schließlich habe ich ihn angepiept und er ist einfach nicht erschienen. Er hätte definitiv kommen müssen, hier bin ich seine Vorgesetzte.
Wie dem auch sei - ich hasse ihn immernoch.
Er verlässt den Raum und ich bin für kurze Zeit alleine.
Ein beklemmendes Gefühl erreicht mich, alleine in diesem leeren Zimmer.
Wie sieht das auch aus?
Erst habe ich meine Identität als Bella Donna zugegeben und schließlich lasse ich mich von einem daher gelaufenen Mann überwältigen. Das war eine wirklich schwache Leistung.
Nach kurzer Zeit alleine, kommt meine Mom ins Zimmer. Sie setzt sich auf den Stuhl am Bett und nimmt meine Hand. Es sieht so aus, als hätte sie geweint.
,,Du hast mir wirklich Angst gemacht.",flüstert sie dann.
,,Es tut mir leid, Mom.",murmel ich schuldbewusst, auch sie lächelt mich erleichtert an.
,,Fury hat sich was überlegt...",gesteht sie dann ,,Er möchte immernoch seine Bella Donna zurück.",lachte sie.
Irgendwo habe ich mir schon gedacht, dass er nach diesem Theater will, dass ich wieder mein Kampftraining aufnehme. Das wird sicherlich noch für einige Diskussionen sorgen.
Sie räuspert sich:,,Es gibt da noch jemanden, der dich gerne sehen will."
Dann steht sie auf und verlässt den Raum, während ich gespannt auf denjenigen warte. Ehrlich gesagt habe ich die Person, die durch die Tür kommt am wenigsten erwartet.
,,Steve...",murmel ich immer noch heiser und setze ein freundliches Lächeln auf.
Ich weiß nicht, was er mit mir macht, aber mein Herz springt wieder ein kleines bisschen schneller.
Er kommt auf mich zu und setzt sich auf den Stuhl, auf dem zuvor meine Mutter saß.
,,Wie geht es dir?",fragt er und sucht den Kontakt zu meinen Augen.
Ich blicke bereitwillig in seine Augen und verliere mich ein wenig in ihnen.
Blau und wirklich schön.
Ich schüttel einmal den Kopf, um wieder klare Gedanken zu fassen:,,Mir geht es soweit ganz gut...denke ich."
Er zuckt mit den Schultern:,,Ich hab mir wirklich Sorgen gemacht!",gesteht er dann.
,,Captain America macht sich Sorgen um mich? Ich fühle mich geschmeichelt.",bemerke ich sarkastisch, woraufhin er anfängt zu lachen:,,Für dich bin ich einfach nur Steve."
,,Okay, einfach nur Steve.",äffe ich ihn nach und fange leicht an zu grinsen.
,,Wie geht's meinen Leuten?",hake ich dann nach ,,Leben alle Agents noch?"
Jetzt zuckt er mit den Schultern:,,Ich bin eigentlich nur hier.",er deutet auf dieses Zimmer ,,Und beim Verhör gewesen."
Der letzte Satz lässt mich hellhörig werden:,,Verhör?"
Er nickt und seufzt:,,Nat kann wirklich knallhart sein."
Oh, Nat.
Ich kann mir gar nicht vorstellen, was er alles durchmachen musste mit ihr. Vom Verhör bis über Drohungen, hat sie wahrscheinlich alles gegeben.
Als nächstes schießt mir wieder durch den Kopf, weshalb Steve überhaupt im Krankenhaus war.
,,Und...und unser Treffen holen wir nach.",fordere ich dann ,,A-also nur, wenn du willst...",füge ich noch hinzu. Schließlich möchte ich nicht, dass er sich zu irgendwas gezwungen fühlt.
Er nickt direkt:,,Das wäre wirklich toll."
Er grinst fröhlich, auch das löst in mir wieder derartige Glücksgefühle aus. So glücklich war ich wahrscheinlich lange nicht mehr, obwohl ich in einem verdammten Krankenhaus liege.
Mit einem mal ändert sich die Stimmung im Raum, es liegt etwas in der Luft, dass ich auf keinen Fall verlieren will.
Wieder trifft sein Blick auf meinen und er kommt mir unauffällig immer näher. Mittlerweile wechseln meine Augen von seinen bis zu seinen Lippen.
Bis sie dann aufeinander liegen.
Es ist ein kurzer Kuss, aber sehr intensiv.
Seine Lippen sind weich und sanft, nicht stark und auf gar keinen Fall fordernd, einfach zwanglos.
Nach viel zu kurzer Zeit lösen wir uns voneinander. Überglücklich lächel ich ihn an.
,,Das war wirklich schön.",murmel ich dann und werde augenblicklich rot, so dass ich mich wegdrehe.
,,Fand ich auch.",erwidert er dann. Mit zwei Fingern zieht er vorsichtig seinen Kopf wieder zu ihm hin.
,,Da sind noch andere, die sich sprechen wollen.",bemerkt er dann und steht auf. Bevor ich etwas erwidern kann, steht er auf und meine Horde von Anfängern stürmt herein.
