𝑭𝒐𝒈 𝒊𝒏 𝒉𝒆𝒓 𝑯𝒆𝒂𝒓𝒕 // 𝐌𝐚𝐫𝐯𝐞𝐥

six

Wie üblich früh, mache ich mich auf den Weg zur Arbeit. Gerade als ich den Motor meines Autos starten will, reagiert die Kupplung nicht mehr.
Verzweifelt haue ich auf das Lenkrad.
,,Das darf doch nicht wahr sein!"
Gerade heute darf ich nicht zu spät kommen. Das Krankenhaus wird um ein Team reicher und das will ich unbedingt mitbekommen. Vorallem der neue Oberarzt, oder Oberärztin, interessiert mich.
Wer wird es wohl sein?
Welches Fachgebiet?
Ich selber habe mehrere Fachgebiete, aber es ist üblich, dass andere Ärzte nur eins oder zwei haben. Doch vielleicht werde ich heute überrascht?
Noch ein letztes mal probiere ich, mein Auto anzuschmeißen, doch wieder funktioniert es nicht.
,,Mom? Kannst du mich abholen?",frage ich zerknirscht in mein Telefon. Sie ist wie üblich direkt nach dem zweiten Klingeln rangegangen.
,,Kann ich machen. Du bist sowieso schon zu spät.",kommentiert sie das ganze woraufhin ich meine Augen verdrehe. Ich bin ein überpünktlicher Mensch und hasse es, wenn andere zu spät kommen und nun komme ich selber zu spät.
Während ich auf die andere Hill warte, sitze ich im Auto und beobachte alle anderen Autos an mir vorbeiblitzen.
Besser hätte ein Samstag doch gar nicht starten können, oder?
Neben mir fährt der schwarze Wagen meiner Mom vor. Ich setze mich seufzend auf den Beifahrersitz und sie fährt direkt los.
,,Was steht heute bei dir an?",will sie wissen und ich antworte direkt:,,Begrüßung der CIA, zwei kleine Operationen, Visite bei Nat und dann die Checks der restlichen Avenger und bei dir?"
,,Wie üblich. Kommandozentrale, Verhöre und Meetings.",erklärt sie dann.
,,Weißt du was über den neuen Oberarzt?"
Forschend blicke ich sie an. Sie ist in alle Entscheidungen involviert und kriegt alles raus, falls sie etwas bestimmtes wissen will. Nur habe ich das komische Gefühl, dass sie nicht über meine Kollegen nachgefragt hat.
Wie erwartet zuckt sie mit ihren Schultern:,,Fury persönlich hat ihn ausgesucht, keine Ahnung wer das sein könnte."
Ich nicke und schon fahren wir in das unterirdische Parkhaus. Da sie in die Kommandozentrale muss, wird das Auto am anderen Ende des Triskelions geparkt, so das ich durch die riesige Basis laufen muss um zum Krankenhaus zu kommen.
,,Das war ne blöde Idee!",lache ich, als ich an jeder Tür meinen Ausweis zücken muss.
Wer hat das überhaupt erfunden? So viele Türen und Gänge und alles hat eine andere Sicherheitsfreigabe.
Ich eile in den Bereitschaftsraum, wo ich mir meinen Kittel überziehe und dann in Richtung Notaufnahme laufe.
Auf dem Weg dorthin treffe ich Jule, die offensichtlich auf mich gewartet hat.
,,Sind die neuen schon da?",frage ich sie.
So geschockt wie sie aussieht, ist das Team wohl nicht so prickelnd.
,,Ich weiß nicht-",fängt sie zögerlich an, doch ich unterbreche sie:,,Hau raus, Summers."
Von dem ganzen Team habe ich am meisten Hoffnungen in sie gesetzt. Sie ist zwar ein wenig schüchtern, aber ich denke dass kann sich mit der Zeit noch ändern. Denn medizinisch ist sie eine eins. Sie kann schnell schalten und gibt nicht schnell auf, genau das was ich in diesem Krankenhaus haben will.
Sie versucht sich noch kurz rauszureden, aber ich blicke sie so an, dass sie schließlich nachgibt.
,,Das Team - extrem eingebildet, doch einer hat eben ne Naht versaut.",fängt sie an und redet sich voll in Fahrt. Das lässt mich grinsen, genau diese offene Summers brauche ich.
,,Und er, dieser Oberarzt. Sieht zwar einigermaßen gut aus, ist aber eingebildet und hält viel zu viel von sich!"
Wir kommen gerade zusammen an dem Eingang zur Notaufnahme an, ich drehe mich kurz zu ihr und bedanke mich:,,Danke, Jule."
Während ich mir Handschuhe anziehe, verschaffe ich mir zuerst einen Überblick. Wir haben zwei akute Fälle, einer davon der mich mehr interessiert.
Sogleich kommt ein Arzt neben mich, der die Notaufnahme leitet und klärt mich über alles auf:,,Wir haben in Bett eins eine Schussverletzung im Bein, Zwei Einschusslöcher.",er leitet mich in einen Traumaraum und öffnet die Türe:,,Trauma Eins, ein Vierzehn Jähriges Mädchen, wurde missbraucht. Vermutlich Vergewaltigungsopfer. Teilweise Tachykard durch Panik."
Ich betrete nickend den Raum.
Vier Assistenzärzte, die nicht zu mir gehören, stehen um dem Bett herum und fuchteln aufgeregt herum. Drei Männer versuchen sie aufs Bett zu drücken, während ein weiterer Mann versucht ihr eine Spritze mit Sedativum zu geben.
Fassungslos betrachte ich das ganze.
Direkt jetzt wird mir schon klar, dass meine Anfänger denen haushoch überlegen sind. Alleine vom menschlichen und Mitgefühl her, das was hier abgeht wäre selbst Finnes niemals eingefallen.
Können die sich nicht vorstellen, dass ein Mädchen in dieser Lage am liebsten alleine wäre?
,,Hey!",rufe ich in den Raum. Sofort hören alle auf zu hantieren und blicken mich an.
,,Raus hier.",zische ich. Alle gehen murrend nach draußen und ich gehe näher an das Bett heran.
Sie hat rote Haare, ihr Gesicht ist von Blessuren übersäht und durch die Anstrengung eben, laufen ihr Schweißperlen am Gesicht herunter.
,,Hi, ich bin April.",stelle ich mich lächelnd vor, während ich bewusst Abstand halte.
Sie mustert mich zögerlich und ich versuche eine gewisse Ruhe auszustrahlen.
,,Ich werde dich nicht anfassen, wenn du das nicht möchtest. Du kannst mir aber gerne zeigen, wo du Schmerzen hast.",informiere ich sie und warte, bis sie mir ein kleines Handzeichen gibt. Dann trete ich näher an das Bett heran und folge ihrer Hand, die auf ihren Bauch deutet.
,,Magst du mir deinen Namen verraten?",frage ich sie, während ich ihr Abdomen Abtaste. Kurz über ihrem Bauchnabel zuckt sie zusammen.
,,Ich heiße Jo.",murmelt sie und verzieht ein wenig ihr Gesicht.
Alles deutet bis jetzt auf eine größere Verletzung an der Bauchspeicheldrüse hin.
Ich nicke ihr einmal zu und untersuche dann die weiteren Verletzungen am Hals und Gesichtsbereich.
,,Eine wirklich gute Ärztin wird gleich ein CT mit dir machen.",informiere ich sie und piepe direkt Summers an. Jo sieht mich mit großen Augen an:,,Kein...Mann...?",fragt sie zögerlich und ich schüttel direkt mit dem Kopf.
,,Nein, kein Mann. Nur Jule, sie ist die beste aus meinem Team.",flüstert ich dann, als besagte direkt den Raum betritt.
,,Hi, ich bin Jule!",begrüßt sie die Kleine freundlich und zieht sich ebenfalls Handschuhe an.
,,Ansonsten hast du nur leichte Quetschungen im Gesicht und eine Verletzung am Hals, die wir beobachten müssen. Ich würde gerne deine Eltern informieren.",sage ich dann und hebe fordernd die Augenbrauen.
Sie schüttelt den Kopf:,,Meine Mom ist seit Jahren unter der Erde und mein Dad...",ihre Stimme versagt und ich lasse es gut sein. Das wird später noch eine Psychologin rausbringen und solange wird der Vater von ihr fern gehalten.
Summers verlässt mit ihr den Raum und lässt mich zurück. Meine Handschuhe streife ich ab um mir dann für den nächsten Patienten neue an zu ziehen.