Sie alle reden durcheinander; Summers, Finnes, Crave, und Will.
Ich kann vor lauter Beschwerden kein einziges Wort verstehen.
,,Okay, langsam!",bitte ich dann.
,,Jeder der Reihe nach, dann kann ich euch helfen.",informiere ich sie lächelnd.
Es freut mich, dass meine Assistenzärzte offensichtlich doch so sehr an mir hängen. Sie sind zwar erst seit ein paar Wochen bei mir, doch jeder von ihnen ist auf seine Art und Weise vielversprechend.
,,Millers kommandiert uns rum, wir haben fast keine Pausen und dürfen nichts machen.",fängt Will an. Ich nicke und nehme mir tatsächlich einen Zettel zur Hand. Da ich wieder wach bin, kann ich zumindest meinen Leuten wieder helfen.
,,Das einzige was wir machen dürfen sind Pflaster kleben, säubern und Nachttöpfe leeren.",setzt Finnes fort.
Auch Crave meldet sich zu Wort:,,Die Kinder werden jeden Tag mit neuen Ärzten konfrontiert."
Crave hat sich auf die Pädiatrie spezialisiert, er kann super mit Kindern, kein Wunder das er da seine Schützlinge beschützen will.
,,Und zu guter letzt hat er in einem Monat eine komische Ärztin beordert, die das Ausbildungsprogramm ändern soll.",endet Summers genervt die Rede.
,,Was für eine Ärztin?",hake ich nach.
Summers zuckt mit den Schultern:,,Irgendeine Spezialistin, weil die anderen Anfänger sich mit Ihnen nicht wohl fühlen."
Obwohl mich das sehr viel mehr trifft, als ich zugebe, nicke ich. Es wird schon alles gut werden, ich hab hier immernoch einige Kontakte hier und werde meinen Posten hier nicht verlieren.

Es sind zwei Wochen vergangen, zwei Wochen in denen ich nur in diesem beschissenen Bett lag. Nun bin ich endlich so weit, dass ich das Zimmer verlassen darf. Zwar mit Krücken, aber immerhin.
Nat, Steve und meine Mom haben mich jeden Tag besucht. Auch meine Anfänger waren jeden Tag da und haben mir brav Bericht erstattet, sogar Fury war da um mit mir über das weitere Training zu diskutieren.
Er hat mich schließlich überredet, dass ich zumindest ein wenig Training wieder aufnehme. So, dass ich wenigstens nicht mehr so eingerostet bin.
Vor diesem Schritt habe ich mehr als nur ein wenig Angst. Ich bin mir überhaupt nicht im klaren, was das in mir auslösen wird, aber Nat hat sich bereit erklärt mit mir zu trainieren. Das wird mit sicherlich helfen, da bin ich mir sicher.
Mit Steve ist es ein wenig komplizierter, ich mag ihn - sehr sogar, aber irgendwas scheint mir immernoch im Weg zu stehen.
Seufzend greife ich nach meinen Krücken und stehe dann auf, erst zittern meine Beine, doch mit jedem Schritt wird es einfacher.
Egal wie schwer es wird, ich zwinge mich selber weiter zu machen. Sonst wird das nie was. Ich muss die Muskeln beanspruchen, um sie wieder zu trainieren.
Als ich aus der Tür trete, ist Dr.Will sofort bei mir.
,,Ganz ruhig, ich kann laufen.",beruhige ich ihn und er geht sofort auf Abstand.
Ich humpel in die Notaufnahme und verschaffe mir einen Überblick, es ist ganz klar, dass meine Anfänger weniger dürfen, als seine.
Als meine Anfänger auf meine Anwesenheit aufmerksam werden, sammeln sie sich um mich herum.
,,Mama ist wieder da, jetzt wird ordentlich gearbeitet.",grinse ich. Das hier ist auch eine Chance für mich wieder zu arbeiten.
,,Ich sage euch, was wir machen und ihr seid meine Hände.",befehle ich ihnen.
Im nächsten Moment kommt ein Notfall rein.
,,Wir gehen in Trauma drei!",rufe ich ihnen zu, während sie auf die Liege zu stürmen.
,,Was haben wir hier?",frage ich dann und Finnes klärt mich auf:,,Agent Bont, er wurde angeschossen im Schulterbereich."
Ich nicke und lasse sie arbeiten, schließlich gebe ich sie an einen Chirurgen ab, für mehrere Stunden Op fühle ich mich noch nicht fit genug.
,,Super Arbeit, wenn ihr so als Team arbeitet, könnt ihr immer zusammen einen Fall übernehmen.",trage ich ihnen auf und verlasse die Notaufnahme.
Ich mache mich auf den Weg zu meiner Mom, heute darf ich auch endlich wieder nach Hause.
Mein eigenes Bett und guter Schlaf, genau das was ich brauche.

𝑭𝒐𝒈 𝒊𝒏 𝒉𝒆𝒓 𝑯𝒆𝒂𝒓𝒕 // 𝐌𝐚𝐫𝐯𝐞𝐥 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